7. April 2002

1) Liebe Traudel!

Heute nur ein kurzer Gruß,
weil "dies Zeug" nach England muß.

7. April 2002

2)
Für dich ist's sicher (k)ein Genuß,
doch ich bin's los, und damit Schluß.

Herzliche Grüße von uns an euch, Helmut.



Herne, 17. April 2002

Liebe Traudel!
Nach unseren heutigen, mehrfachen Telefongesprächen weiß ich zwar dass es den Fasanen ganz gut geht (sie werden gefüttert u.a.), aber ich leide, und zwar sehr - an Informationsmangel. Mir fehlt dein 1. Brief (Seiten 1 und 2), darum kann ich noch nicht antworten.

Warum dein 2. Brief (vom 12. 4., 13. 4., 14. und 15. 4. - herzlichen Dank dafür) mit den Seiten 3 - 5 schon vor dem 1. Brief angekommen ist, ich weiß es nicht. Vorsichtshalber mache ich mal die Post (Englische - Deutsche?) dafür verantwortlich, denn ich glaube nicht dass der Brief noch irgendwo bei euch herumliegt.

Andererseits steht wieder eine Lieferung "Schnippelkram" an, mein Lager ist voll, es muss entleert werden. Allerdings ist es diesmal nicht nur profaner Schnippelkram, er ist durch drei sehr wertvolle Dinge ergänzt worden:
1. Ein Rezept aus dem Maggi Kochstudio mit einer Internet-Adresse, die dir 3000 (in Worten: dreitausend) raffinierte (was das heißt weiß ich nicht, ich weiß nur dass Zucker raffiniert wird) Rezepte liefert.
2. Zwei Lesezeichen und drei Geschenkanhänger, alles mit dem Mund gemalt. Kannst du dir das vorstellen? Ich bekomme seit längerer Zeit Postkarten, Kalender und solche o.a. Dinge von Mund~ und Fußmalenden Künstlern. Ich kann mir nicht vorstellen wie die das schaffen.
3. Wie könnte es ohne Verse sein? Vor einiger Zeit entdeckte ich in einer Zeitschrift die früheren Namen unserer Monate. Ich dachte mir, das wird dich interessieren. Ich hoffe sie gefallen dir:

Früher war, heißt's in der Sage,
fast alles schöner, ohne Frage.
Auf Monatsnamen trifft dies zu,
das Folgende beweist's im Nu.

Das Jahr beginnt mit JANUAR,
kalt ist er, die Luft meist klar.
Was vielen Menschen nicht bekannt -
HARTUNG wurd' er mal genannt.

 

Als nächster folgt der FEBRUAR,
auch oft kalt und neblig gar.
Scheint mal die Sonne, ist man froh.
Der HORNUNG ist nun einmal so.

Das erste Grün, das ist kein Scherz,
die ersten Blumen zeigt der MÄRZ.
Der LENZING hieß, drum singt man ja:
Veronika, der Lenz ist da.

 

Wer's Wetter macht, so wie er will,
das ist bekanntlich der APRIL.
Weil Ostern ihm meist innewohnt
hieß er wohl früher OSTERMOND.

Die liebsten Menschen, was nicht neu,
kommen zur Welt im Monat MAI,
ein schöner Monat mit frischem Grün,
der WONNEMOND, so nannte man ihn.

 

Es beginnt die echte Sommerzeit,
gegen Ende JUNI ist's soweit.
Als BRACHET*) kündigt er sodann
den Übergang vom Frühling an.

Im JULI geht es dann ins Heu,
und viele Helfer sind dabei.
Der Name HEUERT leuchtet ein,
er könnte doch nicht besser sein.

 

Für feife Früchte fängt alsdann
im Monat AUGUST die Ernte an.
Darum ist ERNTING sicherlich
ein schöner Name, finde ich.

