Herne, am 28. September 2000

Liebe Traudel!
Inzwischen habe ich von Dir zwei Seidenpapier-Tapeten-Briefe als Antwort auf meinen 13-Seitenbrief bekommen. Ich danke Dir dafür.

Heute war ein trüber Tag mit etwas Regen (woher kommt all das Wasser?) aber mit immerhin 20 Wärme, für die Jahreszeit ganz ordentlich. Obwohl meine Frau unserer Vielschreiberei irritiert und verständnislos gegenübersteht (was schreibt ihr immer, worüber kann man soooo viiiel schreiben), habe ich mich entschlossen, Deine "Raten-Briefe" auf Raten zu beantworten. Nun kannst Du raten, wie lange das dauern wird. Ich verspreche Dir - ich hoffe, dass ich das Versprechen halten kann -, dass Du meinen Antwortbrief (ich fürchte, er wird sehr lang) spätestens Ende Oktober (2000) erhalten wirst.

Ich frage mich manchmal woher sie kommt, diese plötzliche "Schreibwut" (seit einigen Wochen). Es ist klar, dass es völlig unklar ist, worauf sich "seit einigen Wochen" bezieht. Ich meine die Schreibwut. Damit dies klar ist. Liegt es nur daran, das ich meine Hausarbeit inzwischen routinemässig schneller erledigen kann, oder weil ich das Malen eingestellt habe, Fernsehen mir keinen Spass macht, immer nur Kreuzworträsel oder Schachaufgaben lösen auf Dauer nicht das "Wahre" ist und ich deswegen über mehr Zeit verfüge? Oder weil mir das Schreiben (an Dich, na klar) momentan viel Spass macht, oder weil es damit gerade gut "läuft"? Ich weiss es nicht, ist auch nicht so wichtig.

Kurze Unterbrechung: Nach den Nachrichten im Fernsehen kam der Wetterbericht mit der Mitteilung, dass wir das momentane miese Wetter einem Tief namens Claire *) zu verdanken haben.
*) hört sich englisch an.
Meine Frage: Kennst Du eine Frau Claire Tief. Wenn ja, gib ihr eine Backpfeife mit einem schönen Gruss von mir.

Das war die Ouvertüre - nun zu Deinem Brief vom 18.9. Bei einem noch ausstehenden (angekündigten) Brief muss ich der Reihe nach vorgehen, sonst verliere ich den Überblick. Auch weil

Du sprichst viel' schöne Dinge an,
Antwort macht Freude, also ran!

Da wäre zunächst die Sache mit der Arche. Ich finde, bei dem ständigen Regen, sogar Sintfluten, und Eurem doch ziemlich moorigen Gelände ist Johns Idee garnicht so abwegig. Warum sollte es nicht mal die "Arche John" geben? Warum sollte man immer nur von der Arche Noah reden? Übrigens, weisst Du, wer der erste Weinbauer war? Es war Noah - siehe Die Bibel, 1. Buch Mose, 9,20. Ein Kreuzworträtsel hat mich "hingeführt". Unsere Bibel wurde 1894 gedruckt.

Es ist sehr anerkennenswert, dass Du an regnerischen Tagen so fleissig bist. Was ich nicht so recht verstehe - was soll eine aus Salzteig gebackene, geflochtene und lackierte Borte im Badezimmer?

Mit den vorgeschlagenen Änderungen am "Sonnentag im Bauerngarten" bin ich nicht so ganz einverstanden (Urheberrecht). Bei der "Libellen-Zeile" statt "und noch" ist "und auch" o.k. ("auch" allein stört den Rhythmus). Bei Harlequin kann das "auch" wegfallen.

Du meinst, mich hätte die Muse geküsst, sogar beim Bügeln. (Das wäre schön, ich kenne eine, den Namen verrate ich nicht, aber sie küsst mich nicht) Drei Musen erwähnst Du:

|K a l| l i o p e - Muse der erzählenden Dichtkunst,
E r |a t o| - Muse der Lyrik, besonders der Liebesdichtung, und
E u t e r |p e| - Muse der lyrischen Poesie und des lyrischen Gesangs.

Also - Dichtkunst, Lyrik, Poesie und lyrischer Gesang (wenn ich singe, glaubt man eine Nebelkrähe zu hören), das ist mir alles "zu hoch". Meine "Verse" sind doch nur "zusammengestoppelte" (eine neue Wortschöpfung, was ich so alles schaffe!) Worte, die sich, o Wunder, meistens reimen (manchmal mit Gewalt). Somit wäre ich ein "Reimer", aber Kunst, meine ich, ist das nicht. (Auf Reimer reimt sich Eimer, muss ich mir merken).

Fällt ihm nichts mehr ein, dem Reimer,
ist sein Gedicht ganz schnell im Eimer.

(insert Musen image)
Zurück zu den Musen -

Meine Meinung: Von den drei'n
kann es - wirklich - keine sein.
Wer hat beim Bügeln mich geküsst?
Wenn ich nur den Namen wüsst!

Ich glaube fast, so peu à peu,
die Muse war's: K a l | a t o | p e!
Doch Zweifel führe ich im Schilde,
vielleicht heisst meine Muse "Hilde"?


Freitag, 29. September 2000

Welch ein herrlicher Tag! Claire hat uns verlassen (mein Meckern hat geholfen), die Sonne strahlte mit uns um die Wette, 23 Gtad im Schatten, viel zu warm, dazu 90% Luftfeuchtigkeit. Dieser ständige Wechsel macht uns, besonders Hilde, sehr zu schaffen. Auch Hilde hat Schlafprobleme. Manchmal wacht sie schon nach 1 ½ Stunden Schlaf auf und liegt dann mehrere Stunden wach. Manchmal nimmt sie eine halbe Schlaftablette (Adumbran) und neuerdings auch mal 1 - 2 Baldriantabletten. Dann hat sie zwar weniger "Wachzeiten", aber einen durchgehenden Schlaf hat sie schon seit längerer Zeit nicht gehabt. Ich habe mit all dem relativ wenige Probleme.

Ich wache auch schon mal auf, schlafe dann aber schnell wieder weiter. Angeblich manchmal sehr laut (Schnarchen), was ich aber nicht glauben kann. Ich habe mich noch nie schnarchen gehört! Ob mein guter Schlaf (hoffentlich bleibt es so) an meinen "Schlafmitteln" liegt? Dies sind, ab 18 Ihr, (zur Nachahmung nicht empfohlen) 1 Flasche Bier (0,33 Ltr.), 1 mittlerer Schnaps (Maria Gron, 4/10.), ein halbes Glas Weisswein mit Orange-Selter gemischt und ein (na ja, 1 ½ ) Glas Rotwein. Dazu einige Zigaretten der Marke HB = (Hübsche Beine), wie viele? Beim Briefe schreiben sind es mehr.

Das war eine "Abschweife" par excellence. Dabei wollte ich doch "der Reihe nach" vorgehen. Ich weiss nicht, wie es kommt, ein Gedanke, eine Idee, schon schreibe ich es hin und es "fliesst". Nun zurück zu Deinem Brief, immer noch der vom 18.9. Ich bin immer noch auf Seite 1 und ich habe diese Seite erst zur Hälfte "abgearbeitet". Meine Befürchtungen (dies wird ein langer Brief) nehmen konkrete Formen an.

Meine Formulierungen: ... die längste Briefschreiberin der Verwandtschaft, sollte besser die ... Schreiberin des längsten Briefes heissen, deuten zunächst auf eine Kompliziertheit der deutschen Sprache hin. In diesem speziellen Fall ist es aber nicht so, denn beides ist richtig! Denn: wer (weiblich) aus der Verwandtschaft schreibt solche Briefe? Niemand, und bei ca. 1,72 Mtr. bist Du die längste. Die "Schreiberin des längsten Briefes" ist ohnehin klar.
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Die Geschichte mit den Tomaten ist mir nicht verständlich. Tomaten brauchen Umluft, schreibst Du. Ich Trottel habe immer geglaubt, Tomaten brauchen Sonne. Wie man sich irren kann. Eine halbe Tonne hast Du geerntet? Diese Angabe ist aber sehr vage. Sollte sich "Tonne" auf Gewicht beziehen, wären es 500 Kg, sehr unwahrscheinlich. Sollte sich "Tonne" auf ein Gefäss beziehen, welches wäre es denn? Aschentonne, Mülltonne, Heringstonne oder gar Senftonne? Landschaftlich werden Senfgläser auch als "Tonne" bezeichnet. Es ist schon sehr verwirrend.

