Herne, 5. April 2001

Nein, nein, es ist noch keine Antwort auf Deinen Brief (geht ja nicht, ist ja noch keiner da), nur ein kurzer "Zwischenbrief". Es haben sich so einige Sachen angesammelt, und ich befürchte, mein nächster "offizieller" Brief wird zu umfangreich. Darum diese "Vorab-Lieferung". Es ist auch denkbar dass Du einige Sachen gerne zurück haben möchtest, die Du mir freundlicherweise leihweise überlassen hast. Da ist z. B. das DIN-A4-Blatt mit den Fotos Deiner Enkelkinder - anbei mit Dank zurück. Weiter sind da die Abdrucke von "Dear Doosie", anbei mit Dank zurück. Ursula hat mir ihr Dear-Doosie-Buch - leihweise - überlassen. Dann sind da einige DIN-A4-Blätter mit Witzen u. a., und ich fürchte es werden mit der Zeit zu viele.

Apropos Ursula. Sie hat mir einen neuen Duden geschenkt. Warum? Weil sie sauer war auf mich, weil ich ihre Arbeit zu Unrecht kritisiert hatte (mein alter Duden war schuld, es ist immer gut, wenn man einen Schuldigen findet).
Zur Vorgeschichte: Vom Kultusministerium wurde angeordnet dass im Englisch-Unterricht verstärkt Medien (z. B. Film) eingesetzt werden, bzw. zum Thema gemacht werden sollen. Ursula ist ja von der "schnellen Truppe", und hat mir bei ihrem Besuch vor ca. 3 Wochen ein Manuskrip (schlappe 29 DIN-A4-Seiten) mitgebracht. Im Unterricht erprobt, den Referendaren vorgestellt, von beiden Seiten sehr gut angenommen, aber noch nicht endgültig für die Veröffentlichung fertig. Wie immer habe ich mich daran gemacht die Sache zu "begutachten" (mit Stolz auf und Lob für Ursula). Was mir bei der Durchsicht zunächst auffiel, waren die vielen Frendworte, mit denen ich (ohne Hilfe des Duden) nur wenig anfangen konnte. (Auf meine Frage, warum soviel Fremdworte, kam die Antwort: Wieso, das ist doch allgemeiner Sprachgebrauch). Es wimmelte nur so von "Präsentation" (geht noch), sukzessive (ebenso), intersubjektiv, Kontext, Reflexion, Rezipienten, intentional usw. Der "Rezipient" war der Aufhänger. Im alten Duden steht: Glasglocke, die zu Versuchszwecken luftleer gepumpt werden kann. Was hat eine Glasglocke im Englisch Unterricht zu suchen? Ich war verstört, habe Ursula angerufen. Sie war - natürlich - nicht da, also ARB. Sie rief zurück und sie klärte mich auf. Im neuen Duden ist der Rezipient nicht nur eine Glasglocke sondern auch jemand der etwas rezipiert (aufnimmt, übernimmt, als Hörer, Leser etwa).

Nun hat so ein neuer Duden auch noch andere gute "Seiten", zum Beispiel eine Zusammenfassung der neuen Deutschen Rechtschreibung (manches gefällt mir nicht). So eine Kurzfassung (fast identisch mit dem Duden) hatte ich schon von der HÖR ZU, jetzt hast Du sie (nicht Doosie). Weil mich immer wieder diese Adjaktive, Nominative, Dative usw gestört und verunsichert haben , und ich nicht weiss, ob Du noch weisst was das alles bedeutet, habe ich mir die Mühe gemacht (mit Hilfe meiner Schreibmaschine, die einen 12K-Speicher hat und mit Geduld und Spucke [fängt man jede Mucke]) und Dir aus dem neuen Duden diese (damned) Worte mit ihren Bedeutungen abgedruckt. Dies ist ein Bandwurmsatz! Viel kann ich mit diesen Fachausdrücken nicht anfangen, besondeers gut gefällt mir der Abschnitt "Konjunktionen". Viel Vergnügen damit oder kurz FF.

Mit Übersetzungen möchte ich Dich heute nicht belästigen; nur eine Frage habe ich: Du hast pit heads mit "Fördertürme" übersetzt. Ist das "allgemeiner Sprachgebrauch"? In meinem dictionary steht für pit head "Übertageanlagen" und für Fördertürme "winding towers"? Oder könnte es auch mit "Grubenchefs" übersetzt werden?

