Es ist Dienstag, der 5. September 2000, 21 Uhr.

Liebe Traudel!
Ich hatte mir fest vorgenommen endlich mit der Beantwortung Deines 14-Seiten-Briefes zu beginnen. Nun sitze ich schon ½ Stunde (echt 30 Minuten) vor Deinem Brief, starre auf Seite 1 und finde keinen Anfang. Dabei sollte meine Antwort spätestens Weihnachten 2000 (die Jahreszahl deswegen, um Irrtümer auszuschliessen) bei Dir sein und Dir hoffentlich Freude bereiten.

Dieser obige Absatz ist ein Beispiel dafür, was mir an Deinem Brief aufgefallen ist. Ob wir viele Gemeinsamkeiten haben, weiß ich nicht, eine aber mit Sicherheit. Wir fabulieren gerne! Wir machen aus wenigen Fakten einen "kleinen Roman" und schwupps, ist eine Seite voll! Das ist nichts Böses, aber eine Tatsache. (Mir gefällt's).

Deine Fakten der ersten Seite: Donnerstag, 24. August 2000, ein schöner Tag, draußen Brief geschrieben, Dienstag wegen nächtlicher Katzenmusik bis ½ 8 im Bett gelegen, John, der liebe, brachte Tee ans Bett, erzählt von einem dicken Brief, Expo-Informationen, John staunt über unsere Brieffrequenz, noch eine Karte etc. Das alles hätte man auch in 4, höchstens 5 Sätzen sagen können - aber so ausführlich ist es schöner! Sei bitte unbesorgt, ich habe nicht die Absicht, Deine 14 Seiten zu übertreffen, aber ich bin ja erst am Anfang des Briefes. Falls mein Kuli nicht schlapp macht und mein Daumen nicht streikt ... mal sehen oder, wie der Bayer sagt: Schau'n mer mal!

Die Einleitung wäre geschafft (war ganz schön schwer) und nun geht's richtig rund, denn

Wird die Tinte richtig fliessen,
werden Gedanken reichlich spriessen.
So fabuliert man vor sich hin.
Manchmal ist auch Sinn darin.

Bevor es weitergeht, die Erklärung einer technischen Neuerung:
Ich nehme an, dass Du Deine Post, wie alle ordentlichen Menschen, irgendwann einmal in einem Ordner abheftest (mach ich auch). Damit nun beim Anbringen der dafür erforderlichen Löcher (lochen) keine Buchstaben verletzt oder gar ganz ausgelöscht werden (sie könnten ja wichtig sein), [stimmt genau - da ist immer noch ein kurzes Wort bei dem mir die "Mitte" fehlt] habe ich mich für diese neue Briefgestaltung ( freie Spalte links und rechts bei beidseitiger Beschreibung eines Blattes) entschieden. Du hast es da offensichtlich besser, weil Dein Schreibblock "vorgelocht" ist. So kannst Du die Löcher "um-schreiben". Wäre auch eine Idee ...

Nun weiter mit meinem Brief. Das eben war ein "Vierzeiler". Die Zweizeiler mag ich nicht so wie etwa den von Heinz Erhardt:

In der Wiese fliesst ein Bach.
Ach!

Obwohl ich Heinz Erhardt sehr mag, er hat tolle Sachen "verzapft": zum Beispiel

Hinter eines Baumes Rinde
sitzt (wohnt) die Made mit dem Kinde ... (weiter weiß ich nicht).
(ich aber: Sie ist Witwe, denn der Gatte
den sie hatte fiel vom Blatte.
Diente so auf diese Weise
einer Ameise als Speise.)

Ich mag lieber Vierzeiler. Ursula/Jochen Haben am 13.11. den 7. Kennenlerntag, sie bekommen einen Vierzeiler (nicht verraten):

Sieben Jahre sind vollbracht.
Niemand hätte das gedacht.
Wir auch nicht, ehrlich, glaubt uns doch.
Wie viele Jahre müsst Ihr noch?

