3. Oktober 2001
Feiertag, Tag der Deutschen Einheit.

Liebe Traudel!
Obwohl ich mich gestern telefonisch für deinen Brief vom 28. 9. bedankt habe und ich der Meinung war, dass eine Antwort darauf nicht erforderlich sei, bin ich heute anderer Ansicht.

Einfach den Brief abheften in der Mappe (Aktenordner, 8 cm breit, fast voll) "Post Traudel/John" - kann man doch nicht machen. Hinzu kommt, dass heute kein normaler Tag ist, Feiertag eben, keine Bild-Zeitung, vormittags Regen, nachmittags Sonne. Man glaubt es sei April, zum Glück lief wenigstens das Kniffeln einigermaßen gut für mich. Nachdem ich den Vogel gebadet habe (er hatte schon "gemeckert", er weiß, dass heute Mittwoch = Badetag ist, ein schlaues Kerlchen), habe ich nun etwas Zeit für einen Brief.

Mit dem Wort "Zeit" habe ich den Übergang zu deinem Brief gefunden. Du hast wenig Zeit zum Scheiben und für andere Dinge, vieles bleibt liegen, bleibt ungetan. Du siehst den Garten von allen Fenstern und möchtest überall Ordnung machen, aber du malst. Leider hast du nicht erwähnt, ob du die Fester öffnest oder ob du bei geschlossenen Fenstern durch die Scheiben in den Garten schaust. Ist letzteres der Fall bedeutet das, dass die Scheiben sauber, also geputzt sind und man durchschauen kann. Da du keine Zeit hast nehme ich an, John putzt die Fenster, stimmt das? Falls gewünscht - ich bin ein leidvoll erfahrener Fensterputzer, könnte Tips geben.

Die Laufzeit deines Briefs: Freitag, 28. 9. abgeschickt, Dienstag, 2. 10. angekommen = 4 Tage!? Stimmt nicht! Abgestempelt am 28. 9., 07.37 pm. Am Samstag arbeitet kaum jemand, am Sonntag niemand. Bleibt nur noch der Montag, denn am Dienstag, 8.30 am, war der Brief bei uns im Briefkasten. Also 1 Tag + 2 Nächte = tolle Laufzeit.

Deine Bilder - ich kann mich nicht genug wundern, diese Farben! Diese Motive, toll. Ich kann nur nochmals gratulieren und ich bin ziemlich sicher, dass sich deine Karten gut verkaufen lassen. Was aber machst du mit den Aquarellen? Werden sie auch zum Kauf angeboten?

Eigentlich stimmt es, dass ihr immer_währenden (_= neue, h = alte und neue Rechtschreibung, ich kann es nicht lassen, eigene Fehler zugegeben) Urlaub habt. Wann aber fahrt ihr mit dem Fahrrad, sind die Golfschläger schon angestaubt? Es hilft nichts : Garten verkleinern = Arbeit ersparen = Zeit gewinnen für andere Dinge. Nicht unbedingt Zeit fürs Briefe schreiben. Ich betone nochmals, lass dir Zeit mit Briefen an mich, du hast wichtigere Dinge zu tun. Ich würde dir ja gerne Zeit schenken, etwa 2 bis 3 Stunden täglich von meiner Zeit, aber wie sollte das gehen?

Ich glaube dir gerne dass ihr keine Langeweile kennt. Bei euren "Mitbewohnern" wie Sam, Siggi, dan anderen 11 Hühnern und Harlequin ist das ja auch kein Wunder. Und wenn du dann noch mit Hühnern nach der Katze schmeißt kommt bestimmt keine Langeweile auf. Aber John wird dich doch nicht wirklich bei Maria verpetzen?

Alles Gute für euch, bleibt gesund.
Herzliche Grüße von uns an euch. Helmut.


Herne, 5. Oktober 2001

Liebe Traudel!
Es ist 21 Uhr, 2 Stunden nach unseren Telefonaten. Ich habe inzwischen Abendbrot gegessen, etwas TV (Günter Jauch) geschaut, mich gebadet, und ich hoffe, dass dein John wohlbehalten zurück ist. Hat er keine Probleme gehabt mit anderen Schwimmern (-innen), kein Zusammenstoß, kein Wasser geschluckt? Dann ist es ja gut.

