Herne, den 12. Januar 1998 (3 Monate vor Ostern).

Liebe Traudel, lieber John!
Leider habe ich Traudel-Helene am Telefon versprochen, noch vor Ostern John's Brief zu beantworten. Nun habe ich den "Salat", ich muß einen Brief schreiben. Das ist für mich garnicht so einfach, es gibt da etliche Probleme wie z.B.: Womit oder wie fange ich an? Ich muß - was mir schwerfällt - höflich bleiben, keine beleidigenden Worte verwenden, denn was man schreibt das bleibt. Auch indiskrete Fragen sind tabu wie z.B.: Wie oft am Tag eßt Ihr warm? Oder: Duscht Ihr immer vor dem Schlafengehen? Oder: Hat John am Arbeitsplatz nichts anderes zu tun als Briefe zu schreiben? Ihr werdet zugeben müssen, so ein Brief birgt etliche Risiken. Sei's drum, die Einleitung ist geschafft und ich bin richtig stolz auf mich: Noch nichts gesagt und schon eine halbe Seite voll! {(Das ist toll) damit es sich reimt}!

Nun aber ernsthaft (man soll doch nicht dauernd nur Blödsinn von sich geben) komme ich zu meinen diversen Danksagungen, hoffentlich vergesse ich keine. Der Reihe nach: Dank für Traudels Brief vom 21.11.97 in welchem sie u.a. von einer Erkältung (Beide, hoffentlich vorbei) mit Husten nach ihrer "Arbeitsniederlegung" berichtet. Ich nehme an, sie hat (mit Freuden) auf ihre Arbeit "gehustet". Dank für Eure Geburtstagskarte zu Hilde's 80. Geb.Tag, dazu später mehr. Dank für John's Brief vom 9.12.97 und Dank für Traudels tolle Übersetzung (ich habe einige Zeilen überprüft, kein Fehler, alle Achtung)! Dank auch für die Bilder, dazu später mehr. Dank für die gebackene Weihnachtskarte und für das Hochzeitsvideo. Auch dazu später mehr. (Hoffentlich bekomme ich das alles in die Reihe). Ja, es ist schon so, Versprechungen sind eine Sache, Versprechungen halten eine andere (soll keine Anspielung auf irgendetwas sein, ehrlich).

Nun komme ich zu den Glückwünschen. Zunächst möchte ich Euch beglückwünschen, daß Ihr offensichtlich (es sieht so aus, aber man weiß ja nie) noch immer glücklich miteinander seid (was mich, uns, besonders freut). Keine Probleme, keine unterschiedlichen Meinungen, keine Schlägereien? Aber Hallo, wie macht Ihr das? Alles Liebe, oder was? Weiterhin beglückwünsche ich Euch zu Euren Fortschritten beim Golf. Kein richtiges Match, aber schon 4 Flaschen Wein gewonnen (2 bei Traudel, 2 bei John). Trinkt Ihr das alles selbst? (Säufer)!

Bevor ich etwas von uns berichte, möchte ich zunächst auf "dazu später mehr" (was Euch betrifft) eingehen. Zunächst die "gebackene Weihnachtskarte". Das ist, alles was Recht ist, eine tolle, einmalige Weihnachtskarte. Wer bekommt schon so eine? Wir sehen aber auch, daß da viel Arbeit, viel Liebe, viel Geduld hinter steckt. Wieviele, Traudel, hast Du davon produziert? Wieviel Kilo an Süssigkeiten hast Du dafür eingekauft? Wieviel Zeit hast Du investiert? Wieviel Geld hast Du dafür ausgegeben? Und John ist einverstanden? Er ist zwar auf dem richtigen Weg, das Bügeln, weil er's nicht so gut kann, hat er eingeschränkt. Jetzt müßte er nur noch beim Ein- und Auspacken des Geschirrspülers ab und zu etwas "fallenlassen", dann hätte er auch dies "vom Hals". Das nur nebenbei. Wir haben uns, liebe Traudel, sehr über diese Weihn.Karte gefreut, aber, jetzt kommt für mich das Schwierige, wir möchten nicht, daß Du Dir in Zukunft soviel Arbeit unsretwegen machst, und was passiert mit dieser Weihn.Karte? Etliche Beigaben dürfen wir nicht essen, einige können wir nicht (Zähne) essen und einige sind nicht nach unserem Geschmack (Minze z.B.). Es ist also besser, sei bitte nicht böse, uns in Zukunft nicht mit diesen gebackenen Karten zu bedenken. Es ist schade um Deine Mühe. Jetzt ist es raus, es war schwer.

Weiter zu "dazu später mehr", jetzt zu den Bildern. Gleichzeitig möchte ich auch John auf seine Erläuterungen zu den Bildern antworten. Ich bin beeindruckt von der tollen Gemeinschaft in Eurer Kirche und was Ihr als solche leistet. Ich kann mir gut vorstellen, daß hier viel Arbeit und Zeit investiert werden muß. Ich kann mir auch vorstellen, daß Ihr auf das gelungene Ergebnis (lt. Bilder) stolz seid, mit Recht. Beeindruckt bin ich auch von meiner liebsten Schwester, weil sie da wie selbstverständlich mitmacht (macht sie das ganz freiwillig?). Was ich nicht verstehe ist ihre Frage, ob wir sehen könnten, wie fett sie geworden ist. Auf einem anderen Bild fragt sie, ob wir nicht auch finden, daß sie bald - nach guter Ostkampstradition - eine Glatze bekommt. Shocking! Ich meine, eine nette Frau sieht mit Glatze noch netter (und begehrenswerter) aus. Ich sage Traudel, John sagt Helene. Da fällt mir Wilhelm Busch und seine "fromme Helene" ein. Die deutsche Bundespost hat am 15.4.82 (Michel-Nr. 1129) eine Briefmarke zu 50 Pfg. herausgebracht: Die fromme Helene. Darauf steht der Spruch von Wilhelm Busch: Das Gute - dieser Satz steht fest - ist stets das Böse, das man läßt! Wenn ich mir die fromme Helene auf der Briefmarke betrachte - meine Schwester würde auf der Marke besser aussehen. Reicht das? Und vonwegen fett - eine Frau muß "Format" haben! Wenn der Mann der Frau einen Klaps auf den Po gibt will er doch keinen Knochensplitter in der Hand haben! Sorry!