Freitag, 6. April 2001

Ich hatte gehofft gestern mit diesem Brief fertig zu werden. Leider hat mich die Sache mit den "grammatischen Fachausdrücken" zu viel Zeit gekostet. Erst war der Speicher voll, dann war das Schreibband zu Ende, und dann mussten noch einige (zu viele) Fehler korrigiert werden.

Doch nun noch einmal zurück zum Anfang dieses Schreibens. Aber sicher ist ein Brief von Dir da! Mit etlichen Beilagen und Korrekturen (vielen Dank dafür), wo mir Dein mehrfaches Lob fast peinlich ist (obwohl es mich freut). Auf einen Punkt möchte ich noch zurückkommen: Du erklärst ... er wurde einfach Lord of the Manor - ernannt nicht. Dieser Titel wurde geerbt. - Ich weiss, wenn man etwas erbt, muss es zuvor der Erblasser erworben haben (Geld, Besitz oder Titel). Demnach müsste es vor Sir Henry Beaumont schon einen Lord of the Manor gegeben haben!?

Damit Schluss für heute. Alles Gute für Euch und viel Spass bei der grossen Feier im nächsten Monat, wenn Ihr das Ende von Johns Berufsleben begiesst.

PS: Falls - trotz mehrmaliger und sorgfältiger Überprüfung Fehler auftauchen sollten, bitte ich um Nachsicht (der alte Mann, und sonst nichts mehr).

(im Anhang)
Wichtige grammatische Fachausdrücke

Adjektive (Eigenschaftswörter)
sind z. B.: schön, dick, alt. Sie verändern ihre Form nach Geschlecht, Zahl und Fall, und können in der Regen Steigerungsformen bilden: schön (Positiv/Grundstufe) schöner (Komparativ/1. Steigerungsstufe) am schönsten (Superlativ/2. Steigerungsstufe)

Adverbien (Umstandswörter)
sind z. B.: dahin, heute, sofort. Ihre Form ist nicht veränderbar. Sie geben die näheren Umstände eines Geschehens an.

Artikel (Geschlechtswörter)
verändern ihre Form nach Geschlecht, Zahl und Fall. Sie sind Begleiter des Substantivs. Untershieden werden zwei Arten: die bestimmten Artikel (z. B.: der Hund, die Katze, das Haus) und die unbestimmten Artikel (z. B.: eub Mann, eine Geschichte, ein Haus).

Beugung
Unter Beugung versteht man die Veränderung/Konjugation von Verben (z. B.: sie sitzt, ihr gabt) sowie die Veränderung/Deklination von Substantiven (z. B.: in Häusern), Artikeln (z. B.: dem Mann), Pronomen (z. B.: ihrer Mutter) oder Adjektiven (z. B.: der teure Wein).

Infinitive (Nenn~ oder Grundformen)
gehören zu den unveränderlichen Wörtern. Ihre Aufgabe ist, Sätze, Satzteile und Wörter miteinander zu verbinden (z. B.: und, oder, weil, dass). Manchmal lässt sich nicht ohne Weiteres feststellen, ob es sich bei einem Wort um eine Konjunktion oder um ein Adverb handelt. Hier hilft ein Blick auf die Wortstellung: Adverbien können in einem einfachen Satz allein vor das gebeugte Verb treten, Konjunktionen nicht. Bisweilen kann ein Wort sowohl als Konjunktion als auch als Adverb gebraucht werden: Wir möchten gerne bleiben, doch wir haben keine Zeit. (doch ist Konjunktion). Wir möchten gerne bleiben, doch haben wir keine Zeit. (doch ist Adverb).

Konjunktiv (Möglichkeitsform)
stellt als Aussageweise (Modus) des Verbs ein Geschehen als erwünscht, möglich oder nicht wirklich dar, z. B.: er habe (so behauptet er) das Buch gelesen; ich käme gerne (aber ich kann nicht, da ich keine Zeit habe); würde sie mir doch helfen!

Konsonanten (Mitlaute) sind z. B.: m, p, s. Gegensatz: siehe Vokale

Partizipien (Mittelwörter)
Bei Partizipien unterscheidet man zwischen Partizip I (Mittelwort der Gegenwart), z. B.: hoffend, weinend, bindend, lügend; und Partizip II (Mittelwort der Vergangenheit) z. B.: gehofft, geweint, gebunden, gologen.

Präpositionen (Verhältniswörter)
sind z. B.: auf, aus, in, nach, über, von, zu. Sie kennzeichnen die Beziehung, das Verhältnis zwischen Wörtern: Sie sitzt auf dem Stuhl. Er geht in den Garten. Präpositionen sind in ihrer Form unveränderlich (nicht beugbar) und bestimmen den Fall des folgenden Substantivs.