Ich merke schon, ich schweife ab. Du hattest den Superbrief am 24.8.2000 begonnen, einem wunderschönen Tag, wie Du schreibst, und dass Ihr von den Gewittern und Regenfällen nicht viel abbekommen habt. Das nenne ich Glück und ich frage mich, warum es immer uns, die Kleinen, trifft. Uns hat der "schöne Sommerregen" zwei Kellerüberschwemmungen beschert. Das Wasser fliesst ja ab, aber der stinkende Schlamm bleibt zurück, fies! - So, es ist spät geworden, später, vielleicht morgen, mehr.


Mittwoch, 6. September 2000

Ich habe nochmal die ersten zwei Seiten Deines Superbriefes durchgelesen (weiter bin ich noch nicht, wie Du weißt, dauert bei so alten Leuten alles immer etwas länger). Ich muß Dich loben, sehr loben. Die Art, wie Du den Sonnentag im Garten beschreibst, was man alles sehen und erleben kann, wie schön es im Garten ist und und ... Hast Du eigentlich schon mal daran gedacht - das Material, der Inhalt, sind ja da - das alles in einer Kurzgeschichte (short story) festzuhalten? Es gibt doch bestimmt eine Menge Leute (ich gehöre dazu), die so etwas gerne lesen. - Ich habe mir erlaubt (mehr schlecht als recht) das in Verse zu fassen:

Ein Sonnentag im Bauerngarten (cottage garden).
(insert Sommergarten image)

Die Sonne scheint! Ein schöner Tag,
ganz so, wie ich ihn gerne mag.
Die Küche säubern, schnell gescheh'n,
jetzt kann ich in den Garten geh'n.

Hier kann ich schreiben, Rätsel lösen
oder - vor mich hin - nur dösen.
Viel' bunte Blumen gibt's zu seh'n
- mit einem Wort - hier ist es schön.

Dann gibt es auch noch and're Sachen:
Vom Nachbarn hört man Kinder lachen.
Ein fremnder Hund, ich kann's nicht fassen,
will sich nicht vertreiben lassen.

Libellen, Bienen sieht man hier,
und auch manch anderes Getier.
Harlequin taucht bei mir auf:
nun kraul mich mal, ich warte drauf.

Vom Teich ertönt ein fragend Zischen -
will heute niemand Algen fischen?
So ein Tag ist wunderschön.
Er dürfte nie zu Ende geh'n

Noch etwas zu den ersten Seiten Deines Superbriefs. John zweifelt, daß Du mit Deinem Bruder korrespondierst. Ja, hat er denn noch nicht gemerkt, daß ich deswegen so oft schreibe, damit er die schönen deutschen Briefmarken bekommt? Etwas anderes gefällt mir allerdings garnicht.

Du schreibst: Am Dienstag lag ich bis nach halb acht im Bett, weil mich Katzengejaule in der Nacht wachgehalten hatte - aber, hallo! Wenn ich schlafe, stört mich nichts, man könnte mich, ohne daß ich es merkte, wegtragen, und warum? Nur, weil ich "rechtschaffen" müde bin am Abend, ausgepowert sozusagen. Um diese Zeit ( ½ 8 morgens) habe ich bereits mich gewaschen, rasiert, den Vogel versorgt, die Zeitung von unten geholt, das Frühstück gemacht, mein 1. Frühstück hinter mir, die Tabletten für Hilde hingelegt und die Hälfte der Zeitung gelesen. Und Dein "lieber John" bringt Dir Tee ans Bett! Er sollte Dir die Bettdecke wegziehen und sagen: Aus allen Ecken schaut uns die Arbeit an und Du liegst noch im Bett! Schämst Du Dich eigentlich nicht? Nun könnte ich sagen, so sind die "jungen" Leute, grosse Sprüche klopfen, bis "in die Puppen" im Bett liegen und sich dann noch bedienen lassen - ich verkneife es mir!

