Sonntag, 11. April 1999

Ich weiche diesmal von meinem Prinzip ab (Datumsangabe zu Anfang des Briefes) weil ich sicher bin, daß ich diesen Brief heute nicht mehr beenden werde. Aber anfangen mußte ich, Deinen Brief vom 24./28.2.99 zu beantworten. Seit seiner Ankunft Anfang März liegt er - 12 Seiten stark, unglaublich - in meinem Schreibtisch, auf Antwort wartend. Jedesmal, wenn ich die Schreibtischklappe öffne - und nichts Böses denke - schaut er mich traurig an als wollte er sagen: "Willst Du nun nicht endlich antworten?" Das halte ich nicht länger aus, wie ich auch treublickenden Hundeaugen nie widerstehen konnte.

Allerdings war ich auch nicht in der Verfassung, eher zu antworten. Wir haben einige miese Wochen (gesundheitlich) hinter uns. Doch davon später mehr.

Zunächst möchte ich auf einige Punkte in Deinem Brief eingehen. Es werden bestimmt keine 12 Seiten (wir haben nicht so viel Verwandtschaft, von der wir etwas erzählen könnten), aber 3 x 4 Seiten sind auch 12 ( oder 2 x 6, oder doch direkt 12, mal sehen).

Ich stimme Dir zu, daß es für Dich ungewöhnlich und für mich ärgerlich (sehr) ist, daß Du so schnell auf meine Briefe antwortest. Laß Dir also in Zukunft bitte etwas Zeit (es muß ja nicht in "bald" ausarten) mit der Beantwortung meiner Briefe. Dann bekommst Du auch keine Klagen mehr, falls Du auch noch die Seitenzahl reduzierst!

Deinen Ausführungen über "skora" und "shortly" folge ich ganz. Es hängt tatsächlich vom Alter und von der Einstellung des Menschen ab, wie er diesen Ausdruck interpretiert. Jetzt war Ostern, Christmas is coming.

Die vielen Viecher auf dem Lande. Fasanen, wilde Tauben, Kaninchen und Schnecken. Da fällt mir ein Witz ein, den ich heute in der "Bild am Sonntag" gelesen habe. Da beklagt sich ein Mann bei seinem Freund: "Meine Frau muß verrückt sein. 60 Katzen hält sie in der Wohnung. Den Gestank, bei geschlossenen Fenstern, halte ich bald nicht mehr aus." Darauf sein Freund: "Dann lüfte doch mal, mach die Fenster auf". Die Antwort: "Bist Du noch gescheit, dann fliegen mir doch meine 200 Tauben davon." Die Überschrift war: Tierfreunde. Als einen solchen halte ich mich auch. Ich kann es auch nicht haben, wenn Fasanen oder Kaninchen "abgeschossen" werden. (Ich kann es nicht lassen - es heißt nicht Kanickel - der Duden! sagt: Karnickel, landschaftlich für Kaninchen oder auch für "Sündenböcke" (das ist vielleicht ein Karnickel, wenn jemand etwas Dummes angestellt hat). Wenn diese auch mal an Deinen Kohl oder Dein Gemüse gehen - ändere Deine Meinung nicht! Was ist schon ein bisschen Kohl, ein wenig Gemüse gegen das Leben dieser netten Tiere! Ausserdem gibt es gute Abwehrmöglichkeiten. Ein Drahtgitter um die Gemüsebeete oder das Pulver "Hasenschreck" (habe ich mit gutem Erfolg auf dem Friedhof zur Schonung der Grabbepflanzung angewandt) könnten erfolgreich sein.

Bei den Schnecken bin ich aber anderer Meinung und tendiere mehr zu Deinen und Gerds Methoden, obwohl sie sehr grausam sind. Man sollte bedenken, daß es sich hier auch um Lebewesen handelt die nur ihrer naturgegebenen Lebensweise nachgehen, sich zu ernähren. Es gibt doch sicher natürliche "Entsorgungsmöglichkeiten". Ich habe gehört und gelesen, daß Störche z. B. u. a. Frösche und auch Schnecken "gerne mögen" Wollt Ihr Euch nicht ein Storchenpaar zulegen? Euer "Sumpfgebiet" wäre für Störche ein idealer Lebensraum.