Bevor ich weiter auf Deinen Brief vom 18.9. eingehe - wäre es Dir möglich, in Zukunft diese Breiten "Seidenbriefe" zu ändern, etwa indem Du die Breite halbierst? Ich habe nämlich grosse Schwierigkeiten, von rechts aussen nach links innen in die richtige Zeile zu kommen, ein Lineal wäre da sicher hilfreich, aber Deine Tapete hat 40 cm Breite und mein Lineal nur 30 cm (gelogen).

Zurück zu Deinem Brief - ich bin immer noch auf der ersten Seite. Auf Deine Argumentationen wegen des 14-Seiten-Briefes und des 13-Seiten-Briefes mit den Unterschieden in der Schriftgrösse und der freien "Luft" neben meinen "Versen" und Zeichnungen möchte ich nicht eingehen. Ich habe Dir doch - neidlos - zugestanden, dass Du die "Briefschreiberin ..." bist. Ob Du aber eine Auszeichnung oder gar einen Orden bekommst - ich bin nicht sicher. Ich werde aber - schriftlich - beim Bundeskanzleramt nachfragen. Dort verleihen sie für manchen Blödsinn Auszeichnungen oder Orden. Vielleicht hast Du Glück.

Du hast Recht, es ist wirklich komisch, wie diese "Schreibader" durch die Familie läuft. (Ursula übrigens schreibt auch tolle Briefe, und Du müsstest erstmal ihre Veröffentlichungen in der Fachzeitschrift "Praxis" lesen - erste Sahne!) Dass unser Vater - die Wette hast Du gewonnen - dieses schöne Erbgut auf sich zurückgeführt hätte, ist mir klar. Das entspräche seinem Naturell. Er hatte aber eine schöne, schwungvolle Handschrift. Mit der deutschen Sprache stand er leider auf dem Kriegsfuss. Er machte mehr Fehler als wir beide zusammen.

Es ist spät geworden und ich habe festgestellt, daß ich meine Vorgabe (pro Tag + 50%) mehr als erfüllt habe. Und ich bin noch immer auf "Dener 1. Seite" (wohin soll das führen?). Zum von Mutter genähtem Kleid für Dich demnächst mehr.


Sonntag, 1. Oktober 2000

Gestern musste ich pausieren weil sich am Mittelfinger (da, wo der Schreiber aufliegt) eine Blase bildete (wer's glaubt, wird selig).

Da habe ich noch am Freitag vom herrlichen Sonnenschein geschwärmt. Jetzt ist es 16 Uhr und es regnet ohne Unterbrechung seit heute morgen (Hilde sagt, schon seit letzte Nacht). Sollte das schon die Sintflut sein? Dann wird es aber Zeit mit der Arche!

Deine geplante Geschichte "Das Kleid" - wie alt warst Du damals? Wenn das im Jahre 1950 war (Du also 10 Jahre alt), könnte es mein Anzug gewesen sein. Ich habe nämlich nach meiner Rückkehr aus Russland von Tante Sanny einen Anzug bekommen. Der passte nicht so richtig und ich habe ihn wohl nur einmal getragen. Allerdings kann ich mich nicht erinnern (es sind ja auch 50 Jahre her), daß ich so ein Kleid an Dir gesehen habe. Wahrscheinlicher (welcher Anzug?) ist aber dies: Ein altes Foto (1930/31) zeigt unsere Eltern, Mutter's Mutter und mich. Ich trage einen dunklen (fast schwarzen) Anzug bestehend aus kurzer Hose und einem "Russenkittel" (hochgeschlossene Jacke, auch Kasack genannt) mit einer (gestickten?) Borte vom Hals zum unteren Rand (der Jacke, Bluse) und einer Rundum-Borte als Abschluss. Leider ist es ein schwarz-weiss-Foto und sehr vergilbt. (Bild anbei, bitte zurück!)
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Endlich bin ich mit Seite 1 Deines Briefes fertig, aber das stimmt nicht! Es kam mir heute nach dem Frühstück in den Sinn - der Regen sorgt für Einfälle. Eine Seite dieser "Seidentapete" entspricht ja gut und gerne vier Seiten DIN-A4. Nachgemessen - es stimmt! Demnach habe ich also die "ersten 4 Seiten" Deines Briefes abgearbeitet. Ich hoffe nur, dass die nächsten "4 Seiten" nicht so viele "Antwortpunkte" beinhalten. Ausserdem liegt da noch ein "2 x 4 Seitenbrief" "auf der Lauer".

Nun zu den Komikern - von "Morecombe and Wise" habe ich leider noch nichts gehört. Gesehen habe ich Morecombe (Eric, 1926 - 1984) auf einer 26p-Briefmarke, Mich. Nr. 1750. Von Heinz Erhard habe ich nur 2 Schallplatten, leider kein Buch. Gesehen habe ich ihn mehrfach im Fernsehen und ich kann mich an eine Szene erinnern, er spricht zu seiner Sekretärin: Kommen sie mal her, sie grosser weißer Vogel - und zum Publikum (mit vorgehaltener Hand): Blöde Gans darf ich nicht sagen, das gibt Ärger mit der Gewerkschaft.

Mit den Kellerüberschwemmungen müsste es (hoffentlich) vorbei sein. Wir haben neue Senkkästen (13 Stück, eine Woche lang grosser Arbeitslärm) mit automatischer Rückstauverhinderung bekommen. Abwarten, ob es hilft.

(Insert Ausbrechhühner and worms images)

"The chickens are out" - Ausbrecherhühner habt Ihr Euch angeschafft. Inzwischen ist es Oktober. Haben sie schon Eier gelegt oder gibt es demnächst Hühnersuppe bei Euch? Übrigens habe ich bei Deiner Schilderung vom "Hühnerausbruch" (keine Angst - kein Fehler, kein Meckern) etwas entdeckt, was für die blöde "German Language" sehr typisch ist. Du schreibst: ... die Tür zum unbedachten (offenen) Gewächshaus nicht richtig ... - und wolltest offensichtlich damit sagen, dass das Gewächshaus kein Dach hat. Warum sagst Du es denn nicht (z.B. ... zum Gewächshaus ohne Dach, ... zum Gewächshaus mit ohne Dach ... wäre nicht ganz richtig. Es ist zum Schmunzeln. Dass Du "offenen" durchgestrichen hast ist in Ordnung, wo gibt es ein offenes Gewächshaus? Aber unbedacht waren allenfalls die Hühner. Es konnte ihnen doch so viel passieren - einfangen, Kopf ab, rupfen, ab in die Suppe z.B., "German Language", schön!

Ein Gast, für den Du eine schwedische Mandeltorte (nach meinem Rezept) gebacken hast, der nach dem Kirchenbesuch wieder zu Euch kam, mit Euch zu Abend gegessen hat und kurz vor 10 wieder abfuhr!!?? Was soll das, willst Du mich neugierig machen oder soll ich raten, wer es war? (Who's Who?)
Nun gut, die schwedische Königin? Oder ein Asiat mit Mandelaugen? Ich fürchte, ich komme nicht drauf. War es eine VIP?

Herzlichen Dank, dass Du den Brief abgeschickt und mich nicht länger auf Post warten lassen hast. Herzlichen Glückwunsch, dass Du Deine Wäsche vor dem Regen hast retten können. Herzlichen Dank auch für die Kniffelpapiere (zrck.) und für die Resultate des "Aquarell-Preisausschreibens". Schade, dass Du den Wettbewerb verpasst hast. 1000 oder mehr Pfunde wären doch schön gewesen.