Pronomen (Fürwörter)
sind z. B.: er, sie, mein Auto, dieses fröhliche Kind. Sie vertreten oder begleiten ein Substantiv (bzw. eine Substantivgruppe) und verändern ihre Form nach Fall, Geschlecht und Zahl.

Substantive (Nomen, Hauptwörter)
sind z. B.: Meer, Tag, Luft, Richtung, Wetterlage. Sie haben in der Regel ein festes Geschlecht, verändern ihre Form aber nach Zahl und Fall:

Geschlecht
maskulin/männlich der Regen
weiblich/feminin die Luft, die See
neutral/sächlich das Wetter, das Meer

Zahl
Singular/Einzahl die Richtung
Plural/Mehrzahl die Richtungen

Fall
Nominativ/1. Fall (wer oder was?) der Tag
Genitiv/2. Fall (wessen?) des Tages
Dativ/3. Fall (wem?) dem Tag
Akkusativ/4. Fall (wen oder was?) den Tag

Substantivierungen
sind z. B.: das Lesen, das Schöne, etwas Neues. Bei einer Substantivierung wird also aus einem Wort, das einer anderen Wortart angehört, ein Substantiv gebildet.

Verben (Zeitwörter)
sind z. B.: geben, werden, wünschen. Sie können ihre Form meist nach Person und Zahl verändern und verschiedene Zeitformen bilden (z. B.: gab - gegeben - wird geben, wünschte - gewünscht - wird wünschen).

Vokale (Selbstlaute) sind a, e, i, o, u. Alle anderen Buchstaben im Alphabet sind Konsonanten.

Zahladjektive/Zahlwörter
bezeichnen entweder eine Zahl (z. B.: ein, vier, drittel, achtel) oder geben eine unbestimmte Menge bzw. ein unbestimmtes Maß an (z. B.: viel, wenig). Die letzteren werden unbestimmte Zahladjektive genannt.

Herne, 19. April 2001

Nur ein "Zwischenbrief". Nochmals herzlichen Dank für Deine Post vom 28. 3., 9. 4., 10. und 11. 4..

Weil Du Dich aber auf meine Übersetzung von "Dear Mr Gore" freust, und weil Du zur Zeit des "guten" Wetters wegen (bei uns: Der Frühling ist ertrunken. Das Ruhrgebiet friert, das Ruhrgebiet trieft, das Ruhrgebiet ist sauer. Der Himmel ist grau, das Leben ist nass, die Seele ist wund. Der Frühling ist ertrunken. Eine Betrachtung.) "kaum etwas zu tun hast", hier ist Arbeit für Dich, hier ist meine Übersetzung!

Vorab noch eine Bemerkung zu dem "ertrunkenen Frühling": Es stimmt schon, das Wetter ist sehr mies, viel Regen und sehr kalt für die Jahreszeit, aber man kann auch übertreiben. Ich denke z. B. an Überschwemmungen überall (zur Zeit in Frankreich). So gesehen, haben wir es hier doch noch sehr gut. (Die Betrachtung dazu, s. oben, erspare ich Dir, nur nasse Geschäftsstrassen und einige Leute mit Schirmen).

Nein, Blutflecken findest Du nicht auf dem Papier, obwohl ich doch manchmal (versehentlich) auf Deine Übersetzung geschaut habe, aber fast nur, wenn ich im dictionary nichts finden konnte.

Ich nehme an, Du hast Deine Übersetzung noch im Computer, zwecks Vergleich. Mir wichtig erscheinende Abweichungen habe ich rot gekennzeichnet (kein Blut!), nicht zu findende Worte oder mir nicht verständliche Worte oder Redewendungen sind blau gekennzeichnet und auf einem Beiblatt einzeln aufgeführt. Viel Spass bei der "Arbeit"!

Sehr geehrter Herr Gore!
Erweiterung häuslicher Umfriedung, White Gables, Lower Moor Road, Coleorton Vielleicht hätte ich sagen sollen: Erweiterung häuslichen Gebrauchs eines umzäunten Stücks Land

Wir bestätigen den Empfang Ihres Briefes vom 31. Januar 2001 mit Bezugnahme auf Ihren vorausgehenden Brief vom 4. Oktober 2000 und anschliessendem Geländebesuch.