Montag, 12. April 1999

Es geht weiter - mit Kohle (nicht Geld, hier im Ruhrgebiet ist ja manchmal im Sprachgebrauch das Geld = Kohle), die unter der Erde. Obwohl diese Gleichung, wie mir eigentlich erst jetzt bewußt wird, garnicht so abwegig ist. Mit anderen Worten: "Hast Du viel Kohle unter der Erde, hast Du auch viel Geld. Das gilt zwar nicht für die heutige Zeit, aber früher - vor hundert und mehr Jahren - entsprach das den Tatsachen. "Dank" anderer Energien wie Öl, Windkraft, Wasserkraft und Atom u.a. verliert die Kohle immer mehr an Bedeutung, leider. Früher gab es hier die sogenannten "Kohlebarone". Das waren einfache Leute mit unternehmerischem Sinn, die die Bedeutung der Kohle erkannt hatten und entsprechend handelten. Etliche von ihnen wurden reich und sogar geadelt, darum "Kohlebaron". Grotjahns hatten Bekannte, die im Raum Bochum wohnten. Deren Großeltern waren Landwirte, die sich recht und schlecht durchschlugen. Bis eines Tages - angeblich ein Hütejunge, der sich ein Feuer gemacht hatte - von der "glühenden Erde" erzählte. So wurde die Kohle im Raum Bochum entdeckt. Ende 1890 etwa bauten die Vorfahren von Grotjahns' Bekannten die Kohle im Tagebau ab und wurden mit der Zeit sehr reich. Das beste Beispiel für Kohle = Geld ist bei Euch doch wohl die Familie Beaumont. Nicht nur Du, auch ich finde das alles sehr interessant, was Du über diese Familie und die Geschichte von Leicestershire und Nottinghamshire zu berichten weißt. Liegt unser Interesse deshalb daran, weil wir auch aus einem "Kohlenpott" stammen? Ich vermute es. Dein Aquarell von Coleorton Hall und Kirche interessiert mich. Kann ich - wenn es fertig ist - ein Foto davon bekommen?
(insert churchandhall image)

Es ist schön von Dir einzusehen, daß Du Johns Gartenarbeit nur wenig gewürdigt hast. Diese Einsicht ehrt Dich. Es ist aber unschön von Dir - das ist ja fast Fahnenflucht - daß Du Dich während der Arbeit in "Deinen" Graben oder "Teich" verkrümelst. Währenddessen hat John (nicht in Zeit Komma nix) in Null Komma nix ein Beet umgegraben oder sonstige Arbeiten erledigt. Dein Ausdruck: "Er kann schon schaffen!" mildert die Sache etwas. Das mußt Du ihm aber sagen! Er freut sich bestimmt. Und vielleicht schafft er deswegen demnächst noch mehr!?

Es stimmt also doch: Wir Menschen stammen vom Affen ab! Warum sonst klettern Menschen gerne in Bäume? (Habe ich früher auch gerne gemacht). Aber bitte immer mit Vorsicht! Beim evtl. Runterfallen könnten wichtige Äste beschädigt werden.

Nach einer kurzen Pause - Abendessen, Betten für die Nacht fertig machen, Tabletten für den nächsten Tag bereitlegen, Vogel mit Blumenspritze duschen (5 - 6 x am Tag) - (wie im TV-Werbefernsehen) geht es nun weiter.

Wir hoffen mit John, daß sich mit Elizabeth alles in Wohlgefallen auflöst. Hilfreich könnte sein, daß Sam gern bei Euch ist und sich bei Euch wohlfühlt. Wir drücken alle Daumen.

Julies Fußoperation (man staunt, was alles möglich ist) erinnert mich an Hildes Fußoperation 1986. Ihr wurden damals (in der orthop. Klinik Herten) an beiden Füßen die Ballen entfernt und an beiden Füßen die Hammerzehen durch Herausnahme von Knochenteilen und (vorübergehend) Einsetzen von Stahlnägeln (zur Stabilisierung) gerichtet. Nach 3 Tagen schon konnte sie ihre "neuen" Füße bewundern und nach 4 Wochen klappte schon das Laufen ganz gut.