Dein Brief vom 22.9., Dereks Geburtstag. Er steht noch in meinem Kalender, ich weiss aber nicht, wie alt er geworden wäre!?

Die Übersetzung (Bauerngarten = rustic garden) ist doch garnicht so schlecht. Rustic kommt doch von rustikal - ländlich, bäuerlich und im Englischen bedeutet rustic ländlich, bäurisch (fig.) und roh (gearbeitet). Aber sicher wisst Ihr es besser.

Es stimmt, Zeit ist relativ, wobei es sicherlich auf die Situation, auf die Umstände ankommt. Mein "lange habe ich nichts von mir hören lassen" ist für einen Zeitraum von 9 Tagen ein Jux und als solcher zu verstehen. Allerdings könnte schon ein Tag relativ "lang" sein, wenn man z.B. nach einem Streit mit dem Partner die Versöhnung herbeisehnt.

Ja, der Regen. Manchmal sehnt man ihn herbei und manchmal ist er einem zuviel. Sicher ist es angenehm, wenn er den Garten zur rechten Zeit durchnässt. Ich hoffe nicht, dass es Euch so ergeht: Ein Gewitter zieht auf. Paul hastet mit seinem Wasserschlauch durch den Garten. Wundert sich der Nachbar: Warum giessen Sie denn noch, es wird doch gleich regnen! - Eben! Ich will vorher unbedingt noch fertig werden. -- Es ist zum Weinen. - Das fleissige Lieschen (keine Impatiens) erzählt ihrer Mutter, dass sie der Oma beim Kochen geholfen hat. "Das war lieb von dir, was hast du denn gemacht?" "Oma hat Zwiebeln geschält, und ich habe geweint". -

Das Thema "Sch.... - Rosi" und braune Steifen sollten wir beenden. Es ist aber bemerkenswert, dass auch John ... in den Graben ... . Bei der Grösse Eures Grundstücks ist es durchaus verständlich, dass, wenn Not am "Mann" ist, man eben mal ...., wobei es der Mann, zugegeben, einfacher hat. Ist Dir bekannt, dass von etlichen Leuten Urin als Medizin angewandt wird? Im Fernsehen wurde schon mehrfach darüber diskutiert und etliche Leute behaupten, dass Urin (durch Einreibung oder durch Trinken - immer der eigene) eine heilende Wirkung habe. Falls Ihr in den Sumpfgärten Porree anbaut und auf diese Weise düngt - wolltest Du ihn dann noch essen?
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Kaffee - aber selbstverständlich hast Du Recht - ist Geschmacksache, und meine "Verleumdung" der armen teetrinkenden Briten war doch ein Witz! Excuse me! Deine Wette hast Du gewonnen, es gibt wirklich an manchen (=wenigen) Orten wirklich guten Kaffee. Auch bei einer Umfrage würde sich herausstellen, dass die Mehrzahl der Briten (vor allem der jüngeren Generation) meist Kaffee zum Frühstück trinkt, Instantkaffee! Die Geschichte [die wo er im Restaurant sitzt und etwas Englisches zu essen und trinken bekommen möchte, "no foreign muck". Weil alles was er bestellen wollte ‚ausländisch' ist bittet er in Verzweiflung um eine Tasse Tee. "Indian or China?" fragt der Kellner.] mit dem Komiker Kenneth Williams (gehört wohl nicht zu den "berühmten" wie Tommy Cooper, Eric Morecombe, Joyce Grenfell, Les Dawson und Peter Cook, die auf den Briefmarken mit den Mich. Nrn. 1749 - 1753 verewigt sind) hat mir sehr gut gefallen. Ich habe den Eindruck, dass diese typisch "echt englische Herren" (Stock, Melone) am Aussterben sind. Es wird auch Zeit!

Es stimmt, Du fabulierst gern und gut, ich finde, besser als ich. (Bitte nicht gleich abheben!) Meine technische Neuerung mit dem Randlassen macht mir tatsächlich Probleme, immer wieder. Warum? Ich bin einfach unkonzentriert, bin mehr auf's Schreiben fixiert. Ich habe schon mal, bei diesem Brief (ich gestehe es nur ungern und verschämt), eine halbe Seite weggeworfen, weil es mit dem Randlassen nicht funktioniert hat. Blöde Technik! Du solltest es auch versuchen, auch wenn Du glaubst, ein zerstreutes Gehirn zu haben. (Sollte dies "fact" sein, deutet es auf eine schlimme Krankheit hin - doch nicht wirklich?). Um all diesen Problemen zu entgehen, könntest Du doch weiterhin auf "Seidenpapier" schreiben, aber bitte nur mit meiner Anregung auf Seite 5. Sollte Dir das Seidenpapier ausgehen - kauf John noch mehrere kurzärmelige Hemden. Bei seiner Arbeitsbelastung - schätze ich - muss er seine (kurzärmeligen) Arbeitshemden täglich 2x wechseln. Bei nur sechs solcher Hemden käme die Waschmaschine nicht zur Ruhe.
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Auch im Sinne der Umweltentlastung ist es wichtig, weiterhin auf Seidenpapier zu schreiben. Verpackungspapier als Scheibpapier benutzen - eine beispielhafte Form des Recycling.

Ihr hattet also schon blühende Kartoffelfelder, wie schön, und jetzt habt Ihr sogar einen Com-puter (also einen Lockruf für grosse Vögel). Mich interessiert - ehrlich - was macht Ihr damit? Kann John ihn beruflich nutzen oder verwaltest Du damit Dein Wirtschaftsgeld? (Hauswirtschaftsgeld, um Irrtümern vorzubeugen). Ich hätte schon längst einen haben können, von Ursula. Zwar nicht brandneu aber doch top in Ordnung. Nicht nur weil Hilde dagegen ist, ich weiss wirklich nicht, was ich damit (sinnvoll) machen könnte. Ich habe eine elektrische Schreibmaschine mit einem kleinen Speicher (12 KB). Das reicht zur Speicherung von z.B. Adressen und kleineren "geistigen Ergüssen" wie etwa "Wenn man älter wird". Hilfreich ist so ein Gerät etwa bei "offiziellen" Briefen. Ich gebe den Brief einmal ein (tippen) und lass ihn dann ausdrucken. Fehler kann ich im Speicher ändern und den Brief wieder ausdrucken lassen. Dies kann ich, falls erforderlich, so oft wiederholen, bis der Brief (für mich) in Ordnung ist. Tippex oder Korrekturband sind somit nicht erforderlich. Selbstverständlich ist mir bekannt, dass diese Vorgehensweise mit einem Computer, Bildschirm und Drucker einfacher zu "händeln" ist. Aber wann schreibe ich schon mal einen Brief per Maschine? Den nächsten vielleicht ans Bundeskanzleramt wegen Deines Ordens.

Gerd hatte mir vom geplanten Besuch bei Euch (wenn er genug Benzin bekäme) berichtet. Z. Zt. bin ich noch ahnungslos, aber ich hoffe, dass es mit dem Besuch am 30.9. geklappt hat.

Manor, Herrenhaus, Kohlenbarone, die Beaumonts - klar kann ich mich daran erinnern. Kohlenbehörde könnte so etwas wie "Amt für Kohle" sein. Es ist doch schön, dass der ehemalige Arbeiter für die Kohlenbehörde - Barry - Euch von seiner Freikohle abgibt. Ich bekomme keine Freikohle (Anspruch hatte ich zwar, habe ihn aber vor Jahren gegen Entgelt abgetreten). Was sollten wir auch mit Kohlen ohne Kohleherd, ohne Kamin? Der kluge John (wie Du schreibst) hat so einige nützliche Kirchenbekanntschaften. Das fällt bei uns unter die Kategorie "Vitamin B" = Beziehungen.