Wir entnehmen unseren Urkunden, dass die 1958 und 1995 eingereichten Planungsgesuche "planning applications" - ich weiß nicht mehr wie ich das übersetzt habe; im Computer ist es nicht mehr drin, ich hab's gelöscht. Aber "application" ist in diesem Falle "Gesuch", "Antrag auf" zunächst einmal die Bauweise "Construction" ist hier der eigentlich Bau, die Errichtung von White Gables, nicht die Bauweise. Und die Pläne von 1995 waren für einen Anbau - oder Erweiterung? - an White Gables, der auch bewilligt wurde. Wir haben aber die Genehmigung dafür verfallen lassen - das nur nebenbei. von "White Gables" enthalten, und später eine Erweiterung davon. Soweit wir sehen können, beziehen sie sich in keiner Weise auf das Land. Nur einen Hinweis darauf konnten wir auf einer Übertragungsurkunde von 1946 finden, er lautet: "...drei Anwesen Übersetzung von "messuage" = Anwesen/Wohnhaus mit Grundstück. oder Wohnhäuser mit den dazu gehörenden Nebengebäuden und Gärten ..." wurden verkauft an Mr. Albert Frederick Adcock, wohnhaft Elms Farm, zusammen mit zwei Stücken Land bei Coleorton, wie oben erwähnt, und festgehalten mit den Nummern 198 und 157 auf der Karte vom Landesvermessungsamt, Landesvermessungsamt für "Ordnance Survey" hört sich prima an. Stimmt gewiss. Ausgabe 1923, und auch - mit praktisch den gleichen Worten - in einer Kopie der Übertragungsurkunde vom 15. 10. 1957, als die Immobilie "Übertragungsurkunde" steht auch in meinem Wörterbuch. "Conveyance" ist das offizielle Wort wenn Häuser/Grundstücke vom Verkäufer an Käufer übertragen werden. "Immobilie" ist wohl besser für "property" in diesem Falle als mein "Grundstück". an Mr. Peter Kenyon verkauft wurde. Die Nummern 198, 158 und 157 wurden auf der Karte vom Landesvermessungsamt von 1923 genau beschrieben, und der grösste Teil des Landes wurde als "Weide" bezeichnet. Zu dieser Zeit standen die drei Wohnsitze (2 Kotten, 1 Haus) noch immer auf "Rotten Row" (jetzt der öffentliche Fußweg), und das Nebengebäude wurde als Molkerei, später als Eiscremefabrik benutzt. Bevor das Anwesen den Namen "White Gables" bekam, war es als "Paddock Dairies" bekannt.

Als wir am 3. 7. 1998 die Immobilie von Mrs. Molly Kenyon kauften, war es ausschliesslich des Teils 157. Wie während Ihres Besuchs im Oktober besprochen, war alles an uns verkaufte Land als "Koppel" bezeichnet. Mrs Kenyon erzählte uns, dass praktisch alles Land benutzt wurde, um (dies war das Ende der ersten Seite; die zweite ist eigentlich nicht nötig wiederzugeben)

Das ist ja'n Ding! Weil ich immer annahm, dass gegen Erweiterung/Ausdehnung von Zäunen/Hecken protestiert wurde, kam ich mit "domestic" nicht klar. Andererseits wusste ich, dass Ihr angeblich Euer Land "falsch" (zweckentfremdet) nutzt. Das alles passte für mich nicht zusammen. Ich danke Dir, dass Du mich "aufgeklärt" hast!

Nach dem Motto: "Es ist alles klar, niemand weiss Bescheid" frage ich, sind häusliche und landwirtschaftliche Nutzung klar abgegrenzt? Fallen Obst~ und Gemüseanbau nur unter häusliche Nutzung? Und worunter fallen Blumenbeete?

So gesehen ist "Extension to domestic curtilage" ja reine Poesie. Ihr habt die "Umfriedung erweitert" oder den "Innenhof vergrössert" und seid in ein Gebiet vorgestossen, wo häusliche Dinge tabu sind".

Ich hoffe, dass Ihr mit Eurem Einspruch Erfolg habt.
(Hatten wir, aber erst nach zwei Jahren und nochmaligem Brief an den Landrat.)