Du hast also im (von Helmut geschenktem) Duden nachgeschaut und danach erst gewusst, daß Buddleja nach dem englischen Botaniker Buddle benannt wurde. Komisch, in meinem Duden (von 1973) steht nichts von Buddleja. Ob es die damals noch nicht gab? Aber auch komisch, die besten Dinge verehrt man der Verwandtschaft.

Du bezweifelst, daß Dein abendlicher Spaziergang mit John durch Euer "Anwesen" durch Kartoffelfelder nicht so schön gewesen wäre. Weißt Du eigentlich, wie schön blühende Kartoffelfelder sind? Noch eine Bemerkung zu John, ehe ich's vergesse. Behandle Deinen Mann immer gut, gib keine Widerworte, er ist ja schließlich Dein Ernährer. Sonst passiert womöglich eines Tages dies: Er geht zum Arzt, der Arzt kommt ins Wartezimmer: Sie haben sich in der Tür geirrt. Sie müssen eine Etage höher gehen. Ich bin Spezialist für Frauenleiden. Darauf John: Aber deswegen komme ich doch zu Ihnen! Ich leide furchtbar unter meiner Frau .......

Noch ein Witz: Norbert zu seinem Kollegen: Immer diese blöden Schwiegermutter-Witze. Was soll das nur? Ich vertrage mich mit meiner bestens. - Wohnt sie in der Nähe? - Nein, in Australien.

Weil wir dabei sind - noch einer: Ich habe gehört, du hast dir ein Fahrrad gekauft. Wie geht's denn? - Merk dir mal eins: Mein Fahrrad geht nicht, es fährt! - Na gut. Wie fährt es denn? - Na ja, es geht.

Von Gerd bekommst Du also auch Post, mit der neuen Rechtschreibung (darauf bin ich schon in einem "Bauerngarten-Brief" eingegangen) und mit dem Neuesten aus der Ahnenforschung. Du wirst verwöhnt. Mir hat er nicht die neue Rechtschreibung übermittelt weil er, wohl zu Recht, annimmt, daß ich diese sowieso nicht kapiere. Von der Ahnenforschung, was ja auch viel wichtiger ist, hat er mir seine neuesten Erfolgserlebnisse mitgeteilt. Ich habe ihn gebeten, peinlichst darauf zu achten, daß er unter den vier Kandidaten für unseren Ururgrossvater den richtigen herausfischt. Ich möchte keinen falschen Ururgrossvater.

Ich freue mich, daß Ihr von Eurem Besuch (Bruce und Marjorie) soviel Anerkennung für Euren Garten bekommen habt. So ein Besuch ist ausserdem sehr nützlich, zumal wenn er die Stuckarbeit an der Duschwand macht. Habt Ihr ein Glück, unser Besuch macht so etwas nicht.

Ich halte es für keine gute Idee, aus meinem Coleorton "Gedicht" beim Bügeln eine englische Version zu machen. Das ist zu gefährlich! Man muß sich auf das Bügeln konzentrieren, sonst drohen Verbrennungen jeglicher Art. - Schluß für heute, ich habe mich gesteigert, 3 Seiten gegenüber 2 am ersten Tag. Ich muß das mal hochrechnen.


Donnerstag, 7. September 2000

Nach getaner Hausarbeit und dem obligatorischen Kniffeln bin ich wieder fit für's Briefeschreiben. Mein Kuli zittert schon, wohl vor innerer Erregung. Zunächst aber eine

Hochrechnung für eine Seiten-Steigerung
von 50% pro Tag:
1. Tag = 2 Seiten Steigerung
2. Tag = 3 Seiten 50%
3. Tag = 4 ½ Seiten 50%
4. Tag = 6 ¾ Seiten 50%
5. Tag = 10 1/8 Seiten 50%
26 3/8 Seiten

Das wird mir zuviel. Ich werde wohl nach dem 4. Tag Schluß machen.