Mittwoch, 4. Oktober 2000

Das darf doch nicht wahr sein! Ich weiss nicht, was ich sagen soll, ich bin sprachlos! Gegen dieses Weib (ich meine Dich!) ist doch tatsächlich kein Kraut gewachsen. Da glaube ich, Dich mit einem super-langen Brief zu übertreffen - Pustekuchen. Heute kam Dein Brief vom 26./27.9.2000 an - 3 Seiten = 3 x 4 DIN-A4 = 12 DIN-A4 Seiten, + Brief vom 18.9. = 2 x 4 = 8 DIN-A4 Seiten, + Brief vom 22.9. = 2 x 4 = 8 DIN-A4 Seiten macht summa summarum 28 DIN-A4 Seiten! Und das alles in einem Zeitraum von nur 9 Tagen! Hast Du sonst nichts zu tun? Wann schläfst Du eigentlich? Das ist wirklich gemein, meine "guten" Absichten zu durchkreuzen. Ich bin regelrecht down, "völlig am Boden zerstört", total daneben, das Schreiben macht keinen Spass mehr, es ist so, als ob man mir mein liebstes "Spielzeug" weggenommen hätte, regelrecht "erschlagen" bin ich.

Ich war mir nicht sicher, welcher Vers mehr Mitleid
erregt - such Dir einen aus. (insert zuvieleBriefe image)

Traurig klingen meine Lieder
durch die stille Nacht,
und ich frag' mich immer wieder,
warum hat sie das gemacht?

Schaurig klingen meine Klagen
in der dunklen Nacht.
Immer wieder muss ich fragen:
Warum hat sie das gemacht?

Genug geklagt, jetzt wird Ernst gemacht. Ich muss unbedingt John daran erinnern, dass er in der Ehe dominant ist, dass er bestimmt, was getan werden muss, dass er Dir sagt, wo's lang geht. Ich habe den Eindruck, er lässt Dir zuviele Freiheiten, sonst hättest Du ja gar keine Zeit, solche endlos langen Briefe zu schreiben. So, das musste einmal gesagt werden. Zurück zu Deinem Brief vom 22.9.2000.

Meine Hochrechnungen und Kalkulationen - Du staunst darüber und bewunderst mich deswegen. Nun mach mal halblang, das ist doch nichts Besonderes, ich habe halt ein Faible für Mathematik. Die Basis dafür wurde meiner Meinung nach in der Grundschule gelegt. Da mussten wir z.B. das kleine und das grosse Einmaleins auswendig lernen. Mit dem grossen habe ich - zugegeben - heute einige Schwierigkeiten, aber das kleine kann ich Dir vor~ und rückwärts "herunter beten". Sagst Du z.B 81, dann kommt von mir wie aus der Pistole geschossen: 9 x 9. Mir würde es bestimmt nicht so ergehen, wie der Frau in der Lotterieannahmestelle. Sie verlangte (und kaufte) das Los mit der Nr. 51 - und gewann damit 10 000 DM! Der verblüffte Lotteriemensch fragte die Frau: "Wie sind Sie denn gerade auf die Nr. 51 gekommen?" "Sehen Sie", sagte die Frau, "ich habe 7 Nächte lang von der Zahl 7 geträumt, und 7 x 7 ist doch 51, oder?" (Wie sagt man - der dümmste Bauer hat die dicksten Kartoffeln).
Dann war ich durch meinen Beruf viel mit Zahlen konfrontiert, das fing schon in der Ausbildung an. Als Lehrling musste man etliche Betriebsstellen "durchlaufen", so auch u.a. die Markenkontrolle. Hier mussten die Bergleute vor der Arbeit ihre Marken-Nr. (eine Blechmarke = Identifikation, heute heisst es auch PIN) abgeben und nach der Arbeit wieder abholen. So war eine einfache Anwesenheitskontrolle möglich. Damals, 1940 etwa, wurde der Lohn noch bar ausgezahlt, zwei Abschlag~ und eine Schlußzahlung. Auch das wurde von der Markenkontrolle erledigt. Die Auszahlung erfolgte auf der Basis sogenannter Zahllisten (DIN-A4-Blätter). Auf jeder Seite waren ca. 20 - 22 Mitarbeiter mit ihren Zahlbeträgen aufgeführt. Vorab aber mussten die Beträge Seitenweise (auch von Lehrlingen) aufaddiert und per "Übertrag" auf die nächste Seite übertragen werden. So summierte sich die Gesamtzahlsumme und diese musste mit der Kassenausgabe stimmen. Manchmal haben wir lange nach Pfennigdifferenzen gesucht. -

Beim Militär wurde in ähnlicher Weise verfahren. Ich kann mich nicht dafür verbürgen, aber ein Zahlmeister soll einmal den Namen "Übertrag" gerufen haben, niemand meldete sich. Komisch, meinte der Zahlmeister, er kriegt das meiste Geld aber der Kerl ist nicht da. - Dann habe ich Ursula bei Mathematikaufgaben geholfen und dabei selbst viel gelernt, habe für Ursula die Finanzierung der Wohnung berechnet (seit 1998 dank meiner Vor~ und Fürsorge Schuldenfrei), habe Seitenweise Berechnungen angestellt, wann, wie, mit welchem Zins~ bzw. Tilgungssatz der Bankkredit getilgt sein wird. So war ich ständig in der Übung.

Schon 1973, als ich noch im Beruf stand, habe ich ein Programm geschrieben, das von meinem Chef und einigen Kollegen (alles Häuslebauer) gern genutzt wurde. Es hieß: "Annuitätische Schuldentilgung" (mit oder auch ohne Zwischentilgungen). So etwas kann man allerdings auch manuell machen. Mit einem DIN-A4-Blatt, einem Schreiber und einem Taschenrechner geht das ganz gut. Der Computer kann das natürlich schneller. So kann man leicht feststellen, ob sich die persönliche Belastung als zu hoch erweist. Wenn man z.B. einen Kredit von 150 000 DM zu einem Zinssatz von 7,25% und einer Tilgung von 1% aufnimmt, ist die jährliche Belastung 1500 x 8,25 = 12375 DM (Annuität). Die Monatsbelastung ist folglich 12375 : 12 = 1031,25 DM. Fortrechnung erfolgt dergestalt, dass zunächst (vom Restkapital = Kapital -Tilgung) die Zinsen errechnet werden. Der Restbetrag (Jahresbetrag minus Zinsen) ist die Tilgung. Bei diesem Beispiel wird man feststellen, dass man ca 30 Jahre braucht um seine Schuld zu tilgen. In den 30 Jahren hat man aber auch ca. 223 000 DM Zinsen gezahlt, also jeden Monat - 30 Jahre lang - 619,44 DM! Diese Art der Abrechnung ist allerdings grob und gereicht dem Kreditnehmer zum Nachteil. Vor einigen Jahren wurden die Kreditgeber vom Gesetzgeber verpflichtet, die Abrechnung monatlich durchzuführen (der Kunde zahlt ja auch monatlich). Dadurch verringert sich die Zinsbelastung um mehrere 1000 DM. - Hoffentlich ist dieser Exkurs in das Kreditwesen nicht zu trocken für Dich gewesen. - Du siehst, es macht mir Spass, mit Zahlen umzugehen, Vorausberechnungen anzustellen (Hilde: Bist du schon wieder am Rechnen?) und es soll ja auch ein gutes Gehirntraining sein. Wie gesagt, nichts Besonderes, mehr ein Hobby.

Nur noch ein Nachtrag zu den Hochrechnungen - z.B. bei Briefen + 50% pro Tag. Rechnerisch ist das ja in Ordnung, leider gibt es eine grosse Unbekannte - die Ausführung. Kleinigkeiten können die Hochrechnung scheitern lassen. Sei es Schreibfaulheit, fehlende Einfälle oder Ideen oder aber nur eine im Entstehen begriffene kleine Blase am Finger, da wo der Schreibstift aufliegt.