Dein Abkommen mit Elaine und Tony bezüglich Deiner Bilder finde ich sehr gut. Wenn Dein Wunsch, daß die Leute scharenweise kommen, Wirklichkeit wird, habt Ihr doch eigentlich ausgesorgt. Warum geht John noch zur Arbeit? Aber Scherz beiseite - es wäre doch toll, wenn Deine Bilder z. B. von Coleorton Anklang finden würden, Du bekannt würdest, man sich um Deine Bilder reißen würde, Du eines Tages die "Malerin" (oder sagt man Painterin?) von Coleorton wärst! Ich wäre sehr stolz auf Dich, Du hättest es verdient. Deine Art zu malen ist für mich unerreichbar. Ich "male nur ab", mit entsprechenden Problemen, Du schaffst Originale, und wie. Alle Hochachtung!

Ich verstehe sehr gut, daß man nicht "über Nacht" ein Bild malen kann. Deine Erläuterungen zu diesem Thema habe ich gut verstanden. Ähnliches ist mir (aber in ganz geringem Umfang) auch schon passiert (ein Bild steht noch auf der Staffelei, seit ungefähr einem Jahr). Die Bilder "Auf dem Weg nach Hause" von einem ungarischen Maler und "Papageienallee" von Max Liebermann z. B. waren solche Problemfälle. Die Bilder gefielen mir gut (das schaffst Du doch) und ich begann mit Schwung und Elan. Anfangs ging alles gut und dann - urplötzlich - ging es nicht weiter. Eine Farbe bekam ich nicht hin, eine Perspektive paßte nicht, es machte keinen Spaß mehr. Nach Monaten habe ich dann - die Lust zum Malen kam zurück - einen neuen Versuch unternommen. Es klappte, mit einigen Schwierigkeiten, und heute habe ich Freude an beiden Bildern.

Zu diesem Thema paßt eigentlich ganz gut eine Geschichte, die ich über Adolph von Menzel gelesen habe (ein berühmter Maler seiner Zeit, der u.a. das "Flötenkonzert von Sanssouci" gemalt hat). Ein Adliger, Offizier der Garde, wünschte, daß Menzel ihm ein Bild mit 2 gekreuzten Schwertern malen solle. Nach etlichen Wochen fragte der Auftraggeber bei Menzel nach, ob er das Bild gemalt habe. Noch nicht, antwortete Menzel, aber er könne darauf warten. Im Beisein des Auftraggebers malter er in kurzer Zeit das Bild und fragte den Auftraggeber, ob es ihm gefalle. Es gefiel ihm sehr gut, er fragte nach dem Preis. Menzel nannte den Preis und der Offizier war über die Höhe des Preises sehr erstaunt. Er meinte, daß man für so wenig Arbeit doch nicht soviel Geld verlangen könne. Dafür nicht, sagte Menzel, aber dafür, und er zeigte ihm eine Mappe mit ca. 100 Skizzen von dem Bild. Du siehst also, auch große Maler haben versucht, probiert um das Optimale zu finden.