Was ist Kniffeln? Ein Spiel mit 5 Würfeln und einer Gewinnkarte (s.Anlage). Eine weitere Anlage sind die Spielregeln (bitte bei Gelegenheit zurück). Ich hätte sie auch aufschreiben können, aber dann würde mein Brief zu lang. Wir spielen mit einem Einsatz von 50 Pfg je Spiel, also 6 Spiele = ca. 1 Std. Spieldauer. Der Gewinner eines Spiels nimmt seinen Einsatz zurück, der Verlierer muß erneut einen Einsatz tätigen. Es ist wie immer im Leben, wenn man kein Glück hat kommt noch Pech hinzu. Hat man also Pech und verliert alle Spiele, ist man 3 DM los. Auf's Jahr hochgerechnet - bei ca 300 Spieltagen - wären das stolze 900 DM. So schlimm kommt es aber nicht, im Laufe der Zeit gleichen sich Gewinn und Verlust meist aus. Es soll ja auch nur ein Zeitvertreib sein, der Einsatz ist nur ein Anreiz, um die Sache etwas spannender zu machen. Interessant ist auch, dass einige Gewinnzeilen offensichtlich vom Poker übernommen wurden: Full House, Dreierpasch = Drei Gleiche, Viererpasch = Vier Gleiche, Kleine/Grosse Strasse = Straight/Straight Flush.

Zurück zu Deinem Superbrief und Deinen Erläuterungen und Erklärungen bezüglich Garten, Umfeld und Bewohner. Herzlichen Dank für Deine Bemühungen, aber meine Meckerei geht weiter. (Deswegen bin ich kein Ziegenbock, ich bin Stier). Es ist schön, dass mein Plan tatsächlich (fast) o.k. ist.

Bevor ich Dich weiter lobe, etwas zu den "auf-dem-Kopf-stehenden Eintragungen". Ich soll nicht meckern (schon wieder dieser Hinweis auf den Ziegenbock), denn Du musstest ja selber auf dem Kopf stehen für die Beschreibungen, ha, ha - 3x kurz gelacht. Eine dickere Lüge ist mir lange nicht untergeschoben worden. Sei doch ehrlich, der Plan war "kopfstehend" und dann hast Du fleissig, immerhin, Eintragungen gemacht. Ich stelle mir vor: Du an der A512 nach Ashby, Loughborough, auf dem Kopf stehend. Das wäre ein Beitrag zur Volksbelustigung gewesen. (Hat John Dich schon mal "auf-dem-Kopf-stehend" gesehen?) Dabei wäre alles viel einfacher gewesen, man muß es nur wissen! Statt auf dem Kopf zu stehen genügt es eigentlich: Beine etwas spreizen, nach vorne beugen, durch die Beine sehen. Was Du siehst, steht "auf dem Kopf". Nun einen Spiegel zu Hilfe nehmen, statt durch die Beine in den Spiegel schauen. Schon ist alles wieder "normal" und man kann "normale" Eintragungen tätigen. Da staunst Du, oder?

Neben Deinen o.a. Erläuterungen bedanke ich mich für Deine diversen Zeichnungen. Leider sind sie nur mit Schwierigkeiten in die Pläne zu integrieren. Deine mehrfachen Hinweise "nicht maßstabgerecht" sind da wenig hilfreich. Ich habe aber inzwischen die Pläne (meinen und den vom Garten) ergänzt, die kopfstehenden Texte "herumgedreht", den Fußweg bis zum Bach verlängert u.a., und so habe ich inzwischen, wie ich meine, einen ganz guten Überblick über Euer Anwesen und die Nachbarschaft, dank Deiner Hilfe. Jetzt kenne ich auch den genauen Standort der 3-armigen Eiche. Neu ist für mich der Stacheldrahtzaun entlang des Grabens, zum Nachbarn. Welcher Nachbar? Oder ist es lediglich das Land eines Nachbarn? Was mich irritiert, sind Deine Angaben zu den "blumenförmigen Beeten", das Ende Der Garage und der Blick auf die Tür des Hühnerstalls. Auf der grossen Zeichnung sieht es so aus(etwa, nicht maßstabgerecht, kann ich ja auch mal sagen):