Der nächste "dazu später mehr" Punkt ist das Hochzeitsvideo. Das ist mir etwas peinlich. Zunächst aber Anerkennung für John's hervorragende Arbeit mit dem Zusammenstellen der 3 verschiedenen Filmbänder. Nun kommt das Peinliche - wir haben keinen Videorecorder. Wie Traudel sicher weiß, sind wir arme Rentner. Unsere kleine Rente reicht gerade um satt zu werden, unsere Miete zu bezahlen, für etwas Schnickschnack und zur Unterstützung unserer Tochter. Wir können uns einen Videorecorder nicht leisten, unsere Tochter hat einen. Wir hatten das Glück, am 2. Weihn.Tag (26.12.97) von Ursula und Jochen (auch seine Eltern) zum Essen eingeladen worden zu sein. {Das ist vielleicht ein Deutsch, besser: Wir wurden von U/J zum Essen am 2. W.Tg. eingeladen, gefällt mir besser, aber dazu später mehr (schon wieder)}. Wir waren frühzeitig in Mülheim und es war noch etwas Zeit (nur etwas, wer kann denn ahnen, daß das Video so lange läuft). So konnten wir leider nur einen Teil des Videos sehen (den Rest sehen wir später, besser demnächst), aber das war schon beeindruckend. Toll habt Ihr ausgesehen und Eure Antworten auf des Pfarrers Fragen klangen ehrlich (jedenfalls hörte es sich so an). Beeindruckt hat mich auch mein Bruder Gerhard. Wie toll der meinen Part gespielt hat und sich 2 Tränen (hätte ich auch) abgewischt hat. Das ist ja auch verständlich, wenn man einem wildfremden Mann seine liebste Schwester anvertraut - wer weiß schon, ob das gut geht. Demnächst also mehr Kritik über Video Teil 2.

Um den zeitlichen Ablauf zu gewährleisten zurück zum 25.11.97. Hilde wurde 80 Jahre alt. Hilde meinte vorher - da muß ich ihr zustimmen - daß ihr der Rummel mit Besuchern, Anrufen usw. zuviel sei. Ergebnis - wir verreisen. Unser Ziel: Bad Zwischenalm am Zwischenalmer Meer (Nähe Oldenburg). Normal eine Fahrt mit dem Auto von ca 2½ Stunden. Quartier hatte ich schon festgemacht aber die Wetterlage (Nebel, Blitzeis) war nicht gut. Also mit der Bundesbahn, das ist bequem, mit Platzkarten und die Fahrt dauert auch nur (mit 1 x umsteigen) 3 Stunden. Gesagt, getan. Alles klappte prima, mit der Taxe nach Wanne-Eickel, der Zug war pünktlich - bis kurz vor Papenburg, da hielt der Zug, 10, 20 Minuten. Der Schaffner kam, was ist los wurde er gefragt, ich weiß nicht, muß vorne mal nachsehen. Nach 45 Minuten kam er zurück, wir haben Personenschaden. Personenschaden, was heißt das? Da hat sich jemand vor den Zug geworfen, jetzt müssen wir auf den Staatsanwalt warten. Nach einigem Hin und Her ging es weiter und wir kamen mit 2½ Stunden Verspätung in Bad Zwischenalm an. Die eine Woche Urlaub war schön, wir hatten ein prima Quartier, ich konnte jeden Morgen vor dem Frühstück im Hallenbad schwimmen und Hilde hatte einen schönen, ruhigen Geburtstag.

Jetzt aber zum letzten "dazu später mehr" (kommt Ihr noch klar?). Die Einladung zum Essen am 2. Weihn.Tag galt für den Fernsehturm (Restaurant) in Düsseldorf, wie im Vorjahr. Es war sehr schön, wir haben uns gut unterhalten (Jochen hat nette Eltern mit denen wir uns prima verstehen), nur das Wetter spielte nicht mit. Auf der Rückfahrt hatten wir starken Regen, und weil es schon dunkel war (und ich Probleme mit dem Auge bei Dunkelheit und Regen habe) haben uns die beiden nach Herne gefahren. Ursula ist mit Jochens Auto hinterher gefahren.

Zur Zeit ist bei uns das Wetter wie im Frühling, Sonne, um 15 Grad. Es sieht so aus als ob die gefährlichste Jahreszeit, der Frühling, vor der Tür steht. Die Menschen, vor allem Gartenbesitzer, sollen vorsichtig sein. Wenn im Frühling der Salat schießt und die Bäume ausschlagen sollen sie aufpassen, daß sie nicht getroffen werden.

Herzliche Grüße von uns an Euch, Helmut.

PS: John mußte nicht seine letzte Briefseite mit 4½ numerieren. Durch sein PS ist die halbe Seite überschritten und Seite 5 korrekt!

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