Auch ich habe kein Faible für abstrakte Kunst. Wir waren (Ursula, Jochen, Hilde und ich) Anfang 1996 in Düsseldorf in der Kunstsammlung von Nordrhein-Westfalen. Anlaß war meine Reproduktion von Kandinskys "Durchgehender Strich". Ursula bekam das Bild Weihnachten 1995. Das Original (115 x 200 cm) hängt in dieser "Kunstsammlung". Ich war von dem Original maßlos enttäuscht.
Man soll sich ja Bilder nur aus einer gewissen Entfernung ansehen, dann wirken sie, heißt es. Ich aber bin näher herangegangen um mir die Ausführung anzusehen, schlimm. Was ich da an Kratzereien, Schmierereien und Ausbesserungen gesehen habe (wo ich doch so penibel bin), reichte mir.
Auch die anderen "Kunstwerke" haben mich sehr enttäuscht. Ich habe mich gewundert, daß so viele Menschen, man könnte sagen Massen an Menschen, durch die Ausstellung flanierten. Was heute alles als Kunst angepriesen wird - es ist zum Heulen. Die sogenannten (oder selbsternannten ) "Experten" betonen zwar, daß wir, der Normalbüger, keine Ahnung haben, uns nicht in die Denkweise der Künstler hineinversetzen können. Fehlt nur noch, daß sie uns dämlich nennen. Ganz besonders haben mir die "Kunstwerke" des hochgelobten Kunstzars Boys "gefallen". Wortwörtlich: Einen Haufen Scheiße an die Wand gepappt, dazu eine Zitrone genagelt, so oder so ähnlich ist Kunst à la Boys.
Ich schweife ab, zurück zur abstrakten Malerei. Wie gesagt, ich habe auch keine Beziehung zu ihr. Und doch, durch Ursula angeregt, habe ich die Komposition (1925), die Dir so gut gefällt, gemalt, und inzwischen noch 6 weitere Reproduktionen fertiggestellt. Was mich an Kandinsky fasziniert ist die Komposition, die Farbgebung (manchmal 5 verschiedene, ineinandergreifende Farben auf wenigen Quadratzentimetern), der Wechsel von Linien, Kurven und der Wunsch und Wille, es mindestens fast ebensogut zu schaffen. Manchmal ist es mir gelungen. Einsame Spitze ist aber dies 7. Bild, das noch nicht ganz fertig ist. Es nennt sich "DIVISION-UNITÉ ( ich habe in Ursulas französischem Wörterbuch nachgesehen, etwa Zwietracht-Einigkeit, ich hoffe, daß es stimmt), und besteht eigentlich aus 3 Bildern. Die Aufteilung ist etwa so:
Die Arbeit daran hat mir viel Freude gemacht, und ich meine, damit ist ja der Hauptzweckk Hauptzweck eines Hobbys erfüllt. Ich habe ein Buch "Das große Lexikon der Malerei". Hier wird über dieses Bild u.a. geschrieben: "Die hieroglyphischen Bildzeichen gehen in ihrer oft heiteren Verspieltheit auf Joan Miró zurück". Wohl dem, der solche abstrakten Bilder so gut interpretieren kann. Soviel zur abstrakten Malerei. Bevor Du Dich aber durch ein Gespräch mit Ursula "weiterbilden" möchtest - warte bitte bis nach meinem Geburtstag.

Dienstag, 13. April 1999

Nachdem ich heute vormittag auf dem Markt eingekauft, eine Maschine Wäsche gewaschen und aufgehängt habe, mit Hilde den Kühl~ und Gefrierschrank abgetaut und gereinigt habe, durfte ich Hilde am frühen Nachmittag zum Friseur bringen, bei Edeka etwas einkaufen und Hilde vom Friseur abholen. Nun aber - ca. 16 Uhr - beginnt meine Freizeit und ich kann mich mit dem "Stotterbrief" befassen.

Du schreibst von Deinen Problemen mit Geburtstagsdaten. Es ist auch nicht einfach, bei einer großen Verwandt~ und Bekanntschaft alle Daten im Kopf zu haben. (Mir fällt gerade auf - Dir auch? - daß meine Schrift auf der zweiten Hälfte dieser Seite viel besser ist als auf der ersten. Ob es wohl daran liegt, daß ich diese erste Hälfte gestern abend - nach dem Verzehr einiger diverser "Alkoholika" - geschrieben habe? Z. Zt. trinke ich meine Tagesration Milch, so ca. 3 - 4 Tassen). Ich habe mir, schon vor etlichen Jahren, ein Hilfsmittel zugelegt. Ich kaufe mir am Ende eines Jahres einen Faltkalender für das neue Jahr. Dieser hat auf einer Doppelseite (ca. DIN A5) einen Monat. Ende Dezember übertrage ich vom Kalender altes Jahr die Geburtstagsdaten (+ 1 für's Alter) in den neuen Kalender. So steht dann z. B. im Kalender 1999 am 25. Oktober: Traudel. 59. Nun kommt bestimmt Dein Einwand, daß man ja jeden Tag (um kein Geb. Datum zu versäumen) in den Kalender schauen muß und daß man dies mit Sicherheit öfter versäumen würde. Trickreich wie ich bin, nutze ich diesen Kalender noch für einen anderen Zweck. Er dient mir zusätzlich noch als eine Art Haushaltsbuch. Hier trage ich alle Ausgaben von meinem Taschengeld (ja, ich bekomme tatsächlich Taschengeld) ein, denn am Monatsende möchte ich wissen, wofür ich es "verbraten" habe. Da ich praktisch täglich etwas ausgebe (Zeitung, Zigaretten, Blumen, Pinsel, Farbe, Getränke u.a.) sehe ich notgedrungen täglich in diesen Kalender. Eine andere Möglichkeit ist das Notieren auf dem Küchenkalender. Wir haben in der Küche so einen langen, schmalen Kalender (1 Blatt = 1 Monat) hängen, auf dem Termine festgehalten sind. Termine wie: Flurputzen, Trockenräume reinigen, Aussenanlagen erledigen, Urlaub, Arzt, Friseur, Fußpflege u.a. Hier wäre auch noch Platz für Geburtstagsdaten.