Jetzt reicht es mit der "Rechnerei", zurück zu Deinem Brief vom 22.9.2000. Allmählich komme ich zum Ende der 2. Seite (nein, zum Ende der 16. Seite (+ Brief vom 18.9.). Leider wird mir, trotz grosser Bemühungen, es nicht gelingen mit 16 Seiten zu antworten. Ich hätte noch mehr Rechenbeispiele bringen sollen und habe somit meine Chance verpasst. Das wäre aber auch wohl zu eintönig geworden.

Das Kniffeln - ein schönes Spiel. Auch heute haben wir gekniffelt und ich habe von sechs Spielen fünf verloren. Ich bin ganz traurig, kannst Du das verstehen? Obwohl es pro Spiel nur um 50 Pfg. geht, ich verliere nicht gern. Aber man sollte das alles auch positiv sehen, immerhin habe ich ein Spiel gewonnen! Zur Belohnung durfte ich dann anschliessend einkaufen gehen. Nein, Kniffeln ist nicht wie Lotto und es gibt auch keine Kniffelstelle (wie z.B. Lottostelle). Es ist ein reines Privatspiel. Eine Prämie gibt es also nicht (dass Du immer an Prämien, Orden, Auszeichnungen denkst, das ist bedenklich). Es soll Leute mit Putz~ oder Schmuckmanie geben, von Auszeichnungsmanie habe ich allerdings noch nichts gehört. Ich wundere mich, dass Dir die Verbindung vom Kniffel zum Poker so klar ist. Mit wem Pokerst Du? Gibt es etwa in Coleorton eine "Spielhölle" in der man u.a. Pokern kann und gehst Du etwa dahin? Ich kann es nicht glauben. Dein Bericht vom Spiel mit den Lügenwürfeln (liar dice) hat mich sehr interessiert. Schade, dass Du nicht mehr weisst (auch Du wirst älter), wie viele Punkte es gab und um was man spielte. Ich kenne das "Lügenspiel" mit Karten. Hierbei wurden die Karten reihum (verdeckt) auf einen "Haufen" (also bitte, mit einer Karte fing es an und wurde - evtl - allmählich, ein Haufen - Karten natürlich - nicht was Du vielleicht denkst) gelegt.
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Ein Spieler legte (verdeckt) eine Karte auf "den Haufen" und sagte eine Spielfarbe (Kreuz, Pik, Herz oder Karo). Wenn der nächste Spieler glaubte, dass es nicht stimmt sagte er: "Du lügst". War es nicht gelogen, bekam der, der behauptet hatte, du lügst, den Stapel (besser als Haufen) Karten, ansonsten der "Lügner". Wer als erster seine Karten "los" war, hatte gewonnen, er war der Sieger. Wenn ich mich recht erinnere, gab es keine Siegprämien. Sieger zu sein war doch auch ganz schön.

Zum Schluss Deines Briefes zweifelst Du, ob Du nochmal zwei Seidenpapierseiten zwecks Abschluss meines SB fertigbringst - und dann schickst Du 3 Seiten. Das ist wirklich nicht schön, zum Lachen schon garnicht. Da habe ich geglaubt: Na ja, so viel ist es ja nicht mehr bis zum Schluss meines Briefes, was sie beantworten kann. Vielleicht wird es so gut eine Seite oder vielleicht verliert sie die Lust zum Schreiben oder aber, es könnte ihr die "Puste" ausgehen. Weit gefehlt. Wie habe ich mich getäuscht!

Inzwischen freue ich mich schon auf John's Brief als Antwort auf meinen "Markenbrief". Du glaubst, ich hätte mir damit viel Arbeit gemacht und ich wäre ein lieber Mensch. Erstens war das keine Arbeit weil es mir Spass gemacht hat und zweitens bin ich nur dann ein lieber Mensch, wenn ich schlafe (meine Frau kann das bezeugen). Viel wichtiger ist mir, dass ich John eine Freude gemacht habe (ich hoffe jedenfalls, dass er sich gefreut hat), dann freue ich mich auch. Soviel Freude, in einem Satz, da man bei dem momentanen miesen Wetter kaum ein freundliches Gesicht sieht, kann man wirklich gebrauchen.

Damit wäre Dein 2. Seidenpapier-Tapeten-Brief "abgearbeitet" und ich "stürze" mich nun auf den dritten, 26.9., Sarahs Geburtstag. Zunächst das Wichtigste vorweg: Die Hühner haben Eier gelegt - Herzlichen Glückwunsch - und Ihr habt sie verzehrt (die Eier). Somit erledigen sich meine Fragen auf Seite 7 dieses Briefes (unten) bezüglich Eier bzw. Hühnersuppe. Als Laie, was Tierhaltung und ~aufzucht betrifft, hatte ich geglaubt, dass die Hühner es nicht schaffen, ohne Hahn Eier zu legen. Werden die Eier - mit Hahn - vielleicht dicker oder wird ein Hahn nur dann gebraucht, wenn man Aufzucht betreibt? Wenn ja, und man betreibt keine Aufzucht, dann haben es die Hühner aber gut - kein Kommandeur im Haus. Kläre mich bitte bei Gelegenheit auf. Ich schätze, Du bist Expertin.
Ich kann mich nur an einen Witz erinnern der zu diesem Thema in etwa passt: Da rollt der Hahn ein Straussenei in den Hühnerhof, ruft seine Hennen zusammen und sagt: "Schauen Sie her meine Damen, das wird anderorts geleistet. Nehmen Sie sich ein Beispiel daran".


Freitag, 6. Oktober 2000

Das Wetter will sich nicht bessern. Nachdem es gestern wenigstens trocken war, hatten wir heute Aprilwetter. Mal schien die Sonne, mal hat es "geschüttet" und es ist ziemlich kühl geworden. Dann erzählt uns die Nachbarin (sind mit uns vor 36 Jahren hier eingezogen, wir haben einen guten Kontakt, sie kommt mehrmals in einer Woche zu Hilde zum "Quatschen"), dass ihr Sohn (mit Familie) im Urlaub in der Nähe von Eastbourne herrliches Wetter hat. Ursula and Jochen sind seit dem 3.10. auf Rhodos (für eine Woche). Sie rief heute nachmittag an, alles bestens, Wetter herrlich, fast zu warm. Da kommt man ins Grübeln und fragt sich: Regen bringt Segen heisst es, aber warum werden nur immer wir "gesegnet"?

Zurück zu Deinem Brief vom 25.9., meinem Telefonanruf und dass Du noch gerne mehr mit Hilde oder mir gesprochen hättest. Es ist doch wohl selbstverständlich, dass Deine Hilfe für Deinen Mann Vorrang hat. Mir war es jedenfalls ganz recht, dass das Gespräch nicht länger gedauert hat. Heute haben wir die Telefonabrechnung (mit Auflistung der Einzelgespräche) bekommen. Da heisst es dann: 25.09., 20.06.54 Uhr, Dauer = 3 Min. 4 Sek., Grossbritannien = Kosten: 0,82 DM. Das bedeutet, dass wir für 184 Sekunden 82 Pfg bezahlen müssen, anders ausgedrückt kostet uns jede Sekunde 0,00445 Pfennig. Wenn ich mir vorstelle, dass das Gespräch etwa 4 mal so lange gedauert hätte, also 12 Min. 16 Sek., wären es ja 4 x 0,82 = 3,28 DM gewesen. Ein Gegenwert von etwa 12 Zigaretten. Das können wir uns als arme Rentner nicht leisten, oder ich müsste das Rauchen aufgeben, zumindest drastisch einschränken. Das verstehst Du doch, oder?