Montag, 23. April 2001

Zunächst noch einmal herzlichen Dank für Deine Post vom 28. 3., 9. 4., 10.4. und 11.4. mit den vielen interessanten Geschichten und vielen netten Worten und den vielen (na ja, nicht viele, aber einige ) Möglichkeiten zum meckern oder lästern (nicht lässtern), das war die erste.
Nachdem ich mich einigermassen erholt habe von den kraftraubenden Übersetzungen und der schweren Hausarbeit, und nachdem meine Arme und Beine nach dem anstrengenden Einkaufen, Fensterputzen, Gardinenwaschen etc. wieder in etwa normal reagieren habe ich mir gedacht (ja, manchmal denke ich auch noch), es wird eigentlich Zeit, Deine Post zu beantworten. Das ist doch wohl ein lobenswerter Gedanke!?

Zunächst hatte ich vor, Deine Post der Reihe nach "abzuarbeiten", obwohl das ja eigentlich keine "Arbeit" sondern eher ein Vergnügen ist. Im Prinzip werde ich auch so verfahren, mit einer - sehr schönen - Ausnahme. Es handelt sich um die "neuerworbene Technologie". Dein Vorschlag "neuerworbene Technologie" ist o.k., wenn Du damit sagen willst, "neugekaufte T.". Nicht o.k. ist Deine Meinung, dass man "Kenntnisse erwerben" kann, Kenntnisse kann man sich "aneignen" (s. Duden), nicht erwerben (kaufen). Das ist eine herrlich verzwickte Angelegenheit (typisch Deutsch?). "Aneignen" hat mit "lernen" zu tun: Englisch lernen, lesen lernen, Klavierspielen lernen usw., ich eigne mir Kenntnisse an. Erwerb hat mehr mit Leistung und Gegenleistung zu tun. Arbeit/Lohn z. B., oder Kauf gegen Geld. Anders gesagt, weil ich etwas leiste (Arbeit) erwerbe ich mir die Gegenleistung (Lohn), oder wenn ich etwas erwerbe (kaufe), zahle ich mit Geld (Gegenleistung). Dann gibt es noch den Erwerb von Todes wegen. Weil ich der Erbe (laut Testament) eines Verstorbenen bin, erwerbe ich (erhalte, bekomme ich) vermögenswerte Rechte (- aber auch Schulden kann man erben!). Ich hoffe, Deine Verwirrung ist ausreichend.

Nun aber der Reihe nach, und da sagst Du: " ... die Fehlliste fehlt immer noch. Wundert Dich das?" Die Fehlliste heisst doch so, weil sie fehlt (leider)!

Zwei Blaumeisen haben in Eurem früheren Briefkasten ein Nest gebaut. Das ist doch nichts Besonderes. In unserem Vogelhäuschen haben auch zwei Meisen ein Nest gebaut. Ich nehme an, sie wollen dort brüten und junge Meisen aufziehen, wie sie es schon in den vergangenen Jahren getan haben, wobei "aufziehen" nicht mit "Uhr aufziehen" zu verwechseln ist, gemeint ist "grossziehen". Ja, auch die "German language" hat es in sich! Es ist übrigens ganz normal, dass zwei Meisen dieser Tätigkeit nachgehen, eine Meise allein habe ich dabei noch nicht beobachtet. (Bin ich nicht gut "drauf"?)

John hat ... an strategischen Stellen in der Garage Löcher gebohrt ... - was sind strategische Stellen?

Ihr habt "slug pellets" ausgestreut, weil die Schnecken Eure Pflanzen "abgemäht haben. Slug = Nachtschnecke (also ohne Kleidung) und pellets = Kügelchen (for gun) = Schrotkugeln, logische Folge: Ihr müsst nicht "ausstreuen" sondern auf die Schnecken schiessen!

Molly (heisst sie nur so, oder ist sie so?) und Arnold sind ja "nette" Freunde, halsen Dir Arbeit auf - Du hast ja sonst nichts zu tun - und Du backst Knusperhäuschen (zu Ostern) und bist auch noch übereifrig mit dem Eierbaum. Vier Tage hat das gekostet! Und John schweigt still? Hat er Dir nicht "die Ohren langgezogen"? Das verstehe ich nicht. Deiner Einsicht: "Ich bin wirklich blöd", kann ich nur zustimmen, typisch Ostkamp (nicht alle!), like Hilde and Helmut. Ich meine, man muss auch mal nein sagen (obwohl es schwer ist).

Wir (ich weniger, Hilde ständig) schauen stets die Sendung "Wer wird Millionär?" Deine Bewerbung für diese Sendung ist für uns eine Überraschung. Ich meine, nicht nachlassen! Muss man telefonieren oder kann man sich auch schriftlich (billiger) bewerben? Allerdings gibt es ja zunächst zwei Hürden zu überwinden und viel Glück gehört auch dazu, selbst wenn man ein gutes Allgemeinwissen hat, was ich bei Dir unterstelle. Wir würden uns riesig freuen, Dich beim Jauch zu sehen.