Die Umzugshilfe habt Ihr ja nun hinter Euch. Wir wollen hoffen, daß Colin gesund aus Bosnien zurückkommt. Was da momentan in Jugoslawien passiert ist sehr schlimm. Hoffentlich weitet sich der Konflikt nicht aus.

Nun zu uns. Am letzten Sonntag hat uns Rosi besucht. Wir freuen uns immer, wenn sie zu uns kommt. Sie hat immer interessante Geschichten zu erzählen. Diesmal waren es besonders viele Geschichten, weil sie vor 2 Wochen vom Urlaub auf den Kanaren zurückgekommen ist und sie über Ostern bei ihren Kindern in Weilheim war. Sie ist stolz (zu Recht) auf ihre Kinder. Ihr Schwiegersohn (Siegfried) ist seit kurzer Zeit Geschäftsführer des Karstadthauses in Viernheim. Ihre Tochter (Annegret) ist ebenfalls bei Karstadt beschäftigt. Bisher war sie Abteilungsleiterin im Karstadthaus Hamburg und seit einiger Zeit arbeitet sie als Kontrolleurin im Süd-West-Raum, ist also viel "auf Achse". Tolle Karrieren kann man da sagen. Ich weiß allerdings nicht, ob Rosi nach Heinz kein Interesse an einem anderen Mann hatte. Dies war bisher kein Gesprächsthema. Unsere Themen sind: Die Kinder, Urlaub, der Getränkebetrieb und die Verwandtschaft.

Am letzten Samstag (letzter Ferientag) hat uns Ursula besucht. (Jochen hatte keine Zeit [was wir verstehen], er mußte noch etliche Klausuren nachsehen). Seit Januar ist er Oberstudienrat (Prüfung mit 1 bestanden). Dieses Ereignis wurde in einer "Scene-Kneipe" in Essen-Werden mit Verwandtschaft und vielen Lehrer-Kollegen(innen), ca. 30 Personen, gefeiert. Ursula bringt immer Blumen für uns (f.d. Mama) mit, sie ist auch sehr besorgt um uns. Sie vergißt auch keinen Geburtstag (das ist keine Anspielung!) Auch zum Hochzeitstag oder Valentinstag schickt sie Blumen. Alles in allem ist sie ein liebes Mädchen, vielleicht etwas mehr "Papakind". Nur manchmal (wirklich sehr selten, in der Zeit ihrer Ehe war es sehr häufig und wir fragten uns oft, ob das noch unsere Tochter ist, was sich danke Jochen geändert hat) sagt sie etwas, was uns verwundert oder gar verärgert. Spricht man sie später darauf an, ist sie erstaunt und kann es nicht glauben, daß sie "so etwas" gesagt haben soll. Diese "Ausraster" mögen daran liegen, daß sie einen "schlechten Tag" hatte, was bei ihrem Arbeitseinsatz nicht verwunderlich wäre. Sie hat z. Zt. (noch) nur eine ¾ Stelle (arbeitet aber der Stundenzahl nach auf mindestens 1 ½ Stellen), gibt nur noch 3 Stdn. wöchentlich Unterricht in der Schule, betreut als Fachleiterin Englisch 12 Referendare, ist seit einiger Zeit Leiterin eines Hauptseminars, leitet nebenher Schulungen zur Internetbenutzung und besucht (auf privater Basis) Fortbildungskurse. Wir meinen, sie übernimmt sich, sie mutet sich zuviel zu. Wenn da mal solche "Aussetzer" passieren, ich (wir) haben volles Verständnis dafür. Daß Ursula gut ist in ihrem Beruf beweist die Aussage des Oberhausener Seminarleiters. Er möchte die Mingh-Vase (= wertvolles Stück) vom Seminar Essen abwerben.

Zum Geburtstag hat Ursula von Jochen eine tolle Video-Camera bekommen. Klein (10 x 15 cm), mit ausklappbarem Bildschirm, mit Ton. Die Aufnahmen kann man anschließend über den Fernsehapparat abspielen. Eine tolle Sache. So auch am letzten Samstag. Ich bin mit Ursula zum Rathaus marschiert. Dort waren etliche japanische Wildkirschbäume u.a. in voller Blüte. Anschließend hat sie noch einige Aufnahmen von "unserem" Haus (Hilde auf dem Balkon) und in der Wohnung gemacht. Dann haben wir uns alles auf dem TV-Schirm angesehen, toll.