Es muss für John sehr schwierig gewesen sein, auf so beengtem Raum das Kabel für die Entlüftung im Badezimmer zu erreichen. Obwohl Du es vom Badezimmer aus durchgeführt hast. Hättest Du evtl. nicht etwas mehr schieben können? Ganz gleich, er hat es jedenfalls erreicht, wenn er auch ein neues Loch bohren musste. Besser jedenfalls so, als wenn er "lange Finger" hätte und das Kabel ohne neues Loch erreicht hätte. Wir brauchen allerdings kein Kabel für die Entlüftung, wir machen einfach das Badezimmerfenster auf. Am Freitag also kommt der Elektriker um die Dusche startbereit zu machen. Startbereit? Für welchen Wettbewerb? Ach ja, die Dusche "läuft" ja auch, d.h. durch die Dusche läuft das Wasser, ein Laufwettbewerb also. Inzwischen dürfte das alles ja erledigt sein vorausgesetzt, der Elektriker ist wirklich gekommen und hat seine Arbeit ordentlich gemacht. Ich hoffe es.

Jetzt bin ich etwas verwirrt. Du schreibst, dass Andy und Jane (Andy = Elektriker) am vergangenen Freitag, also am 22.9. (da hatte eine ehemalige Arbeitskollegin Geburtstag, Frau Weidenthal, sie wurde 65 Jahre alt), und am 29.9. also sollte er u.a. die Dusche startbereit machen. Jetzt, glaube ich, hab ich's. Sag' mal, Andy and Jane, war da nicht so ein Film? Nein, nein, jetzt weiss ich es wieder, das waren Bonny and Clyde, oder so ähnlich. Interessant finde ich, wie Du solche Besuche (am 22.9.) gleich zu Deinem Vorteil nutzt. Da haben die Leute allerlei Grünzeug für die Schutthalde und Du sagst ihnen, dass sie garnicht dahinfahren müssen. Pflanzt das Grünzeug in Deinen Garten und man ist Dir noch dankbar. Alle Achtung! (Anmerkung am 24.1.2005: das "geschenkte" Grünzeug ist zu einer stattlichen Hecke aufgewachsen und umgibt nun fast unsere Trapezbeete)
(insert Grünzeug image)


Der Morgen ohne Strom muss ja schlimm gewesen sein. Es ist wirklich schlimm, wie abhängig wir von der Elektrizität sind. Kein Kaffee zum Frühstück, Waschmaschine, Staubsauger, Bügeleisen und Mikrowelle und auch Radio (den Fernseher hast Du vergessen) streikten. Und dunkel war es auch noch. Da hast Du, sicherlich frustriert, die Kissen aufgeplustert und die Zeitungen gerade gelegt, nur um etwas zu tun. Du hättest auch die Hühner kämmen können, die haben es angeblich gern, wenn man ihnen die Federn kämmt. - Habt Ihr denn keine Kerzen im Haus, auch kein Stövchen? Damit kann man Wasser erhitzen. Es dauert etwas länger als gewohnt, ca. 2 - 3 Stunden, dann docht das Wasser - für den Kaffee. Das ist zwar nicht viel, aber besser als garnichts. Noch besser wäre allerdings ein dreibeiniges Gestell mit Kessel (wie die Camper es haben). Ab in den Kamin, Feuer drunter und ruck-zuck kocht das Kaffeewasser. Bei all' dem Ärger sollte man nicht vergessen, dass so ein Stromausfall auch eine gute Seite hat. Wenn all' die o.a. Geräte wegen Stromausfall nicht arbeiten wird doch auch kein Strom verbraucht und man hat somit zwei Erfolgserlebnisse, 1. man tut genau das, was heute verlangt wird, Strom sparen und 2. die eigenen Kosten werden gesenkt. Ich finde, diese Aspekte werden bei solchen Ereignissen viel zu wenig beachtet.

Es ist nicht nötig, dass Du Dich für dieses "fiese, billige Schreibpapier" entschuldigst. Was ich von diesem Papier halte, habe ich Dir ja schon auf den Seiten 5, bzw. 10/17 dieses Briefes mitgeteilt. Besondere Beachtung verdient meine Aussage auf Seite 11, oben.

Ich freue mich, dass Du meine Anregungen bezüglich Plan zeichnen (nicht auf dem Kopf stehen, Spiegel nehmen, durch die Beine schauen) gut findest und diese Anregungen in Zudunft befolgen willst. Willst Du denn einen Plan zeichnen? Wenn ja, welchen?

Deine Informationen bezüglich Stacheldraht, Bauer Martin, das Stiegentor und dass Mrs. Kenyon sein Vieh auf ihrem Grundstück hat weiden lassen habe ich mit Interesse gelesen. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Bauer auf Euch sauer ist, weil für ihn eine Weidemöglichkeit (für sein Vieh natürlich) ausfällt, weil Ihr sein Vieh nicht mehr auf Eurem Grundstück weiden lasst. Ist er es?

Dank Deiner präzisen und ausführlichen Beschreibung (Tür des Hühnerstalls, altes Gewächshaus) habe ich, wie ich meine, ganz gute Vorstellungen wie es 1998 aussah und jetzt aussieht. Daran sieht man ganz deutlich, dass so ein Riesengrundstück, vor allem die Gebäude darauf, ständiger Pflege bedarf. Eine alleinstehende Frau wie Mrs. Kenyon ist da sicher überfordert. Vielleicht hatte sie auch kein Interesse oder es fehlten ihr die finanziellen Mittel, durch Hilfskräfte alles in Ordnung zu halten. Es ist bestimmt ein trauriger Anblick wenn man sieht, wie einst sicherlich nützliche Dinge vergammeln. Wie meistens aber, so auch wohl in diesem Fall, haben schlechte Dinge auch eine gute Seite. Hier sogar zwei - die wilden Erdbeeren und die Weinrebe. Erdbeeren erntet Ihr jetzt noch und eine Traubendolde habt Ihr auch schon gehabt. Diese Traubendolde hat mich hellhörig gemacht.

Wie Du weisst, gibt es im Ruhrgebiet in fast jeder Stadt sogenannte Abraumhalden. Sie stammen vom allmählich aussterbenden Kohlenbergbau, es gibt sie schon seit etlichen Jahren. Kein schöner Anblick, so eine kahle Halde. Aber die Natur lässt sich nicht unterkriegen, vor allem dann, wenn man sie in Ruhe lässt. Das zeigt sich besonders an den Zechen~ und Werksbrachen. Zechen/ Werke wurden stillgelegt, aufgeräumt wurde nichts, und schon seit längerer Zeit grünt und blüht es in den Ruinen, sogar zwischen verrosteten Bahngleisen. Es wurden Blumen und Pflanzen entdeckt von denen man annahm, dass sie längst ausgestorben sind. Auch die Halden blieben nicht kahl. Erst nur ein grüner Schimmer, dann wurde es mehr und sogar Büsche und Bäume wuchsen aus dem "toten" Abraum. Man könnte meinen, die Natur wollte den Menschen sagen: Hier geht doch was! Dann wurden viele Halden gezielt begrünt, wurden Spazierwege mit Sitzgelegenheiten angelegt. Heute sind sie ein beliebtes Ausflugsziel. -