Nochmals Dank für deine Briefe vom 30. 9. und 2. 10., darauf werde ich - nur kurz - antworten. So ein direkter Antwortbrief ist ja etwa so etwas wie ein E-Mail, nicht so schnell, man könnte so einen Antwortbrief als "slowly E-Mil" bezeichnen. Er hat ja auch Vorteile: Die Antwort fällt wegen des vorhergegangenen *) Telefonats erheblich kürzer aus, er kostet - noch - kein Porto, weil er quasi eine Beilage des "Sowieso-Briefs" ist und - sehr wichtig - es häufen sich keine Briefschulden an.
*) Ein langes Wort - kennst du ein Wort mit fünf "z"? Adzventzkranzkerzenanzünder!

Unsinn, ich wollte doch deine Briefe beantworten. Bei manchen Menschen "gehen die Pferde durch", bei mir spielen - manchmal - die Gedanken verrückt, verselbständigen sich und bringen Unsinn hervor. Der Brief vom 30. 9.: Die fleißigen Lieschen - ich überlege noch, was du mit "einige" Samenkörner meinst. Zu gegebener Zeit erhältst du Nachricht. - Die Grußkarten sind zu teuer - ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil. Nachdem ich einige Karten gesehen habe gebe ich Pearl Recht, du "verkaufst dich zu billig".

Nein, ich bin nicht mehr verwirrt wegen "egg", "eggstatic" usw, nachdem ich die "Dear Doosie"-Seiten 36 und 98 gelesen habe. Die Aussprache bleibt also mir überlassen, Hautsache, ich werde verstanden. Woher aber weiß ich, ob ich verstanden werde?

Du bedankst dich für vier Zweizeiler und von dem Bullen gefällt dir die zweite Version besser, musst aber gegen "alt und grau" (und "hochbetagt" im ersten Vers) Vorstellungen erheben. Vorstellungen? Wäre eventuell "Einwände" nicht besser? Für "Bulle" könntest du auch "Helmut" einsetzen, nur müsste der erste Vers umgestellt werden:

Da ist der hochbetagte Helmut,
lernt immer noch, und das ist gut.

Passt doch, oder?

Nun zu einem etwas schwierigen Thema (für mich, sicher auch für John). Ich verstehe sehr gut seine Gedanken (weil ich auch so denken würde), dass er für meine angeblich so "freigebige" Hilfsaktion sich in irgendeiner Form bedanken möchte. Aber was ist denn dran an dieser so "großmütigen" Aktion? Ich habe ihm doch nur Briefmarken geschickt, die ich nicht mehr brauchte, mehr nicht. Ich fürchte nur, das wird ihn nicht zufrieden stellen.

Was kann man (er) also tun? Frisches Gemüse schicken oder gut verpackte Eier? Nein, das ist nicht die Lösung. Darum ist mir die Sache mit den Malediven eingefallen was nicht ohne Folgen blieb. Meine Frau möchte nämlich gern nach Mexico (gesprochen: Mechico)! Zunächst müssen wir (meine Frau und ich) uns erstmal auf ein gemeinsames Reiseziel einigen, bevor wir John unseren Wunsch bekannt geben. Das dürfte allerdings eine Zeit dauern, vielleicht eine lange Zeit, eventuell eine sehr lange Zeit. Wenn wir uns dann endlich geeinigt haben, es könnte in der "Mitte" liegen, etwa Kreta (soll sehr schön sei sagen Ursula und Jochen, beide fliegen übrigens Montag, 8. 10. für 1 Woche nach Mykonos) oder Lanzarote (soll sehr schön sein, sagt Rosi die z. Zt. auf Gran Canaria ist), taucht das nächste Problem auf.

6. Oktober 2001

Wie kommen wir an unseren Urlaubsort? Meine Frau steigt in kein Flugzeug, nicht für Geld und gute Worte. Damit dürfte klar sein, dass es mit meiner "Wunschreise" nichts wird, und das ist gut so.
(Kleine Anmerkung: Schade dass Hilde sich einfach nicht dazu bringen konnte in ein Flugzeug zu steigen. In meiner ersten Ehe, als wir an vielen schönen Stellen in der Welt wohnten wie zum Beispiel Zypern, scheiterte ein Besuch von H+H nur daran. Und John und ich waren überzeugt dass Helmut uns sonst furchtbar gerne hier in Coleorton besucht hätte.)
Wir gehen hier von falschen Voraussetzungen aus! Wir meinen, John müsste mir in irgendeiner Form dankbar sein, aber genau das Gegenteil ist der Fall! Ich müsste John dankbar sein (und bin es auch) dafür, dass er meiner liebsten Schwester die Lebensfreude zurückgegeben hat. Dafür, dass er für sie sorgt, dass er ihr ein guter, netter und freundlicher Ehemann ist und es auch bleibt, da bin ich sehr sicher. Darum sehe ich diese "Briefmarkengeschichte" als ein kleines Dankeschön an John. Schluss also mit dem Gerede von "Gegengabe" u.a., basta!

