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12. Februar 1997
(Anm.:
Ich habe meinen zweiten Mann John am 8. 2. 1997 kennengelernt. Die folgenden
6 kleine Briefchen, geschrieben in 6 verschiedenen Farben, kamen kurz
danach an)
1 (schwarz)
Liebe Traudel!
Hilde hat mit Dir telefoniert - sie hat mir erzählt (ich kann es
nicht glauben) daß Du ganz toll verliebt bist!?
Tatsache? Toll!
Ich freue mich, auch wenn
12. Februar 1997 (Fortsetzg. Nr. 2)
2 (blau)
es mich etwas stört, daß Du (ihr)
wie Teenager durch den Park hopst! Muß das denn sein? Ich erwarte
von erwachsenen Menschen, daß sie sich so wie solche benehmen.
Wenn ich mir nur vorstelle, wie ihr da in die
Luft gesprungen seid ... shocking!
12. Februar 1997 (Fortsetzg. Nr. 3)
3 (orange-rot)
Es muß Dich ja tief getroffen haben. Wann
lernen wir denn dieses Prachtexemplar von Mann kennen?
Es ist schön, daß jetzt Dein "Ordnungssinn"
aktiviert wurde: "Ich muß bei mir noch einiges in Ordnung
bringen".
Ich hoffe sehr, daß dies alles kein Strohfeuer
ist und ich wünsche Dir sehr, daß es eine
12. February1997 (Forsetzg. Nr. 4)
4 (grün)
schöne und dauerhafte Beziehung wird. Die
hast Du (wenn Du auch ein Luderstück bist) (excuse me) wirklich
verdient.
Du merkst es sicher, ich freue mich riesig für
Dich und ich hoffe, daß für Dich nach all den schlechten
Jahren und Enttäuschungen eine schöne Zeit kommt.
12. Februar 1997 (Fortsetzg. Nr. 5)
5 (braun)
Nun wirst Du ja in Zukunft Deinen neuen Freund
irgendwann "bekochen" müssen. Da habe ich gedacht, daß
Dir vielleicht noch einige Rezepte fehlen. Hier sind sie.
(Anm.: ein großer
Stapel lag bei)
Bei uns ist soweit - nach einigen Widrigkeiten
- alles in Ordnung. Hilde hat ihre Augenoperation am 4. 2. gut
12. Februar 1997 (Fortsetzg. Nr. 6)
6 (violett)
überstanden und kann jetzt mit dem linken
Auge wieder gut sehen. Das rechte Auge wurde ja vor 3 Jahren operiert
und das ist auch noch bestens in Ordnung.
Ansonsten geht es uns gut bis auf kleine - altersbedingte
- Wehwehchen. Wir sind aber zufrieden. Am 18. 2. gehen wir zu Ursulas
... . Geb.Tag. Das Mädchen wird ... Jahre alt. Man kann es garnicht
glauben.
Dir, liebe Traudel, alles Gute, alles Liebe und
wir drücken alle Daumen, daß Deine neue Beziehung von Dauer
und keine Enttäuschung ist.
Alles Liebe, Hilde & Helmut.
(Insert Traumpaar image)
Herne, den 18. September
1997.
Liebe Traudel,
lieber John! Nochmals
herzlichen Dank für Eure so umfangreiche und informative Post und die
Bilder.
Aller Anfang ist schwer und ich weiß nicht so recht, womit ich beginnen
soll. Sobald aber der (Gedanken-) Motor anspringt wird die "Fahrt" immer
flotter, ich hoffe es jedenfalls. Allerdings
habe ich nicht die Absicht, Traudels Brieflängen zu erreichen oder gar
zu übertreffen. Da wäre ich ohne Chance.
Ich bemühe mich aber trickreich, einen langen Brief zustande zu bringen
(große Buchstaben, links und rechts Leerraum, das füllt).
Eigentlich ist es unverschämt so lange Briefe zu schreiben.
Wer kann sich da revanchieren? Ich habe den Verdacht, daß bei Traudel
die "Schreiberitis" ausgebrochen ist, soll eine Krankheit sein. Dann
kommt noch hinzu - zwei gegen einen - das ist unfair!