- 12 - (sensationell, ich bin bei Seite 12)
Ich habe festgestellt, ich bin doch alt geworden.

Die letzten 6 Wochen waren für Hilde und mich, was die Gesundheit betrifft, ziemlich mies. Ich hatte Dir von meiner 2. Erkältung in diesem Winter berichtet. Die 3. Erkältung fing Anfang März an. Frieren, kein Appetit, alle Knochen schmerzen. Nahrung: Tee, Zwieback, Fleischbrühe. Der Arzt hat mir Tabletten verschrieben. Temperatur zwischen 36,9 und 38,4, Hustenreiz.
Dann fing es bei Hilde an: Nase läuft ständig, Mattigkeit. Mein Fieber war zwischenzeitlich weg, kam dann aber wieder. Am 10.3. sind wir beide zum Arzt. Der hat Hilde Tabletten verschrieben und mich zum Röntgen geschickt. Also doch! Der Lungenfacharzt stellte bei mir eine Lungenentzündung fest. Hilde ging's allmählich besser, ihr Husten ließ nach. Auch bei mir ging es - dank Antibiotika - aufwärts. Nach Ostern folgte bei mir die Kontrolluntersuchung beim Lungenfacharzt. Ergebnis: Alles in Ordnung. Es war eine schlimme Zeit. Sechs Wochen kein Tennis, ich habe regelrecht Entzugserscheinungen. Ich hoffe, daß ich am kommenden Sonntag wieder spielen kann.

Ostern war in diesem Jahr kein schönes Fest für uns. Das lag nicht nur daran, daß Ursula und Jochen nicht kommen konnten, weil sie für beide Tage Einladungen hatten. Am Ostersamstag hatten wir schönes Wetter, wir beide fühlten uns ganz gut, fahren wir doch mal zum Kemnader See (Bochum). Man kann dort schön spazieren gehen, am See entlang, und auch gut Kaffeetrinken. Beides haben wir getan, doch dann kamen Wolken auf, es sah nach Regen aus. Fahren wir also nach Hause. Ab ins Auto, Zündschlüssel gedreht, es tat sich nichts! Der Motor sprang nicht an. Ich habe den ADAC angerufen, nach gut ½ Stunde kam der "gelbe Engel". Er versuchte auch, den Wagen zu starten mit dem Ergebnis: Der Anlasser hat einen mechanischen Defekt. Er montierte etliche Verkleidungen ab um an die Zündanlage zu kommen und baute uns eine Überbrückung mit 4 Strippen ein, erklärte mir die Handhabung und dann ging es im inzwischen strömenden Regen heimwärts. Am Dienstag nach Ostern Anruf in der Werkstatt, nein, heute nicht, wir haben zuviel zu tun, kommen Sie morgen. Am Mittwoch früh zur Werkstatt, heute wird das nichts, rufen sie morgen mittag an. Donnerstag mittag Anruf in der Werkstatt, tut uns leid, rufen sie morgen mittag an, das Ersatzteil ist nicht gekommen. Freitag mittag Anruf in der Werkstatt, das gleiche Ergebnis wie Tags zuvor. Rufen Sie Montag mittag an - oh Wunder - das Auto war fertig. Ich habe es mit Hilde abgeholt und auf der Heimfahrt Rosi in ihrem Betrieb besucht.

Nun habe ich Dich, was die Seitenanzahl anlangt, sogar übertroffen, was ich selbst vorher nicht für möglich gehalten hätte. Trotzdem kommt kein "Glücksgefühl" auf. Wohin soll das führen? Ich finde, wir sollten uns auf kürzere Briefe einigen (3 - 4 Seiten?).

Eigentlich dürfte ich diesen Brief garnicht abschicken. Was ich mir da an Korrekturen erlaubt habe, sagenhaft. Ich lese einen Brief nach Beendigung sorgfältig durch um evtl. Fehler zu korrigieren. Ich hoffe, ich habe keinen Fehler übersehen.

Herzliche Grüße von uns an Dich und John. Bleibt gesund!

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