(insert Rauten image)

Ist die Tür des Hühnerstalls im Glashaus? Ob nun eine Raute etwas weiter endet oder das Ende eines Beetes in der Linie Hühnerstalltür liegt ist doch garnicht so wichtig. Entscheidend für mich ist das "Gesamtbild", kleine Abweichungen spielen da keine Rolle. Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass die Tür zum Hühnerstall im Glashaus ist!? Jedenfalls habe ich durch Deinen "Gartenplan" - mit einigen Bildern dazu - den Eindruck, dass mir das alles sehr bekannt vorkommt, als ob ich das alles schon einmal gesehen habe.

Deine Informationen zu den 2 Bildern habe ich in meinem Plan übernommen. Neu war für mich die Strasse "Beaumont Green", die mit dem "toten" Ende. Bei uns heisst so eine Strasse "Sackgasse". Allmählich vervollständigt sich mein Plan. Dem kaufwilligen Mann solltest Du bei Gelegenheit etwas Nachhilfe geben, etwa: Na, wie gefallen Ihnen meine Bilder in Ihrer Wohnung? Auch Alan, der wegen der Katze wegziehen soll, habe ich eingetragen. Aber wie willst Du das junge Ehepaar mit den vier Katzen zum Auszug bewegen? Dass sich Katzen mal "prügeln", kann man evtl. noch verstehen, dass aber Katzen ihre Kürtel in Deinen Beeten vergraben, das ist die Höhe! Leider weiß ich zu wenig von Katzen und kann Dir deshalb keinen Rat für Abhilfe geben. Vielleicht sollte man sie einfangen, ihnen den Po mit Uhu zukleben und dann wieder laufen lassen! Ob das hilft?

Ein Hinweis von Dir weist auf Coleorton Manor. Ich habe im Dictionary nachgesehen, Coleorton Manor habe ich nicht gefunden, aber Manor wird mit Gut, Rittergut, Burg erklärt. Was ist Manor in Coleorton?

Was mich ein wenig stört, ist Deine Bemerkung: Ihr seht ja auch nur Grünes aus Euren Fenstern! Hört sich wie ein Vorwurf an und stimmt überhaupt nicht, ganz und gar nicht! Wir sehen zwar Grün - nur im Sommer - aber auch vieles andere. Vom Balkon sehen wir z..B. einige Sandkästen mit spielenden Kindern darin. Vom Kiüchenfenster sehen wir Autos hin~ und herfahren, Passanten hin~ und hergehen. Wenn das Grün erst mal verschwunden ist, die Bäume kahl sind, sehen wir noch viel mehr. Wer z.B. auf dem Parkplatz parkt, wer wegfährt, wer mit wem auf dem Bürgersteig tratscht, wer ins Haus kommt, wer weggeht. Das sind tolle Aussichten - man muss allerdings stets am Fenster stehen. Von wegen, wir sehen nur Grünes!