Langer Rede kurzer Sinn, ich werde zunächst John's Brief beantworten
aus folgenden Gründen: Männer werden meist benachteiligt, sind das schwächere
Geschlecht, stehen unter der Fuchtel ihrer Frauen und sein Brief hat
eine angenehme Länge. (Wann hat er eigentlich Geburtstag?)
Insgesamt, lieber John, zeigt mir Dein Brief den Menschen, den ich im
April 97 kennengelernt habe. Ein freundlicher, feinsinniger, innerlich
zufriedener Mann mit hintergründigem Humor (ganz meine Wellenlänge).
Ich kann garnicht sagen, welche Geschichte mir am besten gefällt.
Da ist die Sache mit dem Fensterputzen, gegen geringes Entgelt bei den
Nachbarn. Das ist eine gute Idee die in eventuellen Notzeiten (oder
wenn die Frau zuviel Geld für Kinkerlitzchen wie Kleidung etc. ausgegeben
hat) hilfreich sein könnte.
Die stürzende Gartenmauer (wäre eigentlich Stoff für eine Kurzgeschichte
in der Tageszeitung mit der Überschrift "Mauer fiel vor Schreck um"
oder "Der Rambo von Ibstock") sehe ich plastisch vor mir (und Traudel
hat keine "anerkennenden" Worte gefunden?). Du hast also die Mauer nur
so eben angetippt - und jetzt ist da eine große Lücke. Du "tippst" aber
ganz schön kräftig, oder war die Mauer altersschwach? Bei uns gibt es
einen Spruch: Der Mensch denkt und Gott lenkt. In diesem Fall, könnte
man meinen, hat er schlecht gelenkt. Ich glaube aber, daß das seine
volle Absicht war, denn man muß auch das Positive an dieser Sache sehen:
Das Haus ist zur Straße hin offen und ein "offenes Haus" ist doch zur
Zeit in!
Es freut uns, daß Euer Hochzeitstag
sehr schön war und auch gut verlaufen ist. Seid froh, daß wir nicht
dabei waren, denn wir sind sehr "verfressen und versoffen" und so wäre
die teure Hochzeit noch teurer geworden.
Ursula und Jochen danken für die
Grüße und erwidern sie auf das herzlichste. Nochmals Dank für Deinen
lieben Brief. Mein besonderer Dank gilt meiner besten Schwester die
Deinen Brief so toll übersetzt hat. Dabei interessiert mich aber folgendes:
Hast Du ihr den Brief vorgelesen oder hat sie das Geschriebene übersetzt?
Wenn letzteres der Fall ist muß es die Liebe sein, die ihr all die Schriftzeichen
erläutert hat. Ich hatte Probleme damit, habe allerdings neben einigen
Worten zwischendurch den letzten Satz vollständig interpretieren können:
My very best wishes to you both.
was ich hiermit gesagt haben möchte.
Eigentlich ist mein Meckern an Johns Schrift unberechtigt.
Ich habe mir den Brief nochmal "vorgenommen" und festgestellt (man sollte
sich ja erst mit der Schrift vertraut machen), daß ich nicht nur "einige
Worte zwischendurch" lesen kann, es sind wesentlich mehr! Excuse
me!
Nun reicht es aber mit Johns Brief (man soll die Menschen nicht verwöhnen)
und zu Dir, liebe Schwester. Was fällt Dir eigentlich ein, mir so ellenlange
Briefe zu schreiben (obwohl ich sie mag)? Erst kommt einer vom 22.8.,
27.8., 3.9. mit drei Seiten. Den habe ich noch nicht richtig "verdaut",
da kommt schon der nächste vom 4.9. mit sieben Seiten (in Worten: 7).
Hast Du eigentlich nichts anderes zu tun? Übrigens, der mit sieben Seiten
wäre "Guinness-verdächtig", es sind aber keine sieben Seiten. Die letzte
Seite trägt zwar die 7, aber es ist (gut geschätzt) nur eine halbe Seite
und müßte folglich mit 6 ½ beschriftet sein. Ein Eintrag ins Guinness-Buch
der Rekorde wird darum abgelehnt!
Das war ja für Euch ein ereignisreicher August.
Du beschreibst alle Ereignisse sehr anschaulich, man meint "dabei" zu
sein, meine Anerkennung. Nun würde es zu weit führen, auf alle Ereignisse
einzugehen, ich habe mir einige zwecks Kommentierung ausgesucht. Probleme
habe ich nach wie vor mit dem Zuordnen einiger beschriebenen Personen
(vielleicht bin ich vergeßlich, man wird älter!).