Der Sommer geht, der Herbst ist nah,
der SEPTEMBER ist jetzt endlich da.
Dass der Sommer nun muss scheiden -
auch nicht als SCHEIDING zu vermeiden.

 

Der OKTOBER zeigt, wer hätt's gedacht,
Bäume in schönster Farbenpracht.
Blätter in Rot, Braun, Gelb, ganz echt.
Der Name GILBHART ist schon recht.

Der NOVEMBER ist meist nass und trüb',
bringt Nebel, keiner hat ihn lieb.
Er lähmt das Leben, jeden Schwung,
Drum hieß er auch wohl NEBELUNG.

 

Mit dem DEZEMBER geht das Jahr
zu Ende, wie's schon immer war.
JULMOND wurd' er mal genannt,
weil's Julfest vor der Türe stand.

*) auch als BRACHMOND bekannt.

Herzliche Grüße von uns an euch, Helmut (gen. John).

Herne, 18. April 2002

Liebe Traudel!
Nach 3 Wochen Trockenheit mit Sonnenschein und Temperaturen bis 20º ist am Dienstag (16. 4.) die Regenzeit angebrochen. Es regnet fast ununterbrochen und es freuen sich - na klar - die Gärtner, die Bauern und die Amseln (die Würmer kommen nach oben). Die Städter sind wohl nicht so glücklich (Sch.... Regen, immer mit dem Schirm rumlaufen), ich aber freue mich über den Regen, die Bäume u.a. wohl auch. Heute sah ich den Erfolg des Regens deutlich. Auf meinem Weg von der Post zur Lottostelle komme ich am Arbeitsamt vorbei. Vor diesem Amt stehen auf einer großen Wiese Birken und dahinter etliche Rotdornbäume. Dieses frische Grün, dahinter das zarte Rot - der Frühling ist die schönste Jahreszeit.

Aber ich (wie sagst du?) schweife ab, ich wollte (gedanklich war es schon klar) ganz anders beginnen. Ich wollte dir sagen, dass dein Brief mit den Seiten 1 und 2 - leider - noch nicht eingetroffen ist. Nun habe ich Zeit, für andere Dinge keine Lust, und wollte deine(n) Brief(e) beantworten, eine missliche Lage für mich. Denn, für "Mit die Ruhe nach die Reihe" fehlt der Anfang. Allerdings bietet der Brief mit den Seiten 3 - 5 genügend Stoff für eine Antwort. Ich werde also die letzten 3/5tel deiner Briefe jetzt beantworten, die ersten 2/5tel folgen dann im Anschluss.

Kommen wir also zunächst zu deiner anschaulichen Schilderung eures Osterfestes (etwas geschwindelt - die Kinder waren ja erst nach Ostern bei euch, tut aber der Freude keinen Abbruch). Es ist sehr erfreulich dass es mit Sis so gut geklappt hat, sie hat sich ja erstaunlich gut verhalten. So hattet ihr relativ ruhige Ostertage. Das änderte sich wohl schlagartig als die ersten Gäste (Kinder) eintrafen. Da ging es auch sicher "richtig rund" mit Verstecken, Eier anmalen usw. Das Tollste war ja wohl der Eierkauf im Postamt. Das Gesicht von Elaine kann ich mir gut vorstellen. Sei froh dass kein Reporter davon "Wind" bekommen hat. Eine Schlagzeile etwa "Eierlieferant kauft Eier im Postamt" wäre eine kleine Sensation gewesen. Hauptsache es war ein gelungener, schöner "Ostertag".

Wir hatten auch einen schönen 1. Ostertag. Wir - und Jochens Vater - waren von Ursula und Jochen zum Mittagessen ins Turmrestaurant des Fernsehturms in Düsseldorf eingeladen worden. Es war ein schöner Tag. Den 2. Ostertag haben wir dann ruhig zu Hause verbracht. Wir haben zwar keine Eier gefärbt und versteckt, wir hatten aber bunte Eier (10 Stück) vom Markt.