Du glaubst, Du hast Dich beim Thema "Gärtnern und Arbeit" in eine Falle geredet. Wie wahr! (Über die in diesem Zusammenhang von Dir erwähnte "Daumenstauche" habe ich mich bereits in einem meiner "Bauerngartenbriefe" geäußert). Obwohl das o.a. Thema von grundlegender Bedeutung ist (eine Grundsatzfrage), ist es sehr diffizil, und ich befürchte, eine übereinstimmende Einigung kommt nicht zustande. Weil es letzlich immer auf die Einstellung, den eigenen Standpunkt zu diesem Thema ankommt! Denn - was ist Arbeit? Eine Tätigkeit? Ist eine Tätigkeit auch Arbeit? Ist Arbeit eine Arbeit weil sie bezahlt wird? Ist Arbeit keine Arbeit weil sie Spaß macht? Ist Gartenarbeit eine Tätigkeit? Er ist Täter, sie ist Täterin - was schon ins Kriminelle wandert. Dir ist Gartenarbeit, obwohl manchmal schwere Arbeit, keine Arbeit weil sie Spaß macht, und nicht bezaht wird. (Nicht bezahlt? Du bezahlst mit Kreuzschmerzen, verstauchtem Daumen u.a.). Ein Beispiel: Ich habe in meiner Firma in den 1960er und 1970er Jahren am Aufbau und Fortentwicklung der EDV mitgewirkt. Es wurde in der Zeit manchmal "rund um die Uhr", manchmal dreimal in der Woche, gearbeitet. Meine Familie habe ich wenig gesehen. Das war harte Arbeit, die aber bezahlt wurde, die mir aber auch viel Spaß gemacht hat! Wie verbleiben wir nun?

Ich stelle gerade fest, dass ich mein Soll des 3. Tages (9 ½ Seiten, s. Seite 6) bereits übererfüllt habe. Machen wir uns also bereit zum Endspurt.


Freitag, 8. September 2000

Du erwähnst, dass John bei der Arbeit nicht zu bremsen ist, er kniet sich wie ein "Stier" in alles richtig rein. Darum möchte ich Dir Seite 4, unterer Abschnitt, nochmal "ans Herz" legen.

Die Impatiens heissen auch bei uns "Fleissiges Lieschen", wohl deshalb, weil sie unermüdlich blühen. Es ist wirklich eine Farbenpracht. Nun gibt es, wie wohl bei vielen Blumen, etliche Variationen. Die bekanntesten sind - lt. meinem "Zimmerpflanzen-Doktor-Buch": I. Petersiana (kann 1m hoch werden), I. Walleriana (Stammform), I. W. Arabesque (hell geaderte oder gefelderte Blätter) und I. W. Neu-Guinea (kräftig, grosse Blüten). Ich lege Dir zwei Blätter unserer Pflanzen bei. Nein, wir hatten noch keine Schnecken auf unserem Balkon (in unserem Garten). Die Samen kommen im Herbst zum Vorschein. Es ist die Mitte der abgefallenen Blüte, erst klein und grün, enwickelt sich bis mehr als Erbsengröße und platzt mit einem "Plop" bei Reife und verstreut so, zwecks Vermehrung, seine Samen. Das Problem ist, vor dem "Plop" den Samenträger zu "ernten". Nun habe ich festgestellt, dass dies wohl nicht für alle Imp. Pflanzen gilt. Die auf dem Tisch stehenden (aus Samen gezogen) zeigen die o.a. Entwicklung. Die im Blumenkasten (gekauften, offensichtlich - wg. d. Blattform Imp. Walleriana) zeigen eine andere Entwicklung. Zunächst entwickeln sie sich wie die auf dem Tisch stehenden, werden aber nicht so groß, platzen (plop) früher und enthalten nur ein Samenkorn, während die auf dem Tisch stehenden mehrere Samenkörner haben.

Den Lebensbaum haben wir zum 30. Hochzeitstag von Ursula (und damals Uwe) geschenkt bekommen, also 1983. Weil er mit der Zeit immer "wüster" wurde, habe ich ihn mehrfach gestutzt, zuletzt im vorigen Jahr. Ursula war entsetzt, Du hast den Baum zerstört! Aus ursprünglich 5 Trieben (Ästen) habe ich 3, na, 3 ½ gemacht. Inzwischen ist er wieder "putzmunter" und wächst wie eh und je. Das kunstvolle Beschneiden lasse ich lieber, auch wenn "cloud pruning" der letzte Schrei ist, ich halte nichts vom Schreien.