Ich wär' so gern beim Günter Jauch.
Dann hätte ich die Chance auch
auf das tatsächlich "grosse Geld".
Das ist es, was mir wirklich fehlt.

Von Eurem Besuch bei der Firma in Loughborough (toller Ortsname) wegen Johns Rente hast Du mir schon am Telefon erzählt. Es ist erfreulich, dass Ihr ein besseres Einkommen haben werdet als Ihr geglaubt habt. John bleibt aber weiterhin vorsichtig und sparsam. Das ist lobenswert.

Beim Durchlesen von Seite 2 gefiel mir auf einmal nicht mehr das, was ich über die eine Meise geschrieben habe. Obwohl es mehr als Witz gemeint war, könnte es missverstanden werden, es ist keinesfalls böse gemeint! Aber mir ist zu diesem Thema noch etwas eingefallen. Wie Du weisst, waren wir am Ostersonntag bei Ursula und Jochen. Vor dem Küchenfenster hat Ursula in den dort stehenden Sträuchern Meisenknödel aufgehängt. Während des Nachmittagskaffees (nicht Kaffe, es heisst ja auch coffee) begann für uns - wie Jochen sagte - die "Peep-Show". Meistens kamen Meisen um zu futtern, ab und zu auch mal ein Rotkehlchen, das wurde aber von den Meisen schnell verscheucht. Ich hatte dan Eindruck, dass die Meisen so frech waren wie sonst die Spatzen. Von denen sieht man kaum einen (angeblich vom Aussterben bedroht), obwohl es noch vor einigen Jahren jede Menge gab. Fast zutraulich sind bei U/Jo. die Eichhörnchen. Sie klettern an der Hauswand (rauputz = alte , Rauhputz = neue Schreibung) hoch zum Balkon und holen sich die dort liegenden Nüsse. Eines ist sogar schon einmal durch die offen stehende Tür ins Schlafzimmer gekommen und hat sich dort die Stofftiere "angesehen". - "Unser" Meisenpaar ist zur Zeit noch beim Nestbeu. Wenn erst die Jungen geschlüpft sind, geht es hier richtig "los". Die Alten fliegen vom frühen Morgen bis zur Dunkelheit unermüdlich (wie die kleinen Tiere das nur schaffen?) und schleppen Futter heran. Viele Sorten, meist schädlicher Insekten. Darum sind die Meisen ja so nützlich. Ausserdem sind sie sehr auf Sauberkeit bedacht und "arbeiten" rationell. Nach der Fütterung tragen sie den Kot der Jungen hinaus, lassn ihn auf (über) der Wiese fallen und düngen so noch den Boden. Für Grossgrundbesitzer" mit einem schönen Obstgarten wäre es sicher sinnvoll, einige Nistkästen für Meisen zu installieren. Das wäre eine preiswerte und "ertragreiche" Investition. - In den Wintermonaten hänge ich neben Meisenknödeln auch noch ein Futterhäuschen auf. Dann lassen sich ausser den Meisen hauptsächlich amseln sehen und - ich nehme an, aus Dank - sch...... sie den Balkon voll. Die Reinigungsarbeit - dreimal in diesem Winter - ist dann ganz schön beshi.... . Ausser Meisen und Amseln oder Drosseln lassen sich ab und zu mal Grünfinken, ein Rotkehlchen (immer nur eins), mal ein Baumläufer und in diesem Jahr schon mehrmals ein Dompfaff-Pärchen. Er mit seinen leuchtenden Farben und sie etwas unscheinbar. Bei den Menschen ist es ja meistens umgekehrt.