Wer zum Beispiel sind Ken und Mima? Eure Schottlandreise muß ja toll
gewesen sein. Ich habe schon von anderer Seite gehört, daß es eine beeindruckende
Landschaft ist.
Am besten gefällt mir Deine Aussage
daß Euer Eheleben in bester Harmonie verläuft, und ich hoffe sehr (bin
eigentlich sicher), daß es so bleibt. Aber Du weißt ja, wo Licht ist
ist auch Schatten. Dafür sorgt Elizabeth und ich verstehe sehr gut,
daß es Euch Beiden sehr weh tut. Man kann nur hoffen, daß sie mal wieder
zur Vernunft kommt, Verständnis für ihren Vater zeigt und sich mit ihm
an seinem Glück erfreut.
Daß Du ab Oktober nur noch Hausfrau sein willst
ist ein sehr vernünftiger Entschluß. Langeweile wirst Du keine haben.
Du hast ja neben der Haus- und Gartenarbeit eine Menge Hobbies und vielleicht
packt Dich mal wieder die "Mal-Lust".
Dann kommt demnächst noch das Golfspielen dazu, was haben wir
eine vornehme Verwandtschaft!
Schön ist auch die Geschichte mit Sis' Rocksaum im Schlüpfer, das Gelächter
haben wir in Herne gehört.
Die Geschichte mit Emmeline gefällt mir nicht so gut, weil John der
Leidtragende ist. Ich kann mir vorstellen, daß ich diese quick-lebendige
"Mimine" gerne haben würde zumal, wenn ich an den Einkaufswagen (I'm
first) oder an den "Lehrer" denke (I
don't like that man). Da kümmert sich John liebevoll um Dein
Enkelkind, bemüht sich sehr, ihr Eis zu besorgen und dann sorgt Dein
Enkelkind dafür, daß John durchnäßt wird. Undank ist der Welten Lohn!
(Ist aber sehr lustig).
Durch den Geschirrspüler erledigt sich also das Spülen fast von alleine,
zumal John fast ausschließlich das Aus- und Einräumen besorgt. Das ist
nicht gut, das ist ein Fehler. Du mußt Deinen Mann mehr schonen, Du
willst ihn doch noch länger haben, teilt Euch also die Arbeit etwa so:
Du räumst ein, er räumt aus, oder umgekehrt.
Backe, backe, Kuchen. Du backst und "bebackst"
einiges und etliche Leute. Zum Geburtstag die tollsten Kreationen, zum
Kirchenbasar (auch am kirchlichen Leben hat sie Anteil, das ist gut)
tolle Torten. Da bekommst Du heißen Zuckerguß auf die Hände und Füße
und Blasen davon (Brandblasen nennt man so etwas) und fragst, ob Du
blöde bist. Na ja, ganz sicher bin ich nicht, aber ich glaube - nicht.
Was hat dies mit Blödheit zu tun? Es ist doch so, wer nichts tut, sich
in den Sessel setzt, Hände faltet, den lieben Gott einen guten Mann
sein läßt, dem fällt kein Zuckerguß auf Hände und Füße, aber der ist
blöd. Bei jeder Tätigkeit gibt es Risiken und wenn man Pech hat - na
ja.
Jetzt beschäftigt mich noch eine Äusserung vom Dir auf der ominösen
7. (6 ½ .) Seite: Außer 2 abendlichen "Schatzsuchen" in Market Bosworth
und eine in Ibstock - was sind diese abendlichen "Schatzsuchen", doch
nicht etwas anstössiges? Ich bitte um Aufklärung. Zum Schluß dieses
ellenlangen Briefes sagst Du: Das war unser August, wie war denn der
Eure?
Unser August war ein lieber Mensch, August Parwelzik, ein entfernter
Verwandter von Hilde, leider verstorben.
Aber Spaß beiseite - auch wir hatten
einen ereignisreichen August, auch Juni und Juli waren nicht "ohne".
Ich muß mein Tagebuch zu Hilfe nehmen und werde nun in chronologischer
Reihenfolge berichten.
Am Freitag, dem 13.6.! (Wir haben an einem Freitag, dem 13., geheiratet.