Am 29.8.2000 hast Du Deinen SB beendet und entschuldigst Dich für die Länge des Briefes u.a. Und weil er ein "Etappen-Brief" ist, über mehrere Tage geschrieben, könnte ich ihn sinnvollerweise in Etappen lesen. Du bist ein Pharisäer! Du entschuldigst Dich für Deinen SB, in Wirklichkeit freust Du Dich, dass Dir so ein SB gelungen ist! Und in Etappen lesen? Hast Du das schon mal gemacht? Einen Brief anfangen zu lesen, beim nächsten Datum aufhören, am nächsten Tag weiterlesen? Das sind doch Qualen, die kein normaler Mensch aushalten kann! Aber mir mutest Du es zu, Pfui!

Die Geschichte mit dem Malwettbewerb ist sehr interessant. Schade, dass Du keinen Preis bekommen hast. Bei Deinem Thema (älteres Ehepaar bei einer Pause vom Gärtnern, sitzt unter einem grossen Baum, durch den Lichtstrahlen fluten) habe ich unwillkürlich an Euch gedacht. Oder meintest Du ein anderes Ehepaar? Kann eigentlich nicht sein, denn beim "grossen Baum" dachte ich gleich an die drei-armige-Eiche! Nun reg' Dich nicht gleich auf, ab "50" ist man "älter"!

Die Geschichte mit dem Pferd Bay Lady und dem Wägelchen ist aber garnicht lustig. Das hätte böse ausgehen können. Zum Glück (sieht man von Bay Ladys Verletzung ab) hat sich ja alles zum Guten gewendet. Da das Wägelchen noch im Eselstall steht, könnte man es doch mal mit einem Esel als "Zugpferd" versuchen. Ob es funktioniert ist fraglich, denn Esel = dumm stimmt nicht immer. Manche "Esel" haben es faustdick hinter den Ohren.

Zum Abschluß Deines tollen Briefes kommst Du dankenswerterweise auf meine wirklich ehrlich und gutgemeinten Ratschläge bezüglich der Bewirtschaftung Eures Anwesens (Anbau von Blumen und Nutzpflanzen) zu sprechen. Wortreich (für mich sehr schmerzlich) erklärst Du mir, warum alle meine Ideen nicht durchführbar, nicht annehmbar, kurz - für die Katz sind. Da hilft es wenig, wenn der kleine Sam furchtbar gerne selbst Kohlrabi anbauen möchte, er will es ja im eigenen Garten machen. Schade, ich hatte so sehr gehofft, dass Ihr wenigstens einen meiner Vorschläge akzeptieren würdet. Aber nein, nun muß ich weiter um Eure Gesundheit bangen.

Um weitere Seiten zu "füllen" -
Ich möcht' gern weiter fabulieren.
Doch leider muß ich akzeptieren:
Es geht nicht immer weiter so,
einmal ist Schluß! Des bin ich froh.

Ich werde doch nicht meiner besten Schwester den Rang ablaufen, den Rang, die längste Briefschreiberin in der Verwandtschaft zu sein! (Etwas kommt mir seltsam vor, müsste es nicht "die Schreiberin des längsten Briefes ... heißen?) Wie auch immer, sie ist es! Herzlichen Glückwunsch!

Von uns gibt es nicht viel zu berichten. Die Tage (Wochen, Monate) vergehen und wir bemühen uns, von einem(r) zum(r) anderen zu kommen. Mal geht es ganz gut, mal etwas "gebremst". Das ist wohl bei alten (nicht älteren) Leuten normal. Mit einem Wort, wir leben noch und wir freuen uns, dass Ursula und Jochen Arbeit haben (viel Arbeit, so kommen sie nicht auf dumme Gedanken).

Wir wünschen Euch alles Gute, herzliche Grüsse, bleibt gesund. Wir verabschieden uns mit dem dreifachen Gärtnergruss:

Heu, Heu, Heu (erst mähen, wenn trocken, einfahren). Helmut.

PS: Es folgt - vielleicht - eine (sehr) lange Briefpause!

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