Eine letzte Sache aus deinem Brief vom 30. 9. muss ich noch aufgreifen, die mit den Kirschen. Ob du nun den Vögeln die Kirschen entrissen hast oder ihnen zuvorgekommen bist ist mir ziemlich egal. Was mir nicht gefällt, ist dass du in deinem Alter noch in Bäumen herumkletterst! Das ist gefährlich und verantwortungslos deinem Mann geenüber. Fällst du mal herunter und brichst dir irgendeine "Gräte" freut er sich bestimmt, weil er dich dann pflegen darf. Mädchen, du bist doch keine 16 (demnächst kannst du die Zahl umdrehen), lass also die Baumkletterei!
(Diesen Rat habe ich auch bis jetzt noch nicht befolgt - ich bin der Ansicht dass man solange "Leibesübungen" machen soll wie man eben kann.)

Nun noch einige Bemerkungen zum Brief vom 2. 10. - Nein, die "Jungfern" vermisse ich nicht wirklich, ich habe noch einige davon und immer, wenn mir danach ist, schaue ich sie mir an.

Du meinst also, meine Übersetzung der Inschrift des Sichtzeichens wäre gut, weil ich besser Deutsch kann. Das gleicht sich aber aus, du kannst besser Englisch!

Es ist wirklich eine große Gemeinheit was man dir mit der Inschrift-Platte antut.
(Ich hatte nach fertiggestelltem Aquarell von dem Millennium Memorial feststellen müssen dass die Inschrift- Messingplatte von der linken Seite in die Mitte "gewandert" war. Die Arbeiter mussten sie anfangs an der falschen Stelle befestigt haben)
Ich hatte mich wohl gewundert dass die Platte nicht in der Mitte war (wo sie ja auch hingehört), aber dann gedacht, in England ist ja manches anders als hier. Fehlt nur noch, dass die Platte nochmal "wandert", und zwar auf die Säule (fällt mir spontan ein: Säule sagt man in Schwaben für kleine Schweine, weiblich, die Schwaben verniedlichen ja gerne mit -le: Beim Abschied des Soldaten vom Wochenendurlaub sagt sie: "Es scheide tut weh", sagt er: "Es Schwänzle a"), um für weitere Sponsoren Platz zu schaffen.

Die lateinische Aufschrift auf dem Beaumont-Wappen - Erectus non Elatus - haben wir ja telefonisch geklärt. Zufall - heute entdecke ich diese Anzeige (Musterhaus-Besichtigung wurde angeboten mit Zufahrt von der Henin-Beaumont Straße) in der Tageszeitung. Eine neue Straße, direkt hinter der Fortbildungsakademie (die mit dem Solardach). Sollten das "eure" Beaumonts sein? Aufklärung eventuell über www.waz.de.

Ja, die "Markenflut" hat mir auch gut gefallen. Dieser Fortsetzungsbrief hat die "Ehre" im letzten Brief der Markenflut als Beilage zu dienen.

Uff, es ist geschafft, keine Briefschulden, alles abgearbeitet. Tatsächlich? Ich fürchte demnächst habe ich neue "Schulden".

Herzliche Grüße von uns an Euch, und danke für den Telefonanruf heute.
Helmut.

7. Oktober 2001

Liebe Traudel - was tust du mir an?
Village's marker for the millennium unveiled (Zeitungs-Englisch?) [Die Inschrift lautet: Wir, die Menschen von Coleorton, welche dieses vergangene Jahrtausend verabschieden, wünschen den Menschen des künftigen Jahrtausends Gottes Schutz und ewigen Frieden.] Daraus schließe ich: Hier ist ein(e) Erinnerungs~ oder Gedenktafel, ~Säule, ~Merkmal, ~Zeichen aufgestellt worden, die (das) an den Jahrtausendwechsel erinnern soll.
Du sprichst (schreibst) von einem Sichtzeichen, gefällt mir nicht. Im Text kommen folgende Worte vor:
Symbol = Zeichen (lt. Duden Wahrzeichen, Sinnbild u.z.)
Marker = Marke, Wendepunkt, Schild, Wegweiser
Sign = Zeichen, Anzeichen, Schild
Ich habe mich für "Erinnerungszeichen" entschieden.