Das war die Einleitung. Vor etwa 2 Wochen erschien in unserer Zeitung ein Artikel (leider habe ich ihn nicht mehr), der über zwei Halden berichtete. Eine in Hamm und eine in Bottrop, auf beiden wird Wein angebaut! Von der Halde in Hamm weiss ich keine Einzelheiten, vergessen, aber von der Halde in Bottrop, ist ja auch in der Nähe. Da hat ein ehemaliger Bergmann vor einigen Jahren 99 Reben gepflanzt. 99 deshalb, weil er ab 100 Reben dem deutschen Weingesetz unterliegt, das wollte er nicht. Ich kenne das Weingesetz nicht, kann deshalb dazu nichts sagen. Dieser Mann hat den Anbau für den eigenen Bedarf gemacht. Im vorigen Jahr, so wurde berichtet, hat er soviel Trauben geerntet, dass daraus 80 Flaschen Wein gekeltert wurden. Ob der Wein gut ist, ob er schmeckt, ist mir nicht bekannt. Wein ist ja, wie viele andere Dinge auch, Geschmacksache. Der eine mag ihn nur trocken, ich lieber lieblich. Der Erfolg der ganzen Aktion wird vor allem auf die Bodenbeschaffenheit zurückgeführt. Der Bergbau -Abraum enthält nämlich viel Schiefer. Denkt man nun an die bakannten deutschen Weinbaugebiete (Rhein, Ahr, Mosel etc) wird einem klar, dass die dortigen Böden ebenfalls viel Schiefer enthalten (Rheinisches Schiefergebirge z.B.). Mit anderen Worten - wo Kohle ist da ist auch Schiefer. Bei Euch im Garten stosst Ihr doch manchmal schon bei etwas "grösseren" Erdarbeiten auf Kohle. Könnte da etwa auch Schiefer vorhanden sein? Wenn ja, ideal für Weinanbau. Einen Versuch wäre es sicher wert. Kauft noch einige Reben dazu, pflanzt sie an einer geschützten und sonnigen Stelle. Ich würde mich freuen, wenn ich von Euch zu meinem 85. Geburtstag eine Flasche Wein, Marke "Eigenbau", geschenkt bekäme. (Wie schade dass Helmut nichtmals seinen 80, Geburtstag geschafft hat!)

Ich habe die letzten zwei Seiten noch einmal durchgelesen und es ist mir etwas aufgefallen. Es ist doch so, dass Du in Deinem Brief hauptsächlich Fragen aus meinem Brief beantwortest. Nun habe ich gesehen, dass ich auf den letzten zwei Seiten schon wieder einige Fragezeichen "hingemalt" habe (auf den vorhergehenden Seiten sind es noch mehr). Das ist ja fast ein "Frage~ und Antwortspiel". Gibt es da überhaupt ein Ende? (Schon wieder eins). Wohin soll das führen? (Noch eins). Aber egal, falls uns die Lust am Schreiben erhalten bleibt, Papier und Schreiber vorhanden sind, können wir es ja noch eine Weile weiter tun.

Es ist schade, dass Du den nicht-so-Kaufwilligen nicht mehr gesehen hast. Schade für Dich, weil Du nichts verkaufst, noch mehr schade für den Mann, denn er weiss ja nicht, welche gute Kapitalanlage er da "sausen" lässt. Dass Dein Ausstellplatz wegen der Ummodelung des Postamtes weggefallen ist, das ist bedauerlich. Deine Idee mit dem abschliessbaren Schaukasten finde ich sehr gut. Da kannst Du Bilder ausstellen, wann und wie Du willst, und Du brauchst keine "Lizensgebühren" zu zahlen. Aber sicher, Bilder müssen erst gemalt werden. Da Du ja sonst "nicht viel zu tun hast", wird Dir das sicher gelingen, glaube ich. Die Genehmigung für den Schaukasten wirst Du bestimmt bekommen (vielleicht mit einem freundlichen Augenaufschlag).

Ich hatte Dich immer für einen Menschen gehalten, der Tiere liebt, und was machst Du? Du wirfst mit Erdklumpen nach Katzen, kein Wunder, dass sie Deine Nähe meiden. So hast Du keine Chance, sie zu fangen und ihnen den Po mit Uhu zu verkleben. Das Allheilmittel in diesem Fall heisst: Baldrian. Einige Tropfen auf die unteren Fensterbänke des Hauses wirken Wunder. Ihr habt doch bestimmt Gummistiefel? Na, bei dem nassen Gelände werdet Ihr doch sicher welche haben. Die brauchst Du nämlich. Durch Baldrian angelockt (Katzen können da nicht widerstehen) kommen sie am Abend/in der Nacht und "singen" ihre schönsten Liebeslieder. Sie sind dabei derart in "Rage", dass sie die Umwelt vergessen. Das ist die Gelegenheit, Katze packen, Kopf voraus in den Stiefel, Uhu in den Po und Deine Beete bleiben sauber. Sind das nicht tolle Ratschläge? Ich sag ja immer:

Nicht verzagen,
Ostkamp fragen!

Diese letzten vier Worte brachten mich spontan zum Schmunzeln. Sie haben mit einer Geschichte zu tun, auf die ich heute noch sehr stolz bin. Diese Worte habe ich nach Abschluss dieser Geschichte erstmalig "öffentlich geäussert". Leider ist es für einen Menschen, der wie Du wenig von Programmierung kennt, schwer verständlich. Ich will aber versuchen, es allgemein verständlich zu erklären und ich hoffe, es wird Dir nicht zu "trocken" vorkommen. Es begab sich etwa Anno 1980 (ist aber kein Märchen). Ich war seit einigen Jahren "Boss" der Datenverarbeitung mit etwa 35 Mitarbeitern/~innen. Vor diesem Job waren meine Hauptarbeitsgebiete: Programmierung Wohnungswirtschaft, Anlagevermögen, Lohn~/Gehaltsabrechnung, Materialwirtschaft und letztlich die Systemprogrammierung. Mit der Buchhaltung hatte ich nichts zu tun und folglich gleich Null Ahnung.

Nun kommt der schwierige Teil der Erklärung. Ein Computer kann nur mit Systemprogrammen und eben den entsprechenden Anwenderprogrammen arbeiten. Mann nennt es auch das EVA-System (Eingabe, Verarbeitung, Ausgabe) wobei die Systemprogramme den gesamten Ablauf steuern. Jeder Computer hat u.a. einen Hauptspeicher, in den die Daten eingelesen, verarbeitet und ausgegeben werden. Aber auch die Systemprogramme befinden sich im Hauptspeicher und sorgen für den reibungslosen Ablauf. Jeder Platz (Stelle = Byte) im Hauptspeicher hat eine Adresse, ist also adressierbar. Stell' Dir das wie Häuser mit Hausnummern in einer Strasse vorl Die Systemprogramme haben feste Speicherplätze, die meist am Anfang des Hauptspeichers liegen. Anschliessend folgen die Anwenderprogramme und ihre zu verarbeitenden Daten. O je, das wird schwierig. -

Bei der o.a. Geschichte handelte es sich um ein Buchhaltungsprogramm, das bereits mehr als zwei Jahre ohne Fehler lief, das mit Tabellen arbeitete, wie viele Programme. Mit Tabellen arbeiten heisst, diese Tabellen (können mehrstufig sein) werden beim Erstellen des Programms angelegt. Die fragliche Tabelle war zweistufig und die zu verarbeitenden Werte wurden indiziert abgespeichert (Indizes = Werks-Nr., Kostenstelle) und summiert. Plötzlich gab es Ärger mit diesem Programm, nicht nur, dass das Programm ausfiel, das gesamte System "stürzte ab". Niemand konnte es sich erklären. Die Buchhaltungsprogrammierer waren ziemlich verzweifelt, gingen das Programm noch mal durch, alles in Ordnung, starteten das Programm erneut - und die Maschine stürzte ab. Dann kamen sie zu mir, der von Buchhaltung nur Soll und Haben kannte. Innerhalb einer kurzen Zeit, etwa 10 Minuten, (das ist kein Witz, auch kein Eigenlob) hatte ich den Fehler gefunden. Es war nur logisches Denken mit ein wenig Glück. "Werden im Programm die Werks-Nrn. abgeprüft?" fragte ich die Programmierer. "Nein", war die Antwort und ich wußte, das ist es. Ein klarer Programmierfehler, denn bei Tabellenarbeit, besonder bei direkt Indizierung, dürfen nur "gültige" Wrks-Nrn. verarbeitet werden. Ein einfacher, durchgeschlüpfter Erfassungsfehler hat das ganze Dilemma ausgelöst. Statt Werks-Nr. 72 hatte die Erfasserin 27 eingegeben. So gelangte dieser Datensatz in den Bereich der Systemprogramme, überschrieb sie und löste den Crash aus. Die Programmierer liessen "die Ohren hängen", ich sagte ihnen meinen Spruch und hatte - bis heute - eine "diebische Freude". Ist das schlimm?