Ich bereue nichts.) hat Ursula ihre Prüfung (vor einer hochkarätigen
Kommission) zur Fachleiterin Englisch mit sehr gut bestanden! (Was sind
wir stolz)! Ab dem neuen Schuljahr (ab 18.8.) hat sie nur noch 8 Wochenstunden
(Englisch, Sport) an ihrer Schule. Betreut ansonsten zur Zeit. 11 Referendare,
besucht deren Unterrichtsstunden und bereitet die Referendare auf das
2. Staatsexamen vor. Am 20. 6. bekam Jochen sein neues Auto, Ford Fiesta
mit allem Pi pa po: Klimaanlage, Fernbedienung für Türenöffnung
usw.
Gegen Ende des Monats begann für mich eine "Zahn-Leidenszeit". Im Unterkiefer
schmerzte ein Zahn, mußte gezogen werden. Ich bekam f.d. Unterkiefer
eine neue Prothese, mit Teleskophalterung. Ich hatte 7 "Sitzungen" mit
Röntgenaufnahmen, Gebißabdrücke, Abschleifen der "Hauer-Zähne" (Halterungen
für die Teleskopprothese) usw. Es war ziemlich unangenehm zumal die
Ärztin zwischendurch Urlaub machte. In den 6 Wochen hatte ich unten
nur eine halbe Prothese, die beim Essen immer wieder zwischen die Speisereste
geriet. Es war schon unangenehm. Nun habe ich aber die neuen "Beißerchen",
tadellos, keine Druckstellen und ich kann richtig zubeißen. Eine Banane
z. B. (ohne Schale selbstverständlich) kann ich ohne Probleme durchbeißen.
Der Juli war nicht so angenehm,
da war die leidige Geschichte mit Sammy. Wir sind heute noch traurig,
wenn wir an sie denken. Auch Hilde hatte im Juli eine schlechte Zeit
mit Rückenschmerzen. Sie bekam Reizstrom und allmählich wurde es besser.
Zur Zeit geht es ihr einigermaßen gut. Das Alter macht sich in jeder
Hinsicht, auch bei mir, bemerkbar. Vor 2 Jahren noch zum Beispiel dauerte
bei mir das Fensterputzen im kleinen Zimmer nur 30 Minuten. Jetzt benötige
ich schon 40 Minuten dazu.
Ursula und Jochen hatten einen schönen Urlaub auf Kreta und
Hilde bekam eine neue Brille.
Auch wir hatten im August herrliches Sommerwetter,
das fing schon Ende Juli an und dauerte über 3 Wochen mit Höchst-temperaturen
von 34 - 35 . Hinzu kam eine hohe Luftfeuchtigkeit von manchmal über
90%. Was haben wir geschwitzt und gestöhnt. Es ist doch eigenartig,
vor dieser Schönwetterperiode hatten wir tagelang mieses Wetter mit
Regen und auch niedrigen Temperaturen. Was wurde da geschimpft (ich
nehme mich nicht aus), so ein Mistwetter, ist das vielleicht Sommer,
warum scheint nicht die Sonne. Als sie da war, als es nicht nur warm
sondern heiß war hieß es, puh, diese Hitze, etwas Regen täte uns ganz
gut. Wir Menschen sind doch nie zufrieden.
Nach ihrem Kreta-Urlaub, so Mitte August, haben uns Ursula und Jochen
(auch seine Eltern) eingeladen zu einem Spaziergang an der Ruhr mit
anschließendem Kaffeetrinken. Es war ein herrlicher Sonnen-Sonntag mit
eigentlich zu hohen Temperaturen. Zunächst wurden die beiden braungebrannten
Urlauber bewundert, dann zeigten sie eine Unmenge von schönen Urlaubsfotos
und dann ging es an die Ruhr. Wir haben einen schönen Spaziergang gemacht,
schön Kaffee und Kuchen genossen und insgesamt einen herrlichen Tag
verlebt.
Unser Vogel macht uns einige Sorgen. Er kommt nicht
mehr aus seinem Käfig, fliegt also nicht mehr, rupft sich Federn aus
(und schreit manchmal dabei), ansonsten ist er munter und hat auch guten
Appetit.
Herzliche Grüße von uns an Euch.
Alles Gute, bleibt gesund und vergeßt nicht, Luft zu holen. Helmut…
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