Herne, den 21. November 1996.

Liebe Traudel!
Herzlichen Dank für Deinen so umfangreichen Brief vom 7.11. Es freut uns, daß Du Dich über unsere Geburtstagspost gefreut hast. Schön ist es auch, daß Du alle Anweisungen befolgt hast. Stimmt das auch wirklich? Was ist mit den Briefmarken für Gerd geschehen, hat er sie schon?

Wir staunen immer wieder über Deine vielen Aktivitäten. Da ist der Garten, die selbstgemachte Humuskiste (alle Achtung). Dann Backen, Kochen, viele Gäste bewirten und "nebenbei" geht das Mädchen noch arbeiten. Sport treibt sie auch noch und ab und an betreut sie noch "Kinder" von Freunden. Der Haushalt muß ja auch mal gemacht und Fenster auch mal geputzt werden. Bestimmt kommen noch einige andere "Tätigkeiten" hinzu, die mir jetzt nicht einfallen. Bei Dir trifft der Spruch zu: Der Tag hat 24 Stunden, wenn das nicht reicht nehme ich die Nacht hinzu.

Besonders gefallen hat mir an Deinem Brief der Rat Deiner Tochter, ein cleveres Mädchen. Da habe ich mir gedacht, manchmal läßt meine Schwester so etwas "schluffen", helfe ihr "auf die Sprünge.
Das Ergebnis meiner Überlegungen habe ich beigelegt. Der Aktenordner wird wohl bald "platzen" (d. h. er wird zu klein sein, weil ich weiterhin Rezepte sammle), dann kaufst Du Dir halt einen dickeren (Aktenordner).
Es soll ja nur ein Anfang gemacht werden und Du wirst sehen, daß dies eine feine Sache ist. Das Register soll dazu dienen, etwas Ordnung in den Rezeptwust zu bringen. Wenn Du die Rezepte nicht nach bestimmten Kriterien ordnest, wirst Du manchmal länger nach einem bestimmten Rezept suchen als die Zubereitung dauert. Ordnungs-Kriterien (nur als Vorschlag gedacht) könnten sein:
Kekse, Kuchen/Torten/, Suppen, Salate, Menüs, Spezialitäten u. a.

Aber das mußt Du schon selbst ordnen, denn Du willst es ja finden. Na, wie findest Du das? Mit dem Register hast Du 10 Unterscheidungsmöglichkeiten, ein Inhaltsverzeichnis und etliche Einsteckschilder.
Letztere kannst Du wahlweise nutzen, wobei es aber durchaus empfehlenswert wäre eigene Beschriftungen (deutlich, mit Blockschrift, z. B. K e k s e,) zu verwenden.
Da Du ja über viel freie Zeit verfügst, dürfte Dir die Erstellung dieser "Rezept-Datei" keine Probleme bereiten.
(Du hast schon eine schlimme Verwandtschaft, Du bist zu bedauern.)

Leider beginnt jetzt die für uns mieseste Jahreszeit, der Winter. In verschiedenen Gegenden (Sauerland, Hessen, Bayern) gab und gibt es schon Schnee und auch Schnee-Chaos. Etliche Unfälle, Tote sogar, man kann sagen: "Alle Jahre wieder".
Im Ruhrgebiet gab es zum Glück bisher keinen Schnee, aber die "Laternenparker" mußten schon mehrmals morgens Eis von den Scheiben ihrer Fahrzeuge kratzen. Das Wetter hier ist z. Zt. trübe, regnerisch, kühl, eben ungemütlich.
Wir freuen uns schon jetzt auf den Frühling.

Hilde hat seit einigen Tagen schon wieder Last mit ihren Händen, ein Rheumaschub wie die Ärzte sagen. Es sah so gut aus, die Schwellungen an den Händen waren weg, sie konnte fast alles wieder machen. Nun hat sie Schmerzen (vor allem nachts) und kann kaum noch ihr Butterbrot schmieren. Selbst Cortison hilft kaum. Es ist schlimm, noch schlimmer (für mich) ist, daß ich ihr nicht helfen kann.
Sie hätte eigentlich verdient, nachdem sie so viele "Nackenschläge" in ihrem Leben bekommen hat, daß es ihr besser geht. Ich staune, wie sie das alles so verkraftet.

Wir werden immer mehr international. Ein Bruder in Spanien, eine Schwester und ein Bruder in England, und jetzt "schleppt" uns unsere Tochter
"iranische Verwandtschaft" ins Haus.
Am letzten Sonntag (17.11.) waren wir zum Mittagessen in Dormagen eingeladen. Die Einladung existierte schon seit Anfang 1996, wurde aber wegen diverser Ereignisse immer wieder verschoben.
Jochen's Schwester Bärbel ist mit einem Iraner verheiratet und hat zwei Kinder (Ramin und Fiona). Sie wohnen in Dormagen. Bärbels Mann Riaz hat eine Färberei in Mönchen-Gladbach. Gäste waren außer uns, Ursula/Jochen, Jochens Eltern, Riaz' Mutter, insgesamt 11 Personen (und Sammy).

Es gab "iranisches" Essen, für Dich wäre es bestimmt sehr interessant gewesen. Es gab zwei Sorten Reis, einmal "süß", einmal als Gemüsereis mit Mohrrüben, Apfelsinenschalen u.a., alles ganz klein gehackt. Interessant war der Hinweis der Gastgeberin, daß der Reis zunächst nur halb gar gekocht wird und dann, jeweils in einem Topf, auf der Unterlage von rohen Kartoffelscheiben (mit Öl) gedünstet wird. Diese Unterlage Kartoffeln schmeckte sehr gut. Zum Reis gab es wahlweise Hähnchenkeule, Hähnchenschnitzel mit leckerer Soße. Dann gab es grünes Gemüse (Bohnen-ähnlich) mit magerem Fleisch.

Entgegen meiner Befürchtung (scharfe Gewürze u.a.) schmeckte alles hervorragend. Dann gab es 2 Sorten Nachtisch. Schoko-Pudding mit Mandeln und Vanillepudding mit roter ? Sosse (wie eine untergehende Sonne gemacht).
Kurz darauf gab es Kaffee/Tee mit Käsekuchen und Waffeln (frisch gemacht)
mit heißen Kirschen und Sahne.
Alkohol und Tabak waren tabu. Interessant ist vielleicht auch, daß wir "Mitteleuropäer" den Reis mit Messer und Gabel, die Iraner aber mit Gabel und Löffel gegessen haben.

Es war ein sehr schöner und von den Gesprächen her informativer Tag.
Das nicht erwünschte Rauchen innerhalb des Hauses machte mir keine Probleme. Ich bin ab und an mit Jochens Vater (84 Jahre, Raucher) in den Garten gegangen (Sammy mußte doch mal pinkeln). Es war schon ein interessanter Tag, eine offensichtlich harmonische Familie, sie gehören der Bahai-Religion an.

So, liebe Traudel, das war es für diesmal. Hilde ist inzwischen von ihrem Kaffeeklatsch (alle 14 Tage) zurück und gleich will ich im TV Fußball schauen.
Alles Gute, liebe Grüße, bleib gesund, Hilde und Helmut.

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