Da wir gerade beim Federvieh sind - bei Hühnern ist ja auch der stolze Hahn mit seinem schönen Federkleid der "Star". Aber Eure Hühner sind ja nicht unscheinbar und ausserdem sehr fleissig, was ja die "Eierliste" überzeugend beweist (danke für die Liste). Leider ist die Liste nicht aktuell und gibt nicht den Leistungsstandard der Hühner wieder. Das ist schade für die Hühner. Die Liste beginnt ja mit der Anfangsphase der Eierlegerei im September 2000. Da übten die Hühner noch, auch Eierlegen will gelernt sein, und doch sind die Durchschnittswerte ganz annehmbar, werden aber den Hühnern in keiner Weise gerecht. Ich habe mir den Zeitraum 1. Januar (first time 12) bis 10. April vorgenommen (für den wegkopierten 31. 3. habe ich 10 Eier angenommen), und komme zu folgendem Ergebnis: 100 Tage (ein sehr schöner Divisor), 1152 Eier, dass heißt nach Adam Riese die Hühner haben pro Tag 11,52 Eier gelegt. Das ist hervorragend! Es bleibt nur die Frage, welches Huhn hat nur 0,52 Eier gelegt? - Du musstest eine Entscheidung treffen: Brief an mich weiterschreiben oder Hühner rauslassen. Dass Dir die Hühner wichtiger sind als Dein Bruder stimmt mich traurig, es war aber die richtige Entscheidung. Das muss ja schlimm sein mit dem schlammigen Hühnergehege. Gibt es keine Möglichkeit Abhilfe zu schaffen? Dann haben die Hühnermädchen einen schönen Nachmittag mit Dir im Garten verbracht mir Kraftfutter für's Eierlegen (haben sie denn noch keinen wunden Hintern?). Ich sehe es direkt vor mir, der Hühnerhaufen beim Würmer picken und Du als "Oberglucke" ,mitten drin. Ein schönes Bild!

Unterwegs habt Ihr Fish&Chips (Fisch und Pommes) gekauft. Was ist das für ein Fisch, immer die gleiche Sorte?

Johns Mutter wird mir immer sympathischer, 90 Jahre und so ein "dicker Kopf". Man muss die Frau bewundern, diese Energie. Ich kann mir gut vorstellen dass sie sich wünscht, dass Ihr sie sofort aus dem Krankenhaus holt und ihr jeden Tag in ihrem Haus Gesellschaft leisten sollt. Ich kann mir auch vorstellen, dass sie es auch ohne Mantel und Schuhe schafft, aus dem Krankenhaus zu "entkkommen". Fussfesseln kann man ihr ja nicht anlegen. Das alles ist für Euch eine Belastung. Ich drücke die Daumen für einen guten Ausgang der "Geschichte".

Dass sich eine Gruppe der Meuterer von der "Bounty" auf Pitcairn Island angesiedelt haben und die Nachkommen dort noch leben habe ich mal "irgendwo" gelesen.
Es ist schlimm mit der Maul~ und Klauenseuche. Auch bei uns waren in den Zeitungen schlimme Bilder zu sehen. Wie wird das enden?

Zur ... Kalbfleischsülze, keine Nachfrage ... habe ich noch eine Frage. Du schreibst, dass man Dir hätte antworten können: Madam, there is not sufficient demand for it to justify our stocking this item. Was mich hier stört, ist "our stocking". Ich würde Deinen Satz so übersetzen: Gnädige Frau, dafür gibt es keine ausreichende Nachfrage, um zu rechtfertigen diesen Artikel zu lagern. - Müsste es nicht heissen: Madam, there is not sufficient demand for it to justify to store this item up?

Die Wette, dass die "Rasur" meiner Impatiens erfolgreich sein wird, hast Du wohl gewonnen. Bis jetzt macht sich die Pflanze gut. Dagegen scheinen die Samen in diesem Jahr ein Flop zu sein, wohl zu früh ausgesät.

Wasser trinken ist wirklich sehr wichtig. Dass man 8 Glas pro Tag trinken soll ist mir neu. Diese Angabe ist doch sehr vage. Gläser gibt es doch in unterschiedlichen Grössen, von 0,1 bis 1,5 Liter. Besser ist da doch eine Angabe in Litern und man sagt, 2 - 3 Liter pro Tag. Ursula z. B. schwört auf 3 Liter. Wenn sie zu uns kommt, hat sie immer ihre 1 ½ Literflasche Wasser (ohne Kohlensäure) dabei.

2 oder 3 Goldfische, ich muss nicht lässtern (schon erwähnt), und von wegen "blindes Huhn"! Sicher sind Fische sehr schnell, zwei sieht man und einer davon verschwindet (nicht schwuppdich, sondern schwuppdiwupp) in Wasserpflanzen (ist der Mensch pingelig!). Fazit: Die Fische müssen gekennzeichnet werden, vielleicht mit einem farbigen Ohrring? - Das blinde Huhn - da sagt man doch: ein blindes Huhn findet auch einmal ein Korn (every dog has his day). Abgewandelt heisst es: ein blindes Huhn trinkt auch mal ‚nen Korn.