Es ist schon schlimm, dass ich Dir uralte, verstaubte Computergeschichten erzähle statt Deinen Brief zu beantworten. Ich werde mich bessern, versprochen.


Sonntag, 8. Oktober 2000

Heute hatten wir, entgegen der Voraussage (wie so oft, die "Wetterfrösche" sind die grössten Lügner) trockenes Wetter. Es ist aber empfindlich kühl geworden, 8 bis 11 , die Impatiens blühen noch. Wir haben das trockene Wetter zu einer kleinen Autotour genutzt und nachmittags haben wir gekniffelt. Mit Erfolg, diesmal für mich. Wie gesagt, im Laufe der Zeit gleichen sich Gewinn und Verlust aus, das ist unsere Erfahrung.

Nun zu Deinem Brief. Allmählich nähere ich mich dem Ende, es beginnt also sozusagen der Endspurt. Leider stimmt es nicht, dass ich Dir bezüglich der Impatiens viel voraus habe. Meine Kenntnisse enden schon praktisch mit dem Wissen, dass man aus Samen neue Pflanzen ziehen kann. Mein erster Versuch in diesem Jahr hatte erfreulicherweise einen guten Erfolg (unerwartet). Inzwischen habe ich aber versucht, mich "schlauer" zu machen, durch Lesen in den sogenannten Fachbüchern. Wir haben drei von der Sorte "Zimmerpflanzen" und ich habe wieder einmal erfahren, dass man nicht alles Gedruckte glauben kann. Einig ist man sich, dass es sich bei Impatiens um Pflanzen handelt die sehr genügsam sind, prächtig blühen, während der warmen Jahreszeit viel Wasser (keine Staunässe!) brauchen und auch mal gedüngt werden müssen, und dass sie drinnen wie draussen gut gedeihen. Das "drinnen" hat mich besonders interessiert, doch da gehen die Meinungen auseinander. Einmal heisst es: An einen hellen Plaz stellen, keine pralle Sonne, bei wenig Licht blühen sie weniger und die Farben sind blasser. Im anderen Buch: Auch in der Wohnung gedeihen sie prächtig, selbst am dunkleren Nordfenster. Was denn nun? Ich vermute, dass es auf die Impatiens-Art ankommt, dass die unterschiedlichen Arten bei gleichen Bedingungen unterschiedlich reagieren. Anders gesagt: Man kann nicht alle Arten "über einen Kamm scheren".

Was bleibt also? Selbst herausfinden, was unserem "Fleissigen Lieschen" gut tut. Meine bisherigen Beobachtungen zeigen schon einige Ergebnisse: Pralle Sonne vermeiden = Quatsch, sie blühen trotz praller Sonne, auch beim Nachbarn. Innen, am hellen Wohnzimmerfenster, ohne pralle Sonne, ich weiss - noch - nicht. Weil ich im Herbst 1999 viele Samen "geerntet" habe, hatte ich in diesem Jahr viele Blumen (der Samen für's nächste Jahr liegt schon in einer Schublade). Drei Blumenschalen und fünf (teils grosse) Blumentöpfe mit Impatiens waren das Ergebnis. Ursula nahm eine Schale mit nach Mülheim. Da auf unserem Tisch auf dem Balkon wenig Platz für alle "Gefässe" war, habe ich einen Blumentopf ins Wohnzimmer gestellt. Sieht gut aus, Hilde hatte ihre Freude daran. Was geschah? Nach drei Tagen war die Pflanze ein "Gestrüpp". Die Blüten fielen ab, selbst Knospen, Blätter wurden gelb. Was soll's, austauschen, wir haben ja noch mehr Blumentöpfe auf dem Balkon. Ergebnis: "Gestrüpp" auf den Balkon, anderer Topf ins Zimmer, Gestrüpp erholte sich nach zwei Tagen, im Zimmer entstand ein neues Gestrüpp. Was kann man daraus schliessen? Meine "Forschungen" stehen noch am Anfang. Falls sich neue Erkenntnisse zeigen, werde ich mich melden. Soviel zu den "verflixten" Impatiens, d.h. mit der Vermehrung durch Stecklinge werde ich mich auch noch befassen.

Unser Lebensbaum, zum 30. Hochzeitstag von Ursula und Uwe geschenkt bekommen, und Du warst beim Kauf dabei, das ist mir neu. Er wächst weiter prächtig, trotz Rückschnitt und Ursulas Protest, und Du hast Recht, er hält sich in (Wachstums-) Grenzen weil er in einem engen Topf steht. Dass solche Lebensbaumhecken, zwischen Nachbarn gepflanzt, zum Streitobjekt werden, finde ich nicht gut. Warum müssen Nachbarn immer wieder streiten? (Keiner kann in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt). Muss das sein? Das Leben ist so kurz, muss man es durch Streitigkeiten noch vermiesen? Warum nicht mehr Toleranz, Achtung vor dem Nachbarn, Mitmenschen? Ich kann es nicht fassen.

Einen Etappenbrief in Etappen lesen - es war mir klar, dass Du das nicht ernst gemeint hast. Auch ich kann mich beim Brieflesen nicht zurückhalten, ist es Neugier? Auch ich habe als Kind (Alter?) nachts im Bett gelesen mit Taschenlampe oder Kerze? Bei mir waren es wohl weniger "gute Geschichten", eher Karl May oder Tom Mix.

Der Malwettbewerb - anbei die Seiten mit den Gewinnern zurück. Hoffentlich wirst Du davon für's nächste Jahr richtig inspiriert. Nach meiner Meinung - nach "Durchsicht" der Preisträger - könnte ich mir vorstellen, dass Du mit Deiner Idee "Gärtnerndes älteres Ehepaar" guten Erfolg haben wirst.

Esel und Ponys, jetzt noch ein viertes. Macht doch einen Zoo auf. Dann kann Sam, während er Kohlrabi isst, die Tiere bewundern. Ich kann Dich gut verstehen, wenn Du die Tiere weghaben willst. Die Idee mit dem "Naturschutzgebiet" finde ich gut. Alles in allem eine schwierige Situation. Ich beneide Dich nicht.

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Das trifft auch auf diesen Brief zu. Zum Abschluss möchte ich Dir noch ein "musikalisches" Gedicht offerieren. Das Bild "John am Klavier" hat mich daran erinnert. Du müsstest es eigentlich kennen. Es erschien in einem "Büchlein" (1956, Auflage 2 Stück) anlässlich eines 10 jährigen Hausmusik - Jubiläums. Warum Du es kennen müsstest? Du hast es, übrigens sehr hübsch, illustriert! Hier ist es:

Die Mittelmässigen.

Die Musik ist heutzutage
wohl der Menschheit grösste Plage.
Schauerliches wird erreicht,
wenn der Mensch die Geige streicht.

Oder um die Abendröte
zwecklos bläst auf seiner Flöte.
Und ich trage die Vermutung,
dass auch der Posaune tutung,

manchem wohl beiTag und Nacht
keine grosse Freude macht.
Dieser schlägt mit viel gepimpel
schauerlich das Klaviezimpel.

Jener aber, gnadenlos,
kneift das Cello - Gott ist gross.
Seine Langmut ist unendlich,
treibt's der Mensch auch noch so schändlich.

Heinrich Seidel.

Herzliche Grüsse von uns an Euch. Bleibt weiterhin fleissige Gärtner, vor allem aber - bleibt weiterhin gesund. Helmut.

Eigentlich müsste ich diesen Brief noch "Korrektur" lesen. Aber es ist spät, ich habe keine Lust, und ich möchte ihn noch morgen absenden. Für noch vorhandene Fehler, vergessene Worte etc bitte ich vorab um Entschuldigung. Halte es meinem fortgeschrittenen Alter zu gute. Ferner bitte ich um Entschuldigung, dass der Brief "etwas länger" (30 Seiten!) geworden ist. Ich habe aber auch 11 Tage dafür gebraucht!
(insert birthdaypostcards image)

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