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Donnerstag, 2. November 2000 21 Uhr - leider wurde ich unterbrochen, meine Schwester hat aus England angerufen, sich für Geburtstags Geschenke bekankt und noch einiges erzählt, sie kann wieder richtig sprechen! Das ist zwar nicht so wichtig (na, ein bisschen schon), wichtiger ist für mich, dass ich mein für heute geplantes Brief-Pensum nicht schaffe. Dein Brief vom 23.10. hat mich um eine Erfahrung reicher gemacht (man wird alt wie ne Kuh und lernt immer noch dazu). Es ist immer richtig, vielleicht sogar wichtig, einen Brief erst einmal bis zum Ende "Probe" zu lesen, zumal dann, wenn es sich bei dem Briefscheiber/der Briefschreiberin, um eine Dame handelt die es liebt, in ihren Briefen "Bocksprünge" zu machen. Auf Seite 1, Absatz 1, lese ich etwas von einer 10-seitigen Geb. Karte. Auf Seite 1, Absatz 2, wird mir etwas von Hühnereiern erzählt. Auf Seite 1, Absatz 3, ist wieder die Rede von der 10-seitigen Geb. Karte, die auf Seite 2, Absatz 1, fortgeführt und auf Seite 8, Absatz 1, beendet wird. Grundsätzlich ist gegen diese Art der "Berichterstattung" nichts einzuwenden. Ich muss mich halt umstellen von der bisherigen "Seitenweise Abarbeitung". Warum? Ich mache mir beim Lesen Deiner Briefe auf dem dafür vorgesehenen Heftrand Notizen für die Beantwortung. Spontane Einfälle, dumme Bemerkungen u.a. So hatte ich mir z.B. bereits auf Seite1, Absatz1, folgendes notiert: Tolle Idee, dickes Lob. Dann muss ich auf Seite 8 lesen dass John die Idee für diese 10-seitige Geb. Karte hatte! Also, dickes Lob für diese Idee an John und dickes Lob an Dich für die Ausführung. Ich muss immer wieder staunen (auch nach unserem Gespräch heute) was Du so alles "drauf" hast, sogar Fliesen legen! Es war eine sehr gute "Blitzidee", nicht nur eine, sondern mehrere Seiten der Geb. Karte beizulegen und auf den Rückseiten den Brief zu schreiben. So haben wir einen fast vollständigen Überblick über die 10-seitige Geb. Karte erhalten und konnten mit Erstaunen feststellen, welch aktive junge Frau Sis war. Nun hast Du also einen Computer mit Scanner, Monitor und Epson Stylus Colour 760 Drucker (dank John) und somit eine vollständige "Datenverarbeitungsanlage" (DVA). Wenn Du damit zufrieden bist und sie Dir für Deine Zwecke ausreichend ist, o.k.. Du musst Dir allerdings im Klaren sein, dass Dein Computer nach spätestens 2 Jahren "veraltet" ist. Die Stiftung "Warentest" hat vorige Woche einen Test veröffentlicht. 16 PCs wurden getestet und benotet. 8 davon hatten eine Fussnote, * nicht mehr erhältlich, wird nicht mehr produziert. Die soll Dich nicht stören, ich will nur aufzeigen, wie schnelllebig die "Computerwelt" ist. Hast Du schon mal - vor Besitz Deines Computers - mit
PCs zu tun gehabt? Ich kann es einfach nicht verstehen, wie Du das schaffst.
Bekommst einen PC, einen Drucker und erstellst, als ob das die einfachste
Sache der Welt wäre, eine 10-seitige Geb. Karte, und das noch in
toller Aufmache, Respekt! Freitag, 3. November 2000 Um die "Computergeschichte" abzuschliessen -
bitte immer daran denken, dass es nur ein Hobby sein sollte. Also, nicht
stundenlang auf den Bildschirm starren oder im Internet "herumwühlen".
Es gibt schon - das ist kein Scherz - Internet-Süchtige. Sie werden
mit Spiel-Süchtigen (Automaten, Casinos) auf eine Stufe gestellt
und ihnen wird eine entsprechende Therapie empfohlen. Höre also
auf John, tippe ihm Briefe und mache auch Geldaufstellungen für
seine Kirche. Es sollte doch alles Tun in einem vernünftigen Rahmen
geschehen. Nun sag' nicht gleich: Ha, und was ist mit unserem Briefeschreiben?
Ist das etwa im "vernünftigen Rahmen? Sind wir etwa "schreib-süchtig"?
Du hast ja Recht, es gibt viele Arten von Sucht und ganz ohne Laster
ist das Leben doch nichts wert, sagte der Spediteur. Hausarbeit ist meist ganz nett,
Wenden wir uns den wichtigen Dingen im Leben zu, z.B. den Hühnereiern. Die Hühner sind ja wohl sehr produktiv, das ist für Euch erfreulich, wir freuen uns mit Euch. Nur Geduld, die Eier werden auch mal grösser, schliesslich haben wir alle ja mal klein angefangen. Aber Eier verkaufen? Vorsicht, es ist bestimmt ein Gewerbeschein erforderlich, denkt an den Grafschaftsrat! Und wie Ihr aus - ärgerlicher - Erfahrung wisst, gibt es immer wieder "liebe" Nachbarn, die Euch - warum auch immer - nicht gut gesonnen sind. (Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt). Wir hoffen jedenfalls, dass diese dumme Geschichte für Euch gut ausgeht. Du hast Dir zum Frühstück ein Butterbrot mit Rübenkraut gemacht. Das weckt Erinnerungen. Vor etlichen Jahren noch gehörte dieses Produkt zum festen Bestandteil unserer "Verpflegung". Dann kamen Hildes Zuckerprobleme, das Rübenkraut "verdickte" im Schrank und ich habe mich auf Honig umgestellt. "Bienenkacke" heisst
der Honig, Dazu fällt mir eine - wahre - Geschichte ein. Als wir in Oberschlesien (Chwallowitz) wohnten, schickte mich Mutter zum Einkaufen. U.a. sollte ich Rübenkraut mitbringen. Rübenkraut? Die Verkäuferin "rollte" die Augen (komische Wünsche), was brachte ich heim? Blätter von der Runkelrübe! Diese "Hinterwäldner" kannten nicht das westfälische Volksnahrungsmittel! - Hier möchte ich (wegen westfälische) etwas einfügen. Ich habe ein Buch "Der tolle Bomberg". Es handelt vom tollem Bomberg mit seinen unglaublichen Steichen, von Münster und Umgebung, hast Du Interesse? Wenn ja, ich schicke es Dir, evtl. als nachträgliches Geb. Geschenk. Du wolltest aber eigentlich ein Stück Stollen zum Frühstück essen, hast es aber nicht gewagt, weil ich Dich bestimmt ausgeschimpft hätte. Das ist, das ist eine infame Unterstellung! Stollen zum Frühstück, das ist meine Meinung, ist - zumal in der Vorweihnachtszeit - nicht nur erlaubt, sondern sehr zu empfehlen. Denn die im Stollen enthaltenen Substanzen fördern nicht nur den Blutkreislauf, sie geben ausserdem dem Po eine gesunde Gesichtsfarbe. Ein wenig enttäuscht bin ich über Deine Reaktion auf Noah als ersten Weinbauer. Ich hatte gehofft: So eine alte Bibel (1894) habt Ihr, auch noch in Leder gebunden, Kaufpreis 2,40 M? Na ja, man sollte nicht eitel sein. Die Geschichte mit Gladys freut mich. Es ist schön, gute Nachbarn zu haben. Ich glaube auch nicht, dass sie die Beschwerde eingereicht hat. Ich glaube eher an den Bauern, der sein Vieh nicht mehr bei Euch "fressen" lassen kann. Aber glauben heisst, nicht wissen. Und als Gladys da war, fiel Sam in den Teich. Keine Sorge, Hunde können schwimmen (ob er's weiss?) Und Du liefst mit nassen Socken
Sam dachte sich - er wurd' geföhnt,
(insert Saminpond image) Ich bin enttäuscht von Dir. Dir kann man aber auch nichts glauben, was soll ich nur denken? Gestern abend haben wir telefoniert, da hast Du u.a. gesagt, dass Du auch Ursula schreiben und Dich bedanken willst. Heute, 19 , ruft Ursula an und sagt u.a., dass sie Post von Dir bekommen hat!? Ist die ehrenwerte britische Post so schnell geworden? Die Tomaten - ich bin weiterhin verwirrt, obwohl Du mit der Wahrheit herausgerückt bist was die "halbe Tonne" betrifft. Nun sprichst Du von einem grossen Korb und meinst, es wäre so etwa eine halbe Waschtonne voll. Ich habe mal in meinen jungen Jahren von einem netten Mädchen (Näheres wird verschwiegen) einen "grossen Korb" bekommen, nachdem ich ihr einen Antrag gemacht habe. Aber was um Himmelswillen ist eine Waschtonne? Fazit: Gründliche Erläuterungen sind dringend erforderlich. Ich bedauere natürlich sehr, dass das nasse Wetter viele von Euren schönen Tomaten verdorben hat. Gibt es da keine finanzielle Hilfe vom Staat? Ich kann es nicht glauben - da hast Du mal einen Artikel von Renate ("Der Computer" oder so ähnlich) zu lesen bekommen und glaubst, dass die Kopie davon "irgendwo im Bücherregal" liegt. Es gibt so schöne, handliche, Aktenordner. In denen kann man, wohlgeordnet nach bestimmten Kriterien (man will's ja wiederfinden) solche Dinge abheften. Ich komme mir vor wie der Rufer in der Wüste - Ordnung muss man halten, auch und besonders wenn man mit einem PC arbeitet. Oder glaubst Du etwa auch, dass der, der Ordnung hält, zu faul zum Suchen ist? (Ha, das sitzt aber). Du hast das Schlafzimmer angestrichen, Du bist ein Multitalent. Aber Zimtrot, die Decke etwas heller, ich glaube nicht, dass das mein Geschmack wäre, ich muss ja nicht drin schlafen. Könnte es sein, dass man durch diese Farben Schlafstörungen bekommt? (Ich meine ja nur). Beim Anstreichen hast Du leider Pech gehabt und der Pinsel (voller Farbe) fiel auf Deine knallweisse Bettwäsche, dazu später mehr. Du fielst aufs Bett, der Fuss tut weh, aber Du hast Dir nichts abgebrochen, die verd .... deutsche Sprache. Du hast Dir nichts gebrochen, von der Schokolade (z.B.) hast Du Dir ein Stück abgebrochen. Zu den Farbflecken: Scherzhaft könnte ich sagen - rausschneiden, Kunststopfen. Ernsthaft sage ich: Versuche es mit Gallseife. Damit habe ich sogar Ölfarbe, mit der ich beim Malen meine Oberhemden "versaut" habe, herausbekommen. Hiermit ist Dein Brief noch nicht vollständig abgeschlossen
beantwortet. Fortsetzung folgt bald. Da ich Dich mit dieser Teilantwort
möglichst schnell ärgern möchte, schicke ich sie morgen
ab. Samstag, 4. November 2000 Inzwischen bin ich auf Seite 6 angelangt und muss leider
mit einer Enttäuschung weitermachen. Ich hatte so sehr gehofft,
dass das Foto (hast Du aber gut auf's Papier gebracht) das Rätsel
um Dein "frühes" Kleid gelöst hätte. Deiner
Zeichnung nach und Deiner Schilderung nach, dass die Borte auf dunklem,
nicht auf hellem Grund war, muss ich Dir zustimmen. Letzteres gibt mir
aber ein wenig Hoffnung (dunkler Grund), dass es doch mein Anzug war,
der für Dein Kleid umgearbeitet wurde. Die Stickerei könnte
ja neu erstellt (gemacht, gestickt, auf einem breiten Stoffstreifen)
worden sein. (Das glaube ich
auch. Unsere Mutter hat offensichtlich gerne und gut gestickt, Ich bin
noch im Besitz eines Tischtuchs das von ihr rund um den Rand sehr schön
mit Hohlsaum und großen Blumen bestickt worden war. Es war ein
Geschenk an Vaters Mutter, und Oma hat es mir nach Mutters Tod wieder
geschenkt.) Zurück zum "wunderschönen" Foto von 1930. Wie nennst Du das, ich sehe "süss" aus? Ich war sicher ein ganz "normaler" Junge, der lange Wollstrümpfe hatte und mit einem Roller fuhr. Hier muss ich eine "Lanze" für unseren Vater brechen. Er hatte mir, damals fast eine "Sensation", einen Tretroller "gebastelt". Wenn ich mir die heute so gelobten "Kickboards" anschaue, alles Schrott. Das war ein Roller mit dicken Gummireifen, einem Tretbrett mit einer Zahnstange. Man musste nur das Tretbrett (wie bei einer alten Nähmaschine) auf und niederdrücken. Die Zahnstange trieb dann (über ein Zahnrad) das Hinterrad an und man "sauste" durch die Gegend. (Ehre, wem Ehre gebührt). Die Strümpfe haben mich, in vielerlei Hinsicht, wohl
für's Leben geprägt. Sie rutschten nicht, wie sie befestigt
waren, ich bin mir nicht sicher, unklare Erinnerung. Ich meine mit einem
Gummiband und an einem Knopf. Wo aber das Gummiband oben befestigt war
(an der Unterhose?), ich weiss es nicht. Was ich sicher weiss, sie kratzten
und zwar ganz fürchterlich. Seitdem kann ich wohl keine Wolle auf
nackter Haut vertragen. Ich habe nur Baumwollhosen mit einer Ausnahme.
Diese Wollhose trage ich nur im Winter, mit langen Unterhosen! Vielleicht
habe ich eine Woll-Allergie. Habe ich z.B. eine Wollhose auf nackter
Haut und beginne etwas zu schwitzen (wegen Wärme oder aus Angst),
sträuben sich bei mir sämtliche Körperhaare. Sonntagnachmittag, 5. November 2000 Die Sonne scheint, schon den ganzen Tag. Herne hat heute auf, ab 13 bis 18 Uhr. Die Geschäftsleute werden sich über das schöne Wetter (und den sicherlich guten Umsatz) freuen. Auch Hilde geht es heute etwas besser, sie hatte eine relativ gute Nacht. Was so ein bisschen Sonnenschein doch ausmacht (gilt nicht für die Nacht). Zurück zum schönen Foto und Deinen - leider - wenigen Erinnerungen an Mutter und zu Deiner Anmerkung, dass mein damaliger Haarschnitt heute wieder modern wäre. Aber höre mal - mein jetziger Haarschnitt ist modern! Haarkranz um den Kopf, breiter Mittelscheitel, z.Zt. die grosse Mode! - Deine Meinung: Wie Mutter dasteht, ihren Kopf und ihre Hand hält das spricht Dich so an und Du findest, das bist Du. Das ist garnicht so abwegig, Quatsch, das ist auch unsere Meinung. Wir haben - schon seit längerer Zeit - etliche Ähnlichkeiten zwischen Mutter und Dir entdeckt. Eigentlich ist das ja ganz normal, dass Kinder von den Eltern etwas "mitbekommen", mal mehr, mal weniger. Du hast von Mutter "etwas mehr" geerbt, wobei ich die Gesten und vor allem das "sanfte Wesen" herausheben möchte (nicht abheben, bitte). Es ist wirklich zum Schmunzeln wie Du versuchst, aus einem
"unbedachten" ein gewiss nicht "gedankenloses" Gewächshaus
zu machen, zumal es ja nur ein "halboffenes" ist. Den Spruch
von der "schweren" deutschen Sprache kenn ich so: Deutschen
Sprache ist sich schwär, besondärs für Ausländär! Inzwischen bin ich auf Seite 8 Deines Briefes angelangt.
- Irgendwie sind Raucher viel toleranter als Nichtraucher,
oder hast Du schon mal erlebt, dass sich ein Raucher über einen
Nichtraucher beschwert hat? - Herzliche Grüsse von uns an Euch, und, bleibt gesund! Helmut. ------------ |