Des Dorfes Erinnerungszeichen für den Jahrtausendwechsel enthüllt.

Die Dorfbewohner haben die offizielle Enthüllung ihres Erinnerungszeichens für den Jahtausendwechsel gefeiert.
Eine Woche nach der Enthüllung von Osgathorpe's Granit-Zeichen konnten die Dorbewohner von Coleorton ihr Symbol für kommende Generationen unverhüllt sehen.
Die Idee das große hölzerne Erinnerungszeichen aufzustellen erhielt Unterstützung von Dorfbewohnern, die Geschenk~ und Andenken-Artikel verkauften, solche wie Geschirrtücher, Teller und Kalender, und Veranstaltungen organisierten.
Es enthält den Dorfnamen und das Wappen der Beaumont Familie, welche in Coleorton Hall lebte, und wurde aus Eichenholz auf einem Granit-Sockel erbaut.
Das Erinnerungszeichen steht an der Kreuzung von Moor ~ und Ashby Road, und wurde mit einer Zeremonie enthüllt, gefolgt vom traditionellen Schweinebraten (Spanferkel-Essen?) und Unterhaltung.
Barry Webster, ein Mitglied der Coleorton-2000-Gruppe und Vorsitzender des Gemeinderats, sagte: "Es ist das Resultat einer Menge harter Arbeit über ein paar Jahre, und ist ein absolut unverwechselbares Zeichen."
Uff!

PS. Bestimmt gibt es ein besseres Wort für dies "Denkmal", denk mal darüber nach, mir ist nichts eingefallen.

Herzliche Grüße von uns an euch. Helmut.


10. Oktober 2001

Liebe Traudel!
Nun ist sie endgültig vorbei, die schöne Zeit der "Markenbriefe", leider.
Ich kann mir gut vorstellen, dass euch diese tägliche Post sehr fehlen wird. Ich befüchte, dass ihr eventuell Entzugserscheinungen haben werdet. Damit euch der Übergang vom "vollen ins normale Leben" nicht allzuschwer wird, werde ich an den kommenden Tagen sukzessive (also allmählich abnehmend) einige "Brieflein" "nachreichen".

Es ist eine einmalige Maßnahme vor allem auch deshalb, weil ich nicht möchte, dass du so ein Gesicht machst wie die arme Frau nach ihrer 3-fachen Schönheitsoperation.
Herzliche Grüße von uns an euch. Helmut.

(Anm.: Eine "Wildblumen"Postkarte kam, mit Hologramm-Ziffern 162 umrandet mit Lorbeerkranz. Alle Markenflut-Briefchen hatten eine Nummer, und diese sollte die letzte sein. Aber dann fand Helmut noch viel mehr Briefmarken zum verschicken!)

At last - the END!

Now I need a longer rest to recover.
The next letter will come the year after next. (It's only a joke)!

With kind regards. Helmut.

 

12. Oktober 2001

Der 2. Überbrückungsbrief!
Herzliche Grüße von uns an euch. Helmut.

Herne, 14. Oktober 2001

Nochmals herzlichen Dank für Deinen Doppelbrief vom 4. und 9. Oktober mit den vielen Fotos und meiner korrigierten Übersetzung der Badezimmer-Story. Obwohl ich ein wenig enttäuscht bin und gemerkt habe, wie wenig "English" ich kapiert habe, und obwohl Gerd sagte, dass ich gut übersetzt habe, und obwohl du mehrfach "sehr gut" an den Rand geschrieben hast, sind deine Korrekturen insgesamt gesehen fast länger als meine Übersetzung. Ich kann mir somit nur - höchstens - eine 3 minus zugestehen. Aber dazu später mehr, ich gehe "der Reihe nach" vor.

Die hüpfenden Kinder, die ein Erdbeben auslösen sollten. Ich hatte geglaubt, dass das Misslingen dieser Aktion auch in eurer Presse erwähnt wurde. In unserer Zeitung wurde es mitgeteilt. Der einzige "Erfolg" wären Blasen an den Kinderfüßen gewesen (that's a lie).

Cranger Kirmes - die 567. (oder so ähnlich, genau weiß ich es nicht), wir waren nicht immer da, aber oft, aber nicht in den letzten Jahren. Als Ursula noch "Kirmestauglich" war, jedes Jahr. Da ist dann sogar Hilde mit Ursula z. B. auf dem Kettenkarussell gefahren, ich mit ihr in der "wilden Maus" - lange ist's her. Sicher, das Gedränge war manchmal schlimm und Geldknappheit war auch gegeben. Da wurde das ganze Jahr über für die Kirmes gespart - in eine Spardose. Es war aber immer schön.

Ja, Tiere haben ihre Eigenheiten, besonders was das Futter angeht. Ursula wollte unserem/ihrem Karl mal etwas gutes tun, und hat ihm zwei besondere und teure Knabberstangen (mit Honig u.a.) gekauft. Hat er nur schief angesehen, nicht angerührt. Ich habe sie den Meisen zum "Fraß" vorgeworfen, die haben sie "verputzt". Katzen sollen ja, wie man hört, besonders eigen sein. Aber wieso ist Harlequin eine "sie", das passt doch nicht, es heißt doch "der" Harlequin, oder? Wäre sie eine Russin, müsste sie Harlequina heißen (= die Frau vom Harlequin, s. Gorbatschow, Gorbatschowa), wie ist das in England? (Towers, Towersa hört sich ulkig an).

Zum englischen NHS muss ich ja nicht viel sagen, obwohl es auch gute Seiten hat. Z. B. die, dass jetzt englische Kranke (in steigender Zahl) zu uns zur Behandlung kommen und somit unserem Gesundheitswesen (welches inzwischen auf bedrohlichen "Kosten-Krücken" geht) ein wenig "auf die Beine" helfen.

"Im Fußball geht es nicht um Leben und Tod, die Sache ist viel ernster". Ich weiß auch nicht, wer diesen Spruch zuerst gesagt hat. Er wird auch auf andere Dinge im Leben angewandt und immer dann, wenn eine Sache zu wichtig genommen wird. Darum ist er wohl als Ironie zu verstehen.

Auch ich bin der Meinung dass die Global City Rhein/Rhur eine tolle Idee ist, um dem Ruhrgebiet - wenn auch nicht gleich Weltgeltung - mehr allgemeine Geltung zu bringen. Die Voraussetzungen und der Wille sind dafür vorhanden, ich glaube aber nicht, dass ich die Verwirklichung erleben werde, warum? Es gibt im Ruhrgebiet einige Großstädte und etliche kleinere Städte, die sich untereinander nicht "grün" sind, die außerdem - jede für sich - ihr eigenes "Süppchen" kochen, ihre eigenen Interessen vertreten, wenn auch inzwischen erste zaghafte Versuche zur Zusammenarbeit zwischen einigen wenigen Städten unternommen werden, die dann von außerhalb scheel und eifersüchtig beobachtet werden. Hinzu kommt die total verfilzte Verwaltungsstruktur, in vielen Jahren gewachsen. In jeder Stadt gibt es gut bezahlte "Posten" wie Oberbürgermeister, Stadtdirektor, Verwaltungsdirektor, Referenten, Haupt~ und Unterabteilungsleiter usw, usw. Die meisten dieser Stellen sind mit Fachleuten besetzt, ich schätze so etwa 60 - 70%. Der Rest aber ist mit "Parteibuchleuten" besetzt, die zwar keine Ahnung, aber das richtige Parteibuch haben. Ergebnisse u.a.: Eine Straße wird aufgerissen, die Kanalisation wird erneuert. Nach Monaten ist alles fertig, das "Loch" wird endlich zugeschüttet und in der nächsten Woche wieder aufgerissen, die Post musste noch Telefonleitungen verlegen. Eine Woche später das gleiche "Spiel", die Stadtwerke mussten noch neue Gasleitungen verlegen, toll, was?

Noch schlimmer sind die Auswirkungen wenn Arbeiten über Stadtgrenzen gehen, z. B. unsere U-Bahn, ursprünglich geplant vom Hbf. Bochum über Hbf. Herne bis zum Hbf. Recklinghausen. Die Städte waren sich (sehr ungewöhnlich) einig, die Finanzierung (mit Hilfe des Landes NRW) stimmte, und es konnte losgehen. Da sagte plötzlich Recklinghausen "no", wir steigen aus, denn es könnte ja sein, dass Kaufkraft von uns nach Bochum oder Herne wandert. So endet nun die U-Bahn am Kanal = Stadtgrenze. Inzwischen ist die U-Bahn von Bochum bis zur Uni verlängert worden, und Recklinghausen fragt gelegentlich leise an ob man nicht die U-Bahn eventuell doch bis zum Hbf. Recklinghausen verlängern könnte!

Diese Beispiele, die nur für viele, sehr viele andere stehen, zeigen, dass es höchste Zeit ist für die Global-City Rhein/Ruhr. Leider gibt es noch zu viele Widerstände, wobei das Festhalten an den Posten (menschlich durchaus verständlich) wohl der größte ist. Die Städte sind verschuldet, klagen über mangelnde Einnahmen und dann wird Geld bis zum Gehtnichtmehr verschwendet. Offensichtlich ist es noch nicht in den Köpfen der Verantwortlichen dass man durch die Zusammenlegung von Dienstleistungen und Straffung der Verwaltung, die logischerweise mit Stellenabbau einher geht, immens Kosten einsparen kann. Eine schwierige, harte und undankbare Aufgabe. Wer schwingt den "eisernen Besen"?

Du warst also in "mid-sentence", weil ich einen Brief "abgebrochen" habe, und willst so etwas vielleicht auch machen. Hüte dich! Erstens: Warum willst du etwas tun, was dir nicht gefallen hat? Zweitens. Ich habe diesen "Briefabbruch" erfunden und ein Patent darauf. Ohne Lizenzgebühr darfst du so etwas nicht machen!

Inzwischen habe ich mit Gerd telefoniert , und er hat mir gesagt dass sie einen schönen Tag bei euch verlebt haben. Die Rückfahrt (über die Autobahn, wie ich vermutet habe) verlief gut, und sie haben es in ca. 2 ½ Stunden geschafft, das entspricht einem Durchschnitt von 56 Miles = 89,6 Km/h. Warum willst du denn das "bedächtige Fahren" deines Bruders zurücknehmen? Bedächtiges ~Fahren bedeutet doch nicht unbedingt langsam, eher besonnen oder vorsichtig. Und ich soll (muss!) "älterer Herr" zurücknehmen? Das ist doch eine wohlwollende, vornehme Bezeichnung für einen Mann im vorgeschrittenen Alter, den einige Wehwehchen plagen. Ich habe doch nicht "alter Kerl" oder "alte Krücke" gesagt! Und was mich betrifft, nun gut, hochbetagt muss ich wohl zurücknehmen, da fehlen sicher noch einige Jahre, aber auf alt und grau bestehe ich!

ARB = AnRufBeantworter.

Wegen der Gänsefüchen ("Emil")lege ich dir die 1. Seite deines Briefes vom 27. 9. bei (bitte zurück), dann kannst du dir bestimmt eher den Grund vorstellen, warum diese """ so sind. Sie erscheinen im ganzen Brief.

Die Gemüseanbaufläche um 50% reduzieren, das geht wider eure Pläne. Ich sehe schon, wem nicht zu raten ist dem ist nicht zu helfen.

John versorgt also immer erst die Tiere, bevor er frühstückt. Das ehrt ihn, er ist ein braver Bauersmann!

Die selbstklebenden Etiketten, bei uns sind noch keine abgefallen (Probe anbei). Die Deckel von dem "Ausgestrichenen" mit Waschbenzin befreien? Könnte eine Möglichkeit sein.

Nochmal danke für die Fotos. Der "Blick durch das Aquädukt" gefällt mir auch nicht. Aquädukt = über eine Brücke geführte antike Wasserleitung, so etwas gibt es bei euch? Die Schubkarre voller geernteter Früchte - tolle, große Früchte, ein Riesenkürbis. Habt ihr auch einen Eierbaum?
(Helmut frotzelt mal wieder - wir hatten ein Dutzend Eier oben auf die Schubkarre voller "Früchte" für das Erntedankfest gelegt.)

Zum Schluss zur Badezimmer-Story. Vorab das "Schiefgesetz", kannst du nicht kennen, steht auch nicht im Duden, es ist schlicht und einfach eine "Wortschöpfung" von mir.

Dankenswerter Weise hast du viele Anmerkungen und Verbesserungen gemacht. Nach meinem Geschmack sind es zu viele, darum kann ich mit mir nicht zufrieden sein. Dass ich nicht wusste dass "Bathroom Direct" eine Firma ist betrachte ich nicht als tragisch, dass ich aber "who's doing the work" mit "wo er arbeitet" übersetzt habe ist schon ziemlich schlimm. Das zeigt mir dass ich noch viel lernen muss. Vor allem ist mir klar geworden dass man nicht unbedingt wortwörtlich übersetzen muss. Ich danke dir für deine Hilfe.
Herzliche Grüße von uns an euch. Helmut.


15. Oktober 2001

Der 3. Überbrückungsbrief! Wäre doch gelacht, wenn ich nicht die "gesammelten Werke" los würde.

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