Anfang Oktober 2002
Etwas zur (schweren) deutschen Sprache

(Anm.: Ausgelöst von einem Eintrag auf einem Kalenderblatt vom 4.10.2002:)
"Hast du gehört?
Unser Direktor ist von uns gegangen!" "Ja, und ich frage mich die ganze Zeit, wer da mit ihm gestorben ist." "Wieso mit ihm?"
"Na, in der Anzeige stand doch: Mit ihm starb einer unserer fähigsten Mitarbeiter ..."

Hier ist die Betonung ausschlaggebend: (Mit ihm starb ...)
Liegt die Betonung auf "mit", dann ist tatsächlich noch einer gestorben, liegt die Betonung auf "ihm", dann ist "er" gemeint.
Verschieden, verschiedene Dinge, verschiedene Mal, Verschiedenes, aber - dahingeschieden, verschieden = verstorben.

Situation: Mit Hilde (nach Friseurbesuch) in der Metzgerei. In der Auslage u.a. eine Roulade mit dem Schild: Roulade mit verschiedenen Füllungen.

Meine Frage (kein Scherz) an die Verkäuferin (sie kennt mich als Witzbold):
Unsere Oma ist kürzlich verschieden, ist sie jetzt etwa da drin?
Nein, nein, nein ... mit Gelächter.

Roulade ist übrigens auch so ein "Zwitterwesen": 1. Gerollte und gebratene Fleischscheibe, und 2. Virtuose Gesangspassage (Musik).

Geschickt, gesandt.
Ich habe dir einen Brief geschickt. Er ist handwerklich sehr geschickt. Ich sandte (sendete) ihr ein Fax.

Situation: Zwei Freunde in der Schule. Dein Vater wurde also als Botschafter nach Madrid geschickt. Nein, mein Vater ist ein Gesandter, kein Geschickter.

Nun weiß man nicht im Gespräch, ob bei "Geschickter" großes oder kleines "G" gemeint war. Bei kleinem "g" hätte er seinen Vater "heruntergemacht."



Für den 25. Oktober 2002:


(1.)Schon bald, es fällt mir grade ein
wirst du ein "Jährchen älter sein.
Das ist zum Traurigsein kein Grund,
Hauptsache ist, du bist gesund!

(2.)Es ist bekannt, im Lauf der Jahre
verliert man viel, auch manche Haare.
Dagegen nimmt, das ist der Clou,
man an Gewicht und Weisheit zu.

(3.)Das Erste, das mit dem Gewicht,
das wünsche ich dir wirklich nicht.
Ich wünsch' dir Weisheit, peu à peu,
denn weise bist du schon per se.


... Oktober 2002

(Anm.: Helmut machte sich immer besondere Mühe zu Geburtstagen,
mit der Aufmachung der Karten und Umschläge,
mit Aufklebern und ich-weiß-nicht-was.
Dieser Vers [nicht von Helmut] war in einem herzförmigen Rahmen aus ‚00',
mit der Schreibmaschine getippt und mit rotem Stift ausgefüllt

Liebe Omi Helen!
Die Welt braucht immer, heut' wie morgen,
die treuen Herzen die sich sorgen.
Sie braucht die hilfreich gute Hand,
sie braucht viel Liebe und Verstand.
Sie braucht, wer gäbe das nicht zu,
mehr Omis, die so sind wie du.

Liebe Traudel! Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag und alles Gute - vor allem Gesundheit - für die nächsten 62 Jahre.
Hilde und Helmut. Herzliche Grüße an John.


Freitag, 25. Oktober 2002


Heute hat meine liebste Schwester Geburtstag, sie wird 62 Jahre alt!
Alt? Es müsste "jung" heißen!

Liebe Traudel!
Sei mir bitte nicht böse dass ich dich schon wieder mit Post "belästige". Leider habe ich keine andere Wahl, mein "Lager" muss geräumt werden.

Damit John nicht traurig neben dir steht wenn du den Brief öffnest, habe ich für ihn einige Marken mitgeschickt.

Inzwischen wirst du die "Feierlichkeiten" anlässlich deines Geburtstages überstanden haben. Wir hoffen es waren schöne Tage für dich, auch für John.
Herzliche Grüsse von uns an Euch. Helmut.

PS.: Ich weiß nicht, ob ich dir schon mal das Folgende geschrieben habe. Es gehört wohl auch zum Thema "schwere deutsche Sprache". Diesmal handelt es sich um das Komma (nicht um "komma, gehma", sondern um den "," krummen Haken). Durch die Komma-Stellung kann man zwei gleichlautenden Sätzen unterschiedliche Aussagen "unterjubeln":
Der Lehrer, sagt der Pfarrer, ist ein Esel.
Der Leher sagt, der Pfarrer ist ein Esel.

------------

 

<<  Letzter Brief

Briefe Übersicht

Nächster Brief  >>