Ja, es ist schon toll, dass wir am 13ten März geheiratet haben, das war ein Freitag! Freitag, der 13.! Für Abergläubische ein Unglückstag! Stimmt ja auch (für mich), 48 Jahre habe ich die gleiche Frau.

Und noch mehr
gibt das Datum her.
3 x die 3,
reimt sich auf Ei!

13. 3. 1953. Nein, wir fühlen uns nicht alt, aber etwas "klapprig" sind wir schon. Ich habe Johns Geburtstag für den 30. 5. vermerkt, danke für den Hinweis. Zunächst hatte ich Dich in Verdacht (Falscheintragung wegen Falschmeldung), ich war mir aber nicht sicher. Also im Vorjahres-Leporello nachsehen und siehe da, 30. 5., ein transference mistake, excuse me!

Danke für den Hinweis auf den Naturpark in Moira. War mir auf der Karte garnicht aufgefallen, scheint ein sehr schöner Park zu sein.

Selbstverständlich ist es wichtiger, Deinem Mann beim Kartoffel~ und Zwiebelsetzen zu helfen als in Herne anzurufen. Du schreibst vom Wetter und dass der 11. 4. der beste Tag der Woche werden sollte. Bei uns war der 11. 4. trocken, 10 - 11 Grad, mit dem Aprilwetter hatten wir bisher ja nur Ärger, momentan bahnt sich wohl Besserung an, heute hatten wir Sonne und 6 - 16 Grad. Der schönste (und leider auch der einzige) Tag im April war der 2. 4., Sonne und 11 - 25 Grad! Leider nur eine "Eintagsfliege". (Nachvielen vergeblichen Fangversuchen sagte die Katze zur Fliege: "Warte nur, morgen krieg' ich dich". - "Ätsch", sagt die Fliege, "Pech gehabt, ich bin eine Eintagsfliege".)

Du musst keine Schuldgefühle haben weil Du glaubst, mir mit Deinen Antworten nicht gerecht zu werden. So, wie es mit der Post zwischen uns läuft, finde ich es durchaus in Ordnung. Di wirst mir noch sympathischer (als Du schon bist), weil Di meine Ansicht über die neue Rechtschreibung teilst.

Meine Schrifttype ist: Printwheel, Prestige, Pica 10. Dass bei meinem "späten Lernen" eine Riesenmenge neuer Dinge auf mich aukommen wird, habe ich schon gemerkt.

Danke auch für die Kopie "Lord of the Manor". Ähnlich sieht es in meinem Wörterbuch aus.

Auch bei uns sind viele Osterglocken zu sehen, am Rathaus, an Strassenrändern. Dank de miesen Wetters haben sie sich lange frisch gehalten.

Zum Schluss sagst Du dass der Brief weg muss und die Hühner rauswollen. Woher weisst Du letzteres? Rufen (gackern) sie etwa nach Dir?


Dienstag, 24. April 2001

Herzlichen Dank für Deinen Anruf heute vormittag. Leider war ich nicht zu Hause, aber Hilde hat mir gesagt, dass meine Post angekommen ist, und das ist immer beruhigend.

Ich kann nicht glauben, dass Du wirklich meine Worte: "Sprechstunde nur bis 21 Uhr" ernst genommen hast!? Du darfst nicht jeden "Quatsch", den ich Dir erzähle, für "bare Münze" nehmen! Es ist doch selbstverständlich, dass Du jederzeit anrufen kannst! Das gilt ohne Einschränkung! (Gerne hätte ich geschrieben: Du darfst immer anrufen, auch nachts, wenn es vor 24 Uhr ist. Rund um die Uhr darfst Du auch anrufen, aber bitte nur im Notfall, z. B. wenn John Dich verlassen hat oder ein Huhn gestorben ist etc., ich tu's aber nicht!) Ich verspreche Dir, mich in Zukunft präziser auszudrücken, falls mich nicht die Lust zu "Wortspielereien" packt (es ist schlimm mit mir).

Hilde hat Dir ja erzählt, dass Jochen's Mutter (82 Jahre alt) gestern abend verstorben ist. Sie wollte nicht mehr leben, hat nichts mehr gegessen. Warum? Niemand weiss es. Wir bedauern ihren Tod sehr und sind sehr traurig. Wir haben viele schöne gemeinsame Stunden verbracht, wir waren uns von Anfang an sympathisch, wir lagen auf "der gleichen Welle". Nie gab es ein böses Wort zwischen uns. Wie Günter (Jochens Vater, er wird im August 89 Jahre alt) damit fertig wird, müssen wir abwarten. Schade, aus und vorbei.

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