Du bist offensichtlich eine vielgefragte Frau die (günstigerweise) kaum eine Bitte abschlägt. So hast du, in Stellvertretung, 2 Riesentorten produziert und beim Vorbereiten und Servieren eines Abendessens für über 40 Gäste mitgeholfen. Wenn du nicht in den Himmel kommst, wer dann?

Der Sturm hat bei euch ziemlichen Schaden angerichtet, nicht nur das Garagendach, auch der Zaun wurde beschädigt. Ich kannmir vorstellen dass John harte Arbeit geleistet hat. Dein Lob hat er mit Recht verdient. Deine Schilderung, dass du beim Graben des großen Lochs für die Gunnera auf Ziegelsteine gestoßen bist, zeigt doch wieder einmal dass die Vorbesitzer - wer auch immer - viel "gesündigt" haben.

Die Fasane! Eine tolle Geschichte, lebendig geschildert, wäre als Zeitungsartikel geeignet! (Anm.: Mein Fettgedrucktes: Ich beneide dich um die Möglichkeit solche Tiere so "hautnah" zu erleben.) Aber du beschreibst das alles so gut dass ich die Geschehnisse förmlich miterlebe: "... das Fasanenweibchen ... an der Garage entlang ... Vorwärtsrucken mit dem Kopf, war voll erwartungsvoller Vorfreude ... sah, dass der Futternapf noch nicht da war ... blieb enttäuscht stehen. Da konnte ich nicht umhin, ging runter, fütterte die Katze, lies die Hühner raus (nein, ließ, kommt von lassen, lies kommt von lesen: Lies dies Buch - ich kann's nicht lassen) und füllte den Futternapf ... die Fasanin (neue Wortschöpfung, aber ich weiß dass du "Fasanenweibchen" meinst) ... blieb in der Nähe stehen und ... machte sich dann ran.

Auch die Beschreibung des Kampfes der beiden Hähne , "eurer" und der mit dem weißen Halsband, lässt mich am Geschehen teilnehmen. Es ist ja nichts anderes als ein Kampf um das Revier. Der Sieger ist der "Chef" und bekommt alle "Weiber". So gesehen hat John Recht: "It's the women!"

Die Schilderung vom "gave her a quick rogering" ist auch sehr interessant. Ich meine es ist lediglich ein Teilbereich des ÖPNV (Öffentlicher-Personen-Nah-Verkehr). Woher hast du das Wort "rogering" und was bedeutet es?

Insgesamt ist die "Fasanengeschichte" durchaus für einen Zeitungsartikel geeignet, mit kleinen Änderungen, versteht sich. Das ... ich war am bügeln, ... Sis lag noch im Bett ... könnte z. B. weggelassen werden. Erklärt müsste auch was es mit dem Futternapf von Siggi auf sich hat. Aber sonst, alles bestens!

19. April 2002

Leider ist dein Brief mit den Seiten 1 und 2 noch nicht angekommen, irgendetwas stimmt da nicht. Aber ich hatte dir doch erzählt, dass im vorigen Jahr ein Brief von Gerd 3 Wochen unterwegs war, als "Luftpost". Muss wohl ein sehr langsamer "Flieger" gewesen sein. Hoffentlich wird dein Brief nicht mit der gleichen Maschine transportiert. Was bleibt uns? Weiter auf "ein gutes Ende" hoffen.

Die Geschichte mit dem Grundstücksmakler, der euren Gemüsegarten "in aller Herrlichkeit" im Zusammenhang mit der Verkaufsofferte des Postamts zeigt, ist schon ein "dicker Hund". Spontan dachte ich: Dem müsste man mal "auf die Füße treten". Nach "näherem Hinsehen" glaube ich aber dass es schwierig wird. Er sagt (oder schreibt) ja wohl nicht dass der Garten zum Haus gehört. Aus dem Text geht lediglich hervor, dass hinter dem Haus (to the rear) ein landschaftlich schön gestalteter Garten ist. Auch der Einwand, dass er unerlaubt ein Bild eures Gartens veröffentlicht, würde nichts bringen. Er würde bestimmt kontern: Seien Sie doch froh dass ich - unentgeltlich - für Ihren Garten Reklame mache. Nehmt es mit Humor und freut euch dass euer Garten so gut ist dass er sogar als "Lockmittel" genutzt wird.

Der Witz von eurem Prediger - (Anm.: Ein Anstreicher strich ihm alle Wände im Haus an. Damit er mehr Gewinn für sich herausschlagen konnte verdünnte er die Farbe sehr. Als er dabei ertappt wurde sagte ihm der Prediger:" Re-paint and thin no more!", eine Veränderung des Bibelspruchs: "Repent and sin no more!")
Ich nehme an dass John beim Anstrich eures Hauses die Farbe nicht verdünnt hat. Er wäre zwar mit weniger Farbe ausgekommen, aber im Endeffekt hätte es nichts gebracht, außer Ärger und mehr Arbeit.

Des Antwortbriefes zweiten Teil
beschließ ich nun und wart' derweil
auf Briefchen eins, denn irgendwann
kommt es wohl mal in Herne an.

22. April 2002

Noch einmal - Liebe Traudel!
Wie schon am Telefon berichtet, dein Brief vom 10. 4. (mit Stempel vom 10. 4. pm) ist endlich eingetroffen.

So hat das Warten, Bangen, Hoffen
- wobei der Ausgang ständig offen -
sich gelohnt und zeigt uns allen:
Lass niemals deine Hoffnung fallen.

Allerdings werde ich den Verdacht nicht los dass du daran irgendetwas "gedreht" hast. Ich kann mir leider nicht vorstellen wie du es gemacht hast. Es ist ja nicht schlimm, und ich bin dir auch nicht böse deswegen, nun komm schon, verrate es mir.

Nun habe ich zwar behauptet (s.ob.), dass sich das "Warten gelohnt" hat. Ich bin nicht so sicher, eher etwas enttäuscht. Warum? Nun, die Lochung ist auf der falschen Seite, es sind keine zwei Seiten sondern nur eine (weswegen ich mich korrigieren muss, von 3/5tel und 2/5tel auf ¾ und ¼), und viel zu antworten gibt es auch nicht. Nur der "Dürer Hase" muss beantwortet werden (Turner mag ich auch sehr). Ich habe ja nicht behauptet dass dein Hase genau so gut oder gar besser als der von Dürer wäre (dazu fehlt mir die Kompetenz), er hat mich eben nur an Dürers Hasen erinnert. Warum? Hasen sehen sich nun mal ähnlich, und deiner ist dir besonders gut gelungen. Ferner ist es ja bekannt dass jeder Maler seinen eigenen Pinselstrich (unverkennbaren) hat. Du musst dich also nicht "verstecken". Wie hätte wohl ein Hase von Picasso ausgesehen? Einäugig wohl.

Neben einigen "Schnippeleien" lege ich heute einige Adressen bei. Mir gefällt schon seit längerem nicht dass deine Post ohne Absender ankommt. Um dir etwas Erleichterung zu verschaffen habe ich unsere Adresse beigefügt. Dies ist lediglich ein gutgemeintes Angebot! Falls Mehrbedarf vorhanden ist (auch mit gewünschten Änderungen), ich bin zu weiteren Lieferungen bereit. Das wäre es für heute. Alles Gute für euch, bleibt gesund.

Herzliche Grüße von uns an euch, Helmut.

PS. Das Wetter ist seit Samstag wieder besser, Sonne und Frühlingstemperaturen. - Denke bitte an die Kopie vom "verstempelten" Umschlag!

------------

 

<<  Letzter Brief

Briefe Übersicht

Nächster Brief  >>