Herne, 12. November 2000 (Hoppeditz war gestern)

Liebe Traudel!
Herzlichen Dank für Deinen Brief vom 24.10., 26.10.,3.11. (kam am 7.11.an), für die Bilder, für die Probe vom Schlafzimmer-Teppichboden (gefällt mir gut) und für die Farbprobe vom Schlafzimmer-Anstrich (nicht mein Fall). Aber das ist Geschmacksache und bekanntlich haben "Engländer" einen etwas "ausgefallenen" Geschmack. Dank auch für den Brief vom 7.11. (kam am 10.11. an). Da habe ich ja etliches zu beantworten, heute aber noch nicht.

Heute befasse ich mich mit nur einem Thema, nämlich diesem:
(insert Abrechnung image)

(Falls meine Frage vom eingegebenen Foto nicht ersichtlich ist, dies habe ich geschrieben:
150 000 DM loan
@ 7.25% interest
+ 1% amortisation
1500 x 8.25 = 12 375 DM (annuity)
12 375 : 12 = 1031.25 DM p/m
Habe Dein Beispiel bis hierhin durchgerechnet.
Das ging einfach.
Aber warum es bei monatlicher Abrechnung
billiger wird habe ich noch nicht raus!

Damit Du nicht weiter nachdenken musst, warum es bei monatlicher Abrechnung billiger wird, versuche ich Dir auf die "Sprünge" zu helfen. Eigentlich ist das ja ganz logisch (ich habe aber gehört, dass Frauen mit Logik "nicht viel am Hut haben", wie ist Deine Meinung dazu?) Ich erkläre Dir das also ganz langsam (ich sehe eine Zornesader an Deiner Stirn): Bei jährlicher Abrechnung gilt für die Zinsberechnung immer das Kapital (Restschuld) am Jahresanfang. Bei der monatlichen Abrechnung wird die Restschuld jeden Monat verringert, somit im Endeffekt weniger an Zinsen gezahlt. Obwohl diese Aussage eigentlich ausreichend ist, besser wäre wohl eine "handfeste", schriftliche, nachprüfbare Aussage, meinte ich und habe mir damit ein ganz schön "faules Ei" ins "Nest gelegt".

Ich habe mir also gesagt: Mach doch "einfach" eine monatliche Abrechnung mit den relevanten Daten und stelle eine jährliche Abrechnung als Vergleich daneben. Das ist mit einem Computer und einem entsprechenden Programm überhaupt kein Thema. Zu meiner aktiven Zeit (vor etwa 25 Jahren) hatte ich so ein Programm (für jährl. Abrechnung) geschrieben und es wurde vielfach erfolgreich eingesetzt. Welche Hilfsmittel aber habe ich jetzt? Einen Schreibblock, ein Lineal und einen Taschenrechner! (Und einen Kuli, fast vergessen).

Um die Geschichte etwas zu vereinfachen, bin ich von einem Annuitätswert von 1031 DM (mtl.) = 12372 DM (jährl.) ausgegangen. Die anderen Werte (Kapital = 150 000, Tilg.%-Satz = 1%, Zins-%-Satz = 7,25) blieben erhalten. Der "menschliche Computer" (ich + Taschenrechner) konnte nun mit der Arbeit beginnen. Aber es ist ja durchaus menschlich, dass Fehler "vorprogrammiert" sind. Schnell drückt man eine falsche Taste oder verdreht einen zu notierenden Wert und der Schlamassel ist gross. So passiert bei der ersten Rechnung (dies ist die zweite). Da hatte ich im 20. Jahr einen Kapital-Wert falsch eingetragen und es erst bei der Zusammenstellung bemerkt. Die nachfolgenden Berechnungn und Werte sind natürlich falsch und somit - auf ein Neues.

Die Formel für die Berechnung lautet: Kapital x 7,25% : 12 = Mts. Zinsen, Annuität (mtl.) - Zinsen (mtl.) = Tilgung, Kapital - mtl. Tilgung = Rest-Kapital. Mit dem Taschenrechner lief das dann folgendermassen ab: Annuität mtl. (1031) in den Speicher. Kapital x 0,0725 : 12 = Zinsen. Zinsen - Speicher = Tilgung (minus Betrag), + Kapital = Restkapital. Die Werte der einzelnen Rechenoperationen wurden eingetragen wobei darauf geachtet werden musste (wegen der Kommastellen), dass Zinsen + Tilgung immer = 1031 DM (mtl. Annuität) sein musste. Das alles 12 mal für ein Jahr und für 30 Jahre 30 x 12 = 360 mal. Hinzu kamen die Kontrollabläufe (wegen der Misere im ersten Durchgang): Nach Abschluss eines Jahres Addition von Tilgung und Zinsen, Vergleich mit der Jahresannuität (Zins. + Tilg. = 12372) und der Kontrolle Jahresanfangs-Kapital - Tilgung = Kapital neues Jahr.

Das Ergebnis meiner "blödsinnigen" Bemühungen siehst Du auf den folgenden Seiten. Einschränkend möchte ich betonen, dass dies alles von mir nicht nur gemacht wurde um Dir auf die "Sprünge" zu helfen. Ich hatte noch nie so eine "monatliche Abrechnung" gemacht und war einfach neugierig, was dabei herauskommt. Wenn auch die Ersparnis an Zinsen ganz gut aussieht, ich bin doch etwas enttäuscht, ich hatte mir mehr erhofft. Das hat aber wohl seinen Grund in der niedrigen Tilgungsrate von 1%. Grundsätzlich sollte man bei solchen Krediten (wenn man es finanziell verkraften kann und der Kreditgeber einverstanden ist) einen höheren Tilgungs-%-Satz wählen. Ursula z.B. hatte einen Tilgungsprozentsatz von über 5%. Darum bin ich an grössere (höhere) Zinsersparnisse "gewöhnt".

Ich wünsche Dir viel Vergnügen mit dem Studium meiner Rechenbeispiele. Diese habe ich, um es Dir etwas einfacher zu machen, mit Rot durchnumeriert.

Herzliche Grüsse von uns an Euch, und, bleibt gesund! Helmut.

PS: Es gibt immer wieder Missverständnisse:

Helga kommt vom Büro nach Hause und fragt die jüngere Schwester: "War jemand hier?" - Nur der Briefträger!" - "Etwas für mich?" - "Ich glaube nicht. Klein, dick, Glatze - und verheiratet ist er auch."

Am Ende der Abrechnung machte Helmut eine Vergleichsrechnung mit einem Tilgungssatz von 5%. Darunter stand: Hier ist wohl deutlich zu sehen, dass ein höherer Tilg.%-Satz zu empfehlen ist. Nun könnte ich die obige Rechnung weiterführen. Das ist mir aber zu aufwändig (kommt von Aufwand, neue Rechtschreibung). Mir genügen Ursulas Werte als Beispiel. Sie hat (mit 5% Tilg.) schon nach 5 Jahren fast 1/3 ihrer Swchuld getilgt (bei 1% Tilg. Erst nach ca. 17 Jahren). Der Umkehreffekt (Tilgung Zinsen) tritt bei 5% Tilg. bereits nach 4 Jahren, bei 1% Tilg. aber erst nach 21 Jahren ein.

Nun vergleiche mal, das wird einigen Aufwand erfordern. Ich freue mich, dass ich Dir etwas Beschäftigung besorgt habe, Du hast ja sonst nichts